Javascript is required
 

Wochenkommentar: Erstklassiger Jahresauftakt

Wochenkommentar: US-Märkte steigen auf Vor-Corona-Niveau

Weltweit sind die Aktienmärkte zum Jahresbeginn weiter gestiegen. Eine Reihe von Faktoren, die sich im vergangenen Jahr positiv auf die Aktienmarktentwicklung auswirkten, spielten auch in der ersten Handelswoche des neuen Jahres eine Rolle.

Trotz der Unruhen in Washington DC, wo Horden von Trump-Anhängern das Capitol, den Sitz des US-Parlaments, stürmten, erreichte der Dow-Jones-Industrial-Index ein neues Rekordhoch. Gute Zahlen vom amerikanischen ISM-Fertigungsindikator für Dezember und das Sitzungsprotokoll der Fed, aus dem hervorgeht, dass die US-Notenbank ihr Anleihekaufprogramm fortsetzt, kamen vor allem zyklischen Aktien und Value-Titeln zugute. 

Das Ergebnis der Senatswahl in Georgia, das den Demokraten die Kontrolle über beide Häuser des US-Kongresses beschert, unterstützte diesen Markttrend. Die sogenannte blaue Welle, die dazu führte, dass die Demokraten sowohl den Präsidenten stellen als auch die Mehrheit im Repräsentantenhaus und im Senat erringen, könnte die Inflation und die Zinsen steigen lassen, was vor allem zyklischen Sektoren zugutekommt. 

Darüber hinaus dürfte der Sieg der Demokraten auch dazu führen, dass Nachhaltigkeitsthemen stärker in den Mittelpunkt rücken. Andererseits könnte ein möglicher Anstieg der Regulierung (mit einem schärferen Kartellrecht) die Macht der großen Technologiekonzerne gefährden. So sind die Aktien von führenden Technologiekonzernen wie Apple und Microsoft gefallen. Auch führende chinesische Internetaktien, wie Alibaba und Tencent, hatten einen schwierigen Jahresstart. Beide Titel litten unter der Gefahr einer stärkeren staatlichen Einmischung, zum Beispiel in Form eines US-Investitionsverbots.

In Europa ließ der Brexit-Deal, der Ende 2020 geschlossen wurde, britische Aktien aufwerten. Nachdem Londons Aktienmarkt den europäischen Nachbarn vergangenes Jahr hinterherhinkte, hat er seit dem 1. Januar 2021 die Nase vorn. Zu den stärksten Triebfedern dieser Entwicklung zählten Rohstoffaktien, die von der Aussicht auf einen starken Aufschwung in China und vom Reflations-Trade profitieren. Eine überraschende Kürzung der Ölproduktion in Saudi-Arabien wirkte sich ebenfalls positiv auf die Rohstoffpreise aus. Ähnlich wie in den USA entwickelten sich auch in Europa zyklische Titel und Value-Aktien in der ersten Handelswoche von 2021 besser als der Rest des Markts.

Anleihen: Frohes neues Jahr für Spreads!

Jetzt, wo viele Länder mitten in einer zweiten oder dritten Welle von Corona-Infektionen stecken, werden die Lockdown-Maßnahmen vielerorts verschärft und/oder verlängert. Da aber bereits Impfprogramme angelaufen sind oder vorbereitet werden, können die Marktteilnehmer darüber hinwegsehen. Deshalb sind die Auswirkungen auf die Finanzmärkte gering. Für das zweite Halbjahr 2021 erwarten die meisten Analysten einhellig ein starkes Wirtschaftswachstum, weil dank der Impfungen keine oder keine so gravierenden Einschränkungen mehr nötig sein werden. Gleichzeitig dürften sowohl die Geldpolitik als auch die Fiskalpolitik überaus expansiv bleiben. So ein Umfeld bedeutet ein frohes neues Jahr für Spread-Produkte, da Risikoaufschläge weiter sinken dürften. 

Wir stimmen dem Analystenkonsens weitgehend zu. Anders als in früheren Nachkrisenjahren rechnen wir 2021 selbst bei riskanteren Anlagen, wie Hochzins- und Schwellenmarktanleihen, nicht mit Wertentwicklungen im zweistelligen Prozentbereich, denn die Risikoaufschläge (Spreads) haben sich vergangenes Jahr bereits deutlich erholt, und die Renditen sind momentan relativ niedrig. Trotzdem dürften sich solche Anleihetypen erheblich besser entwickeln als Titel mit höherem Rating und negativen Renditen. Deshalb halten wir an unserer Übergewichtung von höher verzinslichen Anleihen, wie zum Beispiel Schwellenmarktanleihen, fest, während wir die negativ verzinsten Titel von Emittenten mit höherer Bonität untergewichten. Innerhalb des Investmentgrade-Segments suchen wir uns Anleihen aus, die immer noch positiv verzinst sind. Zudem behalten wir vorerst auch unsere übergewichteten Positionen in Investmentgrade-Unternehmensanleihen und Peripherieländeranleihen (Spanien) bei. 

Die jüngsten Ereignisse in den USA haben auch dem designierten US-Präsidenten Joe Biden ein frohes neues Jahr beschert. Die Demokraten konnten beide Senatssitze des US-Bundesstaats Georgia gewinnen und haben sich damit die Mehrheit im Senat erobert (50 der 100 Sitze plus die Stimme von Vizepräsidentin Kamala Harris); damit kann Biden seine großen Investitionspläne leichter umsetzen. Dadurch könnten die Zinsen auf US-Staatsanleihen und die Inflationserwartungen steigen. Die Rendite auf zehnjährige US-Treasuries hat die Marke von 1 % überwunden, und die Renditekurve wird steiler. Das ist ein Risiko für Positionen in US-Staatsanleihen, aber unserer Einschätzung nach reagiert der Markt hier womöglich etwas vorschnell, denn wir gehen davon aus, dass die US-Fed noch viel länger an ihrer extrem expansiven Geldpolitik festhalten und gleichzeitig eine höhere Inflation akzeptieren wird...

 

Der vollständige Marktbericht steht unseren Kunden wöchentlich zur Verfügung.


Foto: McIek / Shutterstock.com