Wochenkommentar: Ein Rekord nach dem anderen

Thanksgiving am 26. November, Black Friday am 27. November und Cyber Monday am Montag der vergangenen Woche haben in den USA das Weihnachtsgeschäft eingeläutet. Doch diese Einkaufstage werden längst nicht mehr nur in den USA, sondern auch in vielen anderen Ländern gefeiert. Die Einzelhändler nutzen sie als Umsatztreiber.
Dieses Jahr wurden neue Umsatzrekorde im Online-Handel aufgestellt. In den USA stiegen die Online-Ausgaben an Thanksgiving und am Black Friday um knapp 22 %, am Cyber Monday gingen sie um mehr als 15 % nach oben. Aufgrund der Corona-Pandemie brach der Umsatz im stationären Handel natürlich ein: Das Minus betrug mehr als 50 % – auch das ist ein Rekord.
Die Online-Shopping-Sause könnte auch von der starken Rally an den Aktienmärkten befeuert worden sein. Der S&P 500 verzeichnete im November seinen besten Monat seit mehr als 30 Jahren und erreichte neue Allzeithochs. Andere Indizes verzeichneten im November ebenfalls eine gute Entwicklung. Der STOXX Europe 600 stieg um mehr als 15 %, während der breitere MSCI Emerging Markets Index etwas mehr als 12 % zulegen konnte. Alles in allem war der November ein sehr guter Monat für die Aktienmärkte.
Doch während die Aktienmärkte Jahres- oder sogar Allzeithochs verzeichnen, steigen auch die Corona-Virusinfektionen. Viele US-Bundesstaaten melden neue Rekorde bei den täglichen Neuinfektionen; in Europa stabilisieren sich die Infektionszahlen fast. Doch die meisten Investoren scheinen schon weiter in die Zukunft zu blicken. Jetzt, wo Impfstoffe nicht mehr weit entfernt sind und Impfprogramme eher früher als später beginnen können, preisen die Märkte für 2021 eine konjunkturelle Erholung ein. Dadurch setzt sich ein stärker zyklischer Investmentansatz durch.
Anleihen: Renditen auf Staatsanleihen steigen
Die Anleihemärkte wurden vergangene Woche von der verstärkten Risikobereitschaft der Investoren getrieben. Einer der Auslöser waren positive Nachrichten aus der Impfstoffentwicklung. Zwei Impfstoffkandidaten, nämlich die von BioNTech/Pfizer und Moderna, stehen in Europa und in den USA kurz vor der Marktzulassung, und der Impfstoff von BioNTech/Pfizer wurde von der britischen Regierung bereits zugelassen.
Jerome Powell, der Chef der US-Notenbank Fed, wiederholte am vergangenen Dienstag seine Forderung einer anhaltenden fiskalpolitischen Unterstützung und betonte die anhaltenden wirtschaftlichen Risiken, die in den USA durch die Pandemie entstehen. Der Vorstoß von Demokraten und Republikanern, ein USD 908 Mrd. schweres Konjunkturpaket für die US-Wirtschaft aufzulegen, sorgte bei den Investoren für Optimismus.
Die Rendite auf deutsche Staatsanleihen, die seit Mitte November seitwärts tendierten und -0,60 % erreicht hatten, stiegen als Reaktion auf die positive Nachricht auf -0,53 %. Die Rendite auf zehnjährigen US-Treasuries stieg auf rund 0,93 % und kletterte damit über die Marke von 0,9 %, die ein paar Tage zuvor erreicht worden war.
Die Risikoaufschläge von europäischen Peripherieländeranleihen sind gestiegen, wir halten dies aber nur für einen vorübergehenden Anstieg innerhalb eines übergeordneten Rückgangs der Risikoprämien (Spreads). Das Risiko, dass der Europäische Wiederaufbaufonds durch das Veto von Polen und Ungarn verzögert wird, könnte die Spreads dennoch erheblich unter Druck setzen, wenn nicht vor der Sitzung des Europäischen Rates am 10. Dezember eine Einigung erzielt wird.
Die Europäische Zentralbank (EZB) dürfte jedoch eingreifen, um zu verhindern, dass die Risikoaufschläge allzu sehr steigen. Wir rechnen außerdem damit, dass die EZB bei der Dezember-Sitzung beschließt, das Kaufprogramm auszuweiten. EZB-Chefin Christine Lagarde hat signalisiert, dass einige Instrumente aufgrund der schlechter werdenden konjunkturellen Lage neu kalibriert werden. Die Tatsache, dass eine Reihe von Ländern der Eurozone jüngst harmonisierte Inflationszahlen veröffentlicht haben, die, mit Ausnahme von Frankreich, alle deutlich unter null lagen, dürfte den Entscheidungsprozess der EZB unterstützen.
Die Risikoaufschläge auf Investment-Grade-Unternehmensanleihen sind vergangene Woche weiter gefallen. Hier waren vor allem riskantere Wertpapiere mit längeren Laufzeiten ausschlaggebend. Sowohl Hochzins- als auch Schwellenmarktanleihen konnten von dem günstigen Umfeld profitieren. In Teilen des Hochzinssegments, das von S&P als CCC eingestuft wird, rechnen wir künftig mit steigenden Ausfallraten. Da die Emittenten von Schwellenmarktanleihen eine bessere Bonität bieten und staatliche Unterstützung genießen, geben wir diesen Titeln nach wie vor mit voller Überzeugung den Vorzug vor Hochzinsanleihen...
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