
Wochenkommentar: Die Berichtssaison nimmt Fahrt auf
Die Anzahl der veröffentlichten Quartalszahlen stieg im Vergleich zur Vorwoche nochmals deutlich an. In den USA ist Präsident Joe Biden aus dem Rennen um die Präsidentschaftskandidatur 2024 ausgestiegen, was jedoch keinen signifikanten Effekt auf die Märkte hatte.
In der vergangenen Woche kam es bei den US-Aktien zu einer starken Rotation. Die Small Caps übertrafen die Large Caps um ein Vielfaches. Die Entwicklung setzte sich auch diese Woche fort, wenn auch in abgeschwächter Form. Generell ist in Europa ein ähnliches Muster zu beobachten, jedoch in geringerem Ausmaß.
Viele Unternehmen haben diese Woche ihre Quartalszahlen veröffentlicht, darunter auch Alphabet und Tesla, die zu den sogenannten Magnificent Seven gehören. Die Google-Muttergesellschaft Alphabet präsentierte ordentliche Ergebnisse, die in den meisten Punkten wie Umsatz und Gewinn die Erwartungen erfüllten oder sogar übertrafen. Aber nicht jeder Geschäftsbereich überzeugte. Die YouTube-Werbeeinnahmen beispielsweise enttäuschten leicht, und die Investitionsausgaben waren höher als erwartet. Die Anleger scheinen vor allem nach weiteren Beweisen für die Rentabilität von Investitionen in künstliche Intelligenz zu suchen. Dies dominierte die Stimmung unter Investoren. Alphabet gab daher einen Teil der starken Aktienkursentwicklung dieses Jahres wieder ab.
Die Ergebnisse von Tesla waren vor allem hinsichtlich der Erträge enttäuschend, was zu einem zweistelligen Kursrückgang führte. Insgesamt verzeichnete das Unternehmen ein Umsatzwachstum, die Einnahmen im Automobilsegment jedoch gingen zurück, während das Segment Energieerzeugung und -speicherung ein starkes Wachstum verzeichnete. Die Gewinne blieben hinter den Erwartungen, da sich die Bruttomarge im Automobilsegment unerwartet schwach zeigte. Tesla senkt aktuell die Preise und bietet somit Anreize, um der schwächeren Nachfrage zu begegnen, was die Margen unter Druck setzt. Das Unternehmen kündigte außerdem an, dass die Vorstellung des Robotaxi-Prototyps im Oktober stattfinden wird, also zwei Monate später als geplant.
Das deutsche Softwareunternehmen SAP konnte erneut starke Ergebnisse vorlegen. Der Konzern verzeichnete eine anhaltend starke Nachfrage und meldete ein Wachstum des Auftragsbestands im Cloud-Bereich um 28 Prozent. Die Ergebnisse wurden, angesichts des unsicheren Umfelds in der Softwarebranche, insgesamt positiv aufgenommen.
Nach einigen negativen Gewinnmeldungen für den europäischen Luxussektor in der vergangenen Woche waren die in dieser Woche veröffentlichten Ergebnisse eher durchwachsen. LVMH und Moncler sehen sich mit einem langsameren Wachstum konfrontiert, beide Unternehmen verzeichnen immer noch ein besseres Umsatzwachstum als einige Konkurrenten. Die Margen von LVMH standen etwas unter Druck, während Moncler mit seinem Endergebnis leicht überraschen konnte. Der französische Luxuskonzern Kering verzeichnete einen starken Umsatzrückgang und gab einen schlechteren Ausblick auf die zweite Jahreshälfte. Alles in allem zeigen die Ergebnisse des Luxussegments eine geringere Nachfrage nach einer anhaltend starken Wachstumsperiode.
Anleihen - US-Wahlen im Fokus
Im Bereich der festverzinslichen Wertpapiere sind die Zinssätze für Staatsanleihen im Juli bisher gesunken, insbesondere bei den kürzeren Laufzeiten, sowohl in den USA als auch in der Eurozone. Dies entspricht unseren Erwartungen und dem Marktkonsens, wonach die erste Zinssenkung durch die US-Notenbank im September erwartet wird. Damit wird anerkannt, dass die Zentralbanken die Inflation nach einem aggressiven Zinserhöhungszyklus offenbar erfolgreich unter Kontrolle gebracht haben.
Auf dem Anleihenmarkt herrschte im Juli eine eher abwartende Haltung, was nicht überrascht. Es gab keine großen negativen Nachrichten, die eine Verkaufswelle hätten auslösen können. Gleichzeitig bleibt die US-Wirtschaft trotz ihrer Verlangsamung widerstandsfähig. Auch die Bewertungen der Kreditaufschläge (Kreditspreads) sind nach wie vor hoch, und es gibt nicht mehr viel Spielraum für eine Aufwertung. Dies erklärt wahrscheinlich die Stabilität dieser, welche sich in den letzten Monaten weder ausgeweitet noch eingeengt haben. In Anbetracht der wahrscheinlichen Auswirkungen höherer Zinsen auf risikoreiche Vermögenswerte und auf die engen Kreditspreads bleiben wir vorsichtig. Wir bevorzugen daher weiterhin sicherere Qualitätsanleihen.
Die US-Präsidentschaftswahlen sind wahrscheinlich das nächste große Ereignis, das erhebliche Auswirkungen auf die Anleihemärkte haben dürfte. Nach der ersten Debatte zeichnete sich ab, dass Donald Trump die Führung übernehmen könnte, aber jetzt, da Biden aus dem Rennen ausgestiegen ist, müssen wir abwarten, wie sich die Dinge entwickeln. Wenn die Demokraten das Weiße Haus behalten, wird die Wirtschaft wahrscheinlich ihren derzeitigen Kurs fortsetzen. Ein Sieg von Trump (Republikaner) könnte jedoch zu einem geringeren Wachstum und einer höheren Inflation führen. Angesichts der Tatsache, wie knapp und unvorhersehbar Wahlen sein können, wird es darauf ankommen, die Entwicklung im Wahlkampf bis November genau zu verfolgen.