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Wochenkommentar: US-Märkte steigen auf Vor-Corona-Niveau

Wochenkommentar: Fed erhöht Zinsen erneut

In der vergangenen Woche konzentrierten sich die Märkte auf die Maßnahmen und Kommunikationen der Fed. Die signifikante Zinserhöhung der amerikanischen Zentralbank um 50 Basispunkte sorgte zumindest zunächst für Erleichterung, da die Investoren einen noch höheren Zinsschritt für möglich gehalten hatten. Dennoch zeigte sich die Börse zum Wochenschluss sehr nervös.

 

Die vielen marktbeeinflussenden Geschehnisse erfordern derzeit die volle Aufmerksamkeit der Investoren. Diese spiegeln sich in nervösen Märkten und einem negativen Marktsentiment wider. Das Umfeld, mit dem sich die Märkte konfrontiert sehen lässt sich durch folgende Einflussfaktoren skizzieren: steigende Zinsen und eine geldpolitische Verknappung, die eine Belastung für die Bewertungen darstellt; Inflationsdruck, der die Gewinnmargen belastet; Lockdowns in China, die weiterhin Schwierigkeiten in den Lieferketten verursachen; und ein Krieg in der Ukraine, der zu ernsten Störungen bei der Energieversorgung in Europa führen könnte. 

Unter dem Strich wird dies alles sowohl das Wirtschaftswachstum als auch das Wachstum der Unternehmensgewinne bremsen. Die entscheidende Frage für die Investoren lautet: Wie schnell und wie stark werden die Wachstumsraten fallen, und in welchem Maße ist diese Abkühlung bereits in den Marktpreisen enthalten? Pessimistische Investoren befürchten eine bevorstehende Rezession, während optimistische Anleger bereits nach attraktiven Einstiegsgelegenheiten suchen.

Was die Geschäftszahlen für das erste Quartal betrifft, haben die Unternehmen bislang die Erwartungen übertroffen. Dabei liegt der Schwerpunkt dieses Mal etwas stärker auf den Umsätzen als auf den Gewinnen. In einzelnen Teilsektoren gibt es Anzeichen für Margendruck aufgrund von steigenden Preisen für Einsatzgüter. Was Korrekturen an den Prognosen für die kommenden Quartale betrifft, ist der Ausblick ebenfalls im Rahmen, denn die meisten Unternehmen haben ihre Planvorgaben für das Gesamtjahr entweder beibehalten oder in manchen Fällen sogar angehoben. 

Es gibt aber auch Dissonanzen, die diesen relativ positiven Gesamteindruck trüben. Die Gewinnprognosen für die nächsten 12 Monate lassen sich durch die oben genannten Faktoren nur schwerlich treffen. Ohne unsere Augen vor potenziellen Chancen zu verschließen, ist daher zweifellos ein gewisses Maß an Vorsicht geboten. 

Anleihen: Zentralbanken geben den Ton an

Die Anleihemärkte wurden erneut von den Bemühungen der Zentralbanken, die ausufernde Inflation einzudämmen, geprägt. Während die Volkswirtschaften auf beiden Seiten des Atlantiks mit einer hohen Inflation zu kämpfen haben, sind die USA zusätzlich mit einem Überangebot an Arbeit konfrontiert, das deutlich höher ist als die Nachfrage durch potenzielle Angestellte. 

Die US-Notenbank Fed kündigte bei ihrer Sitzung am vergangenen Mittwoch erwartungsgemäß eine Zinserhöhung um 50 Basispunkte (Bp) und eine Verkürzung der massiv verlängerten Bilanz an. Fed-Chef Jerome Powell hatte bereits im Vorfeld angedeutet, dass die Notenbank ihre erste 50-Basispunkte-Erhöhung seit 22 Jahren beschließen könnte und dass dieser „große“ Zinsschritt womöglich nicht der einzige bleibt. 

Die Erwartung eines vielleicht noch entschiedeneren Vorgehen seitens der Fed führte im Vorfeld der Sitzung zu hoher Volatilität und drastisch steigenden Anleiherenditen: Der Zins auf 10-jährige US-Staatsanleihen erreichte den höchsten Stand seit 2018 und lag über 3 %. Auch die Rendite auf deutsche Staatsanleihen stieg und durchbrach erstmals seit 2015 den Widerstand bei 1 %. 

Doch die Marktteilnehmer reagierten erleichtert. Die angekündigte Zinserhöhung und Bilanzverkürzung entsprachen genau den Erwartungen, und Powell fügte hinzu, eine Erhöhung um 75 Basispunkte stehe nicht zur Debatte. Die Renditen am kurzen Ende, die in der Regel besonders stark auf bevorstehende Zinserhöhungen reagieren, erholten sich merklich.

Obwohl die Inflation in Europa immer noch überwiegend von den Energiepreisen geprägt wird, wächst die Sorge, sie könnte sich auf weitere Bereiche ausdehnen. EZB-Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel ging jüngst auf diese Gefahr ein und betonte, im Juli sei eine Zinserhöhung möglich. Die Aussicht auf eine restriktivere Geldpolitik der EZB hat die Renditen auf europäische Staatsanleihen belastet, vor allem in den Peripherieländern, die inzwischen immer attraktiver erscheinen.

Die Risikoprämien von Unternehmensanleihen sind sowohl im Investment-Grade- (hohe Bonität) als auch im Hochzinssegment weiter gestiegen. Das bevorstehende Ende der Anleihekaufprogramme der EZB – auch des Programms für Unternehmensanleihen – bedeutet den Wegfall eines wichtigen Unterstützungsfaktors bei Investment-Grade-Unternehmensanleihen. Die Stimmung der Investoren leidet unter der hohen Inflation, der Angst vor einer Energiekrise, die durch die Unterbrechung der russischen Gaslieferungen an Polen und Bulgarien verstärkt wird, und den strengen Corona-Maßnahmen in China, durch die Störungen in den Lieferketten wieder im Fokus stehen.

Diese Woche stehen erneut wichtige Wirtschaftsdaten an. In den USA und in Deutschland liegt das Hauptaugenmerk auf den Inflationsdaten (VPI), weil die Teuerung in letzter Zeit durchgehend über den Erwartungen lag. Darüber hinaus wird der ZEW-Index (der den Optimismus unter Analysten misst) zeigen, ob sich die Konjunkturprognosen von der jüngsten Schwäche erholen können.

 

Der vollständige Marktbericht steht unseren Kunden wöchentlich zur Verfügung.

 

Foto: Christian Carollo / Shutterstock.com