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Wochenkommentar: Die Ungewissheit ist zurück

Die globalen Aktienmärkte entwickelten sich in dieser Woche überwiegend negativ, was auf erneute Sorgen über eine Konjunkturabschwächung zurückzuführen ist.

Zwar scheint die Inflation in die richtige Richtung zu gehen, und die US-Zinsen werden wahrscheinlich im September gesenkt, doch fällt es den Anlegern schwer, den tatsächlichen Zustand der Wirtschaft zu beurteilen. Infolgedessen schwankte die Stimmung an den Aktienmärkten zwischen "risk on" und "risk off". In dieser Woche war die Stimmung deutlich risikoscheuer.

Auf Euro-Basis lagen alle Regionen im negativen Bereich. Auf Sektorbasis waren die Unterschiede in der Wertentwicklung durch die defensiven Eigenschaften der Sektoren bedingt.  Die üblichen defensiven Sektoren (Basiskonsumgüter, Versorger, Gesundheitswesen, aber auch Immobilien) erzielten ohne nennenswerte Überraschungen eine klar bessere Wertentwicklung, während Energie und Grundstoffe eine schlechtere Performance aufwiesen.

Seit Ende letzter Woche gehörten Mondelez International (Hersteller von verpackten Lebensmitteln) und American Tower (Betreiber von Telekommunikationstürmen) zu den Unternehmen mit der besten Performance in den USA, während Nvidia, KLA und Intel, die alle zum Halbleiter-Subsektor gehören, eine deutlich unterdurchschnittliche Wertentwicklung aufwiesen. In Europa erzielten Nexans (Verkabelung und elektrische Systeme), Sanofi (Pharmazeutika) und Orange (Telekommunikationsanbieter) eine deutlich bessere Performance, während Ubisoft Entertainment (Videospiele), ASM International und ASML (Halbleiterfertigungsanlagen) nachgaben.

Anleihen: Nicht die typische Sommerflaute

Im Spätsommer herrscht an den Finanzmärkten in der Regel eine gewisse Flaute. Viele Marktteilnehmer gehen in den Urlaub, was die Marktliquidität verringert. In dieser Sommerflaute bewegen sich die Märkte oft seitwärts.

Anleger, die in dieser Woche aus dem Urlaub zurückkehren, sehen die Renditen zehnjähriger Bundesanleihen bei etwa 2,3 %, die Kreditrisikoaufschläge für auf Euro lautende Investment-Grade-Anleihen bei etwa 115 Basispunkten und für hochverzinsliche Anleihen bei etwa 360 Basispunkten. Diese Niveaus sind nicht allzu weit von dem entfernt, wo sie Ende Juli gehandelt wurden. 

Doch auch wenn die Märkte weitgehend wieder auf dem Stand von vor der Urlaubspause sind, gab es Anfang August doch eine kurze Phase starker Marktturbulenzen. Grund dafür waren ein enttäuschender US-Arbeitsmarktbericht, der Rezessionsängste schürte, und eine überraschende Zinserhöhung durch die Bank of Japan, die zu einer Auflösung von Yen-Carry-Trades führte. Risikobehaftete Anlagen wurden abverkauft, und die Renditen von US-Schatzpapieren und Bundesanleihen fielen drastisch. 

Einige Wirtschaftsexperten drängten sogar auf eine zwischenzeitliche Zinssenkung durch die US-Notenbank. Letztendlich hielt die Panik an den Märkten nur wenige Tage an, da sich die US-Wirtschaftsdaten immer mehr verbesserten und die japanische Zentralbank die Märkte hinsichtlich ihres Zinserhöhungspfads beruhigte. Risikobehaftete Anlagen kehrten schnell wieder zu einer vollständigen Einpreisung einer sanften Landung der US-Wirtschaft zurück. 

Wir fühlen uns weiterhin bestätigt, dass die Fed im September mit Zinssenkungen beginnen wird. Wir glauben auch, dass das Rezessionsrisiko gestiegen ist, da die Abkühlung der US-Wirtschaft möglicherweise zu weit gehen könnte. Eine weiche Landung bleibt unser Basisszenario, aber wir haben die Wahrscheinlichkeit einer US-Rezession auf 30 % erhöht. Die Marktvolatilität könnte auch wieder zunehmen, wenn die Daten enttäuschen, wie es nach der Veröffentlichung der schwachen Daten für das verarbeitende Gewerbe der Fall war. Und die Normalisierungspläne der Bank of Japan könnten die Renditen von US-Schatzpapieren und Bundesanleihen nach unten und die Kreditrisikoaufschläge nach oben treiben. 

Der US-Arbeitsmarktbericht für August (der am späten Freitag veröffentlicht wird) wird Aufschluss geben. Neue Enttäuschungen auf dem Arbeitsmarkt könnten die Märkte auf jeden Fall erschüttern, auch wenn es Monate dauern könnte, bis sich ein wahres Bild der US-Beschäftigungslage ergibt.

Im Hinblick auf die US-Wahlen im November müssen die Anleger aufmerksam sein, da die Auswirkungen eines Sieges von Harris (Demokrat) oder Trump (Republikaner) sehr unterschiedliche Auswirkungen auf die Märkte haben könnten.

Redaktionsschluss: donnerstags, 15:00 Uhr

 

Der vollständige Marktbericht steht unseren Kunden wöchentlich zur Verfügung.