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Wochenkommentar: Holidays are Coming

Wochenkommentar: Erholung nach Evergrande-Turbulenzen

Vor zwei Wochen kannten nur einige Schwellenmarktexperten den Namen Evergrande. Inzwischen kennt ihn die gesamte Investmentwelt. Evergrande, Chinas zweitgrößer Immobilienentwickler, hat mehr als USD 300 Mrd. Schulden und ernsthafte Liquiditätsprobleme. 

Mehr als 30 Prozent von Chinas Vermögen steckt in Immobilien. Deshalb ist es nicht so abwegig, bei einer Insolvenz von Evergrande sowohl in China als auch weltweit weitreichende wirtschaftliche Folgen zu erwarten. Manche sprechen bei der Evergrande-Krise sogar von einem zweiten Lehman Brothers.

Doch auch wenn die jüngsten Entwicklungen in China und weltweit auf eine Abschwächung des Wirtschaftswachstums hindeuten – Evergrande ist sicherlich nicht mit dem Zusammenbruch von Lehman Brothers 2008 vergleichbar. Die chinesische Regierung wird irgendwann eingreifen und die Finanzmärkte beruhigen; das haben Regierungsvertreter bereits angedeutet. Ein Blick auf die jüngste Marktentwicklung zeigt, dass sich die Kurse von den Verlusten vor ein paar Tagen bereits wieder erholen. 

Obwohl die Einkaufsmanagerindizes rund um den Globus nach unten tendieren, signalisieren sie doch nach wie vor ganz annehmbare Wachstumserwartungen. Angesichts der jüngsten Entwicklungen in Bezug auf Covid-19 ist es sogar wahrscheinlich, dass das Wachstum im vierten Quartal 2021 oder im ersten Quartal 2022 wieder anzieht. Deshalb halten wir an unserer Übergewichtung von Aktien mit einer besonderen Fokussierung auf zyklische Sektoren fest.

Anleihen: US-Tapering steht kurz bevor

Die US-Notenbank Fed schlug bei ihrer jüngsten Sitzung recht restriktive Töne an und teilte mit, dass eine Reduzierung der Anleihekäufe (Tapering) kurz bevorsteht; dies sind die ersten Schritte hin zu einer Normalisierung. „Wenn der Fortschritt wie erwartet auf breiter Basis anhält, kommt der Ausschuss zu der Einschätzung, dass eine Verringerung der (monatlichen) Anleihekäufe schon bald angezeigt sein könnte“, teilte die Notenbank mit. Vorausgesetzt, der Streit um die Erhöhung der staatlichen Schuldengrenze ist bis dahin beigelegt, bedeutet „bald“ in diesem Zusammenhang wohl eine Ankündigung im November und einen Beginn des Taperings im Dezember.

Die Fed plant schon über die Delta-Welle von Covid-19 hinaus, räumt aber ein, dass die erneut gestiegenen Infektionszahlen die Erholung in von der Pandemie betroffenen Sektoren „verlangsamt“ haben. Angesichts einer anhaltend hohen Inflation in den kommenden Monaten und der Erwartung, dass das Wachstum nach der Delta-Welle wieder anzieht, muss die Fed nicht mehr jeden Monat Anleihen im Wert von USD 120 Mrd. kaufen.

Die neuen Fed-Prognosen berücksichtigen bereits die Folgen der Delta-Variante: So rechnet die Notenbank für 2021 jetzt mit 5,9 % statt wie im Juni mitgeteilt mit 7 % Wachstum und einer Arbeitslosigkeit von 4,8 % statt 4,5 %. Neun und damit die Hälfte der Fed-Mitglieder rechnen 2022 mit einer ersten Zinserhöhung; dies ist dem sogenannten Dotplot zu entnehmen, in dem die Prognosen der einzelnen Geldpolitiker eingezeichnet werden. Im Juni hatten nur sieben Mitglieder eine Zinserhöhung für 2022 prognostiziert. Für den Zeitraum bis einschließlich 2023 prognostizieren 13 Mitglieder zwei Zinserhöhungen. Fed-Chef Jay Powell betrachtet die Inflation nach wie vor als vorübergehend und will deshalb noch keinen Zinserhöhungszeitplan festlegen.

 

 

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Foto: Kurt Kleemann / Shutterstock.com