
Wochenkommentar: Erfreuliche Nvidia-Quartalszahlen
Die Aktienmärkte zeigten diese Woche starke Schwankungen, beginnend mit einer breiten Verkaufswelle und endend mit einer technologiegetriebenen Erholung nach der Veröffentlichung erfreulicher Nvidia-Quartalszahlen am Mittwoch.
Der S&P 500 ging bis Dienstag vier Tage in Folge zurück, was den längsten Rückgang seit August darstellte, und zeigte ein Minus von 1,4 Prozent bis zur Veröffentlichung der Nvidia-Ergebnisse. Der europäische STOXX 600 korrigierte bis Mitte der Woche um fast 4 Prozent, da Investoren die hohen Bewertungen von KI-Unternehmen infrage stellten. Weltweit reduzierte sich dadurch die Marktkapitalisierung um insgesamt rund 1,6 Billionen US-Dollar.
Die Sorgen ließen nach, nachdem Nvidia seine Geschäftszahlen und Prognosen bekannt gab, die weit über dem lagen, was Analysten erwartet hatten. Die Aktien des Unternehmens stiegen nachbörslich um 5 Prozent, was den Technologiesektor beflügelte und am Donnerstag zu einer breit angelegten Kurserholung in Asien führte. Der japanische Nikkei stieg um bis zu 4,2 Prozent, und der MSCI Asia Pacific Index verbuchte den größten Gewinn seit drei Wochen.
Das positive Marktumfeld ging über die Ergebnisse von Nvidia hinaus. Palo Alto Networks kündigte die Übernahme von Chronosphere für 3,35 Milliarden US-Dollar an, um die KI-gestützte Cybersicherheit zu stärken, hob seine Umsatzprognose auf 10,50 bis 10,54 Milliarden US-Dollar an und verkündete eine Partnerschaft mit IBM im Bereich der Sicherheitslösungen des Quantencomputings.
Im Bereich Farbherstellung und Spezialchemie kündigte Akzo Nobel eine Fusion mit Axalta Coating Systems im Wert von 9,2 Milliarden US-Dollar an, wodurch ein Marktführer im Bereich Lacke mit einem Umsatz von 17 Milliarden US-Dollar entsteht. Gleichzeitig werden Kosteneinsparungen in Höhe von 600 Millionen US-Dollar durch Effizienzsteigerungen erwartet. Akzo Nobel strebt eine Börsennotierung in New York an und wird wahrscheinlich langfristig aus dem niederländischen AEX-Index ausscheiden – wobei der Hauptsitz in Amsterdam bleiben soll.
Medtronic lieferte ebenfalls starke Ergebnisse für das zweite Quartal, bei einem Umsatzanstieg von 6,6 Prozent auf 8,96 Milliarden US-Dollar, und hob seine Prognose für das Gesamtjahr auf ein organisches Wachstum von 5,5 Prozent an. Home Depot senkte seine Prognose aufgrund der schwachen Verbrauchernachfrage, der schwachen Immobilienkonjunktur und der Risiken durch Zölle und verwies dabei auf einen Rückgang der Verkäufe von hochpreisigen Artikeln.
Auch die Luft- und Raumfahrt sorgte auf der Dubai Air Show für Schlagzeilen. Airbus sicherte sich Aufträge für rund 200 Flugzeuge, hauptsächlich A321neos, während Boeing 166 Flugzeuge, darunter 777- und 737-MAX-Modelle, verkaufen konnte.
Diese Woche zeigte sich die hohe Abhängigkeit der Märkte von den Technologie-Schwergewichten, insbesondere den „glorreichen Sieben“. Der Umschwung von einem breiten Ausverkauf zu einer technologiegetriebenen Rallye zeigt, wie sehr die Stimmung der Anleger von den Entwicklungen im Bereich der künstlichen Intelligenz abhängt. Es stellt sich auch die Frage, ob die aktuellen Bewertungen sich fundamental widerspiegeln oder eher spekulativ sind. Gleichzeitig deuten die robusten M&A-Aktivitäten und die soliden operativen Ergebnisse in allen Sektoren darauf hin, dass sich die Unternehmen auch außerhalb des Technologiesektors weiterhin auf Wachstum und Effizienz konzentrieren.
Anleihen: Die Risikobereitschaft lässt nach
Die Anleger sind vorsichtig geworden, da eine Zinssenkung durch die US-Notenbank im Dezember aktuell weniger wahrscheinlich erscheint. Die Rendite 10-jähriger US-Staatsanleihen liegt bei 4,13 Prozent und damit wieder innerhalb der seit März beobachteten Handelsspanne von 4,00 bis 4,20 Prozent. Im Oktober lag diese bereits unter 4 Prozent, da die Anleger eine Zinssenkung durch die US-Notenbank (Fed) mit hoher Wahrscheinlichkeit erwarteten. Diese Einschätzung hat sich jedoch geändert, ebenso wie die Risikobereitschaft der Anleger.
Die Protokolle der Sitzung des Offenmarktausschusses der US-Notenbank von Ende Oktober wurden diese Woche veröffentlicht. Daraus geht hervor, dass die Fed-Vertreter eher eine restriktive Haltung einnehmen, d. h. sie sind weniger geneigt, die Zinsen zu senken, um die Inflation zu kontrollieren. Die Protokolle zeigen auch, dass innerhalb der Fed Uneinigkeit über den künftigen Kurs der Geldpolitik herrscht. Viele Mitglieder neigten dazu, die Zinsen im Dezember unverändert zu lassen, während einige wenige Mitglieder für eine weitere Zinssenkung stimmten. Die Märkte erwarten weiterhin, dass die Fed die Zinsen weiter senkt. Eine Senkung im Dezember scheint jedoch aktuell weniger wahrscheinlich, was zu Vorsicht unter den Anlegern führte.
Die höheren Renditen langfristiger Staatsanleihen erleichterten es, bei den Auktionen im November eine stabile Nachfrage zu finden. Nach dem jüngsten Regierungsstillstand, der nun vorübergehend bis Januar aufgehoben wurde, beobachten die Anleger die kommenden Wirtschaftsdaten genau. Insbesondere suchen sie nach Anhaltspunkten für die Stabilität des US-Arbeitsmarktes und der Gesamtwirtschaft.
Redaktionsschluss: donnerstags 15 Uhr