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Wochenkommentar: Einige Überraschungen

Wochenkommentar: Einige Überraschungen

Die europäischen Aktienmärkte sind vergangene Woche gefallen, während die US-Börsen sich behaupten konnten. Amerikas Notenbank, die Fed, kündigte an, ihr geldpolitisches Anreizprogramm um drei Monate bis Ende 2020 zu verlängern. Damit beweist sie, dass sie die Konjunktur weiterhin unterstützt, um die negativen Folgen der Coronakrise abzufedern.

Der Einbruch des BIP der USA im zweiten Quartal um 9,5 % bereitete den Investoren jedoch Sorge.

Vergangene Woche legten viele Unternehmen Quartalszahlen vor. McDonald's und Starbucks meldeten erwartungsgemäß deutliche Umsatzrückgänge. Beide Unternehmen litten unter Restaurantschließungen, berichteten aber über steigende Umsätze im Drive-In- beziehungsweise Abholsegment. Die Geschäftszahlen von McDonald's blieben insgesamt hinter den Erwartungen zurück, was an den Märkten negativ aufgenommen wurde. Auf die Zahlen von Starbucks reagierten die Investoren hingegen positiv – unter anderem, weil das Unternehmen Planvorgaben für den flächenbereinigten Umsatz machte (-12 % bis -17 % für das Gesamtjahr), während die meisten anderen Unternehmen keinen Ausblick für das Gesamtjahr wagten. Beide Unternehmen verzeichneten im abgelaufenen Quartal in den USA eine gewisse Erholung, während es in den anderen Regionen keine Erholung gab.

Visa meldete uneinheitliche Zahlen. Einerseits führte die Covid-19-Pandemie zu verminderter Reisetätigkeit und gesunkenen Auslandszahlungen, andererseits profitierte das Unternehmen von einer Covid-19-bedingten Verlagerung auf elektronische Zahlungen. In den vergangenen Wochen haben sich die über Visa abgewickelten Ausgaben getrieben vom Onlinehandel verbessert, vor allem in den USA. Von der massiven Verlagerung der Einkäufe in den Onlinekanal profitiert auch Ebay, sodass das Unternehmen die Gewinn- und Umsatzvorgaben für das Gesamtjahr anhob. Die Investoren waren dennoch enttäuscht, weil sie mehr erwartet hatten.

Die Ölunternehmen Shell und Total legten ebenfalls Geschäftszahlen vor. Shell verzeichnete im zweiten Quartal einen Verlust in Höhe von USD 18 Mrd., bei Total betrug das Minus USD 8,4 Mrd. Beide Unternehmen überraschten die Märkte mit über den Erwartungen liegenden bereinigten Ergebnissen, die ölpreisbedingte Wertberichtigungen auf Vermögenswerte der Unternehmen in zweistelliger Milliardenhöhe enthielten. Die positive Überraschung geht auf gute Ergebnisse im Handel mit Öl-Futures zurück. Anfang des Jahres fielen Öl-Futures ganz erheblich, weil diese Kontrakte mit physischen Öllieferungen erfüllt werden und die Lagerkapazität begrenzt ist. Sowohl Shell als auch Total kauften Öl-Futures zu niedrigen Preisen, weil sie über ausreichend Lagerkapazität verfügen. Als sich die Futures wieder erholten, wurde das eingelagerte Öl zu höheren Preisen verkauft. Beide Unternehmen kündigten an, die Dividende unverändert zu lassen.

Anleihen: Suche nach Rendite hält an

Über die letzten Wochen sind Wirtschaftsdaten und Geschäftszahlen der Unternehmen für das zweite Quartal eher positiv ausgefallen und lagen oft über den Erwartungen. Die Volatilität an den Finanzmärkten ist zurückgegangen. Viele Finanzanalysten raten bei Investitionen aber weiterhin zur Vorsicht. Die jüngste Erinnerung daran, dass das Umfeld von Unsicherheit geprägt ist, kam von Jerome Powell, dem Chef der US-Notenbank Fed, der erneut warnte, dass dies die schlimmste Rezession unseres Lebens sei. Um den Aufschwung zu unterstützen, hat die Fed die Zinsen nahe Null belassen und versprochen, alle ihr zur Verfügung stehenden Werkzeuge einzusetzen, um die negativen Folgen der Coronakrise abzumildern, und zwar so lange wie nötig. Außerdem begrüßte Powell die Verhandlungen im US-Kongress über ein neues Unterstützungspaket. „Die Fiskalpolitik ist hier essenziell“, sagte er.

Alles in allem waren die über den Erwartungen liegende Verbesserung der Wirtschaftsdaten und die anhaltende geldpolitische Unterstützung (niedrige Zinsen und Anleihekäufe) sowie die fiskalpolitischen Konjunkturmaßnahmen stärker als die Angst vor den potenziellen mittelfristigen konjunkturellen Schwierigkeiten. Dies hat die Risikobereitschaft der Investoren gefördert. Mit Ausnahme europäischer Hochzinsanleihen (-3,3 % seit Jahresbeginn) haben alle anderen Rentenmarktsegmente ihre Verluste wieder aufgeholt oder seit Jahresbeginn sogar eine recht anständige positive Rendite erwirtschaftet. Amerikanische Investment-Grade-Titel haben sich mit 8,2 % am zweitbesten entwickelt; nur US-Staatsanleihen waren mit 9,7 % seit Jahresbeginn noch besser....

Der vollständige Marktbericht steht unseren Kunden wöchentlich zur Verfügung.

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