
Wochenkommentar: Die Berichtssaison hat begonnen
Wir starten in die Berichtssaison für das dritte Quartal, und einige Unternehmen haben bereits Zahlen vorgelegt, darunter PepsiCo am 12. Oktober. Die allermeisten Quartalsberichte stehen allerdings bis Ende des Monats noch bevor. Es wird eine interessante Berichtssaison, und wir rechnen mit passablen Ergebnissen. Allerdings dürften Lieferkettenschwierigkeiten, Halbleiterknappheit und der Krieg in der Ukraine die Gewinne belasten. Aus diesen Gründen gab es auch bereits einige Gewinnwarnungen.
Eine Gefahr besteht darin, dass die Analysten für das dritte und vierte Quartal zu hohe Gewinnerwartungen haben, wenngleich die Konsensschätzungen in letzter Zeit zurückgegangen sind. Vor allem bei den Ergebnissen für das vierte Quartal befürchten wir Enttäuschungen. Angesichts von Problemen bei Konsumenten und Herstellern aufgrund hoher Energiepreise und Inflation rechnen wir damit, dass der Ausblick der Unternehmen sehr vorsichtig ausfällt.
Unter dem Strich rechnen wir damit, dass die Berichtssaison und insbesondere der Ausblick für das vierte Quartal für die Investoren enttäuschend ausfallen könnten. Ein Großteil dieser Enttäuschung ist inzwischen eingepreist. Wir rechnen damit, dass sich die Aktienmärkte im Oktober ähnlich wie im September nicht besonders gut entwickeln. Daher bleiben wir bei unserer starken Untergewichtung von Aktien.
Anleihen: Wann gehen die Renditen endlich nach unten?
Nachdem sie monatelang unaufhörlich gestiegen waren, zeigten die Anleiherenditen Anfang Oktober erste Anzeichen der Schwäche und gingen binnen weniger Tage um 0,5 % zurück. Danach stiegen sie jedoch noch schneller auf neue Höchstwerte. Nervöse Investoren behalten nach wie vor die Zentralbanken genau im Auge, weil sie Hinweise darauf suchen, wie sehr und wie lange die Geldpolitiker der Inflationsbekämpfung Priorität gegenüber der Bekämpfung des wachsenden Rezessionsrisikos einräumen. Die Bank of England (BoE) steht dabei besonders im Fokus, weil sie plötzlich ihre Prioritäten umwerfen musste, um nach der Bekanntgabe der aggressiven fiskalpolitischen Pläne der Regierung zu verhindern, dass die Anleihemärkte außer Kontrolle geraten. Europa kann von Glück sagen, dass sich dieses Problem auf Großbritannien zu beschränken scheint.
Wann die Renditen ihren Höhepunkt erreichen, lässt sich immer schwer vorhersagen, aber der Rückgang im Oktober ist ein Hinweis darauf, dass wir uns einem Niveau nähern, wo das Rezessionsrisiko endlich anfängt, der Inflationsangst wirksam entgegenzutreten. Doch bevor sich der Renditetrend umkehrt, brauchen wir zunächst Anzeichen für eine Umkehr des Inflationstrends – irgendwann in den nächsten Monaten. Unterdessen dürfte die Rezessionsangst zunehmen, während die Inflation nicht ewig im aktuellen Tempo weiter steigen kann. Dies bedeutet, dass die Renditen sehr wahrscheinlich vor dem nächsten Sommer ihre Trendwende vollziehen, wann genau ist jedoch unklar. Das Risiko, dass nächstes Jahr weitere Zinserhöhungen folgen, die vermutlich das Fass zum Überlaufen brächten, ist immer noch nicht zu vernachlässigen.
Auf dem aktuellen Niveau erscheint es immer attraktiver, Anleihen zu kaufen, aber die Investoren sollten beim Timing vorsichtig sein und bei der Auswahl ihrer Titel selektiv vorgehen. Die Spreads (Risikoaufschläge) von Unternehmensanleihen erscheinen im historischen Vergleich überaus attraktiv und führen in der Regel bei einem 12-Monats-Horizont zu einer positiven Wertentwicklung. Da die Spreads aber bei einer schweren Rezession oder Energiekrise sogar noch weiter steigen könnten, bietet es sich vielleicht an, zunächst Staatsanleihen zu kaufen und erst später in Unternehmensanleihen einzusteigen.
Sichere Staatsanleihen, die wieder mit 2 % oder mehr rentieren, können in einem schwierigen Umfeld sogar (wieder) Schutz bieten. Die deutlich höhere Rendite auf Peripherieländerstaatsanleihen ist mit einem hohen Risiko verbunden, denn die in Italien bevorstehende Regierungsbildung bleibt ein großer Unsicherheitsfaktor. Gleichzeitig wird es durch die Gaskrise und die geschwächte Position Deutschlands wahrscheinlicher, dass Europas Schulden 2023 steigen, ähnlich wie wir es nach der Corona-Krise mit dem europäischen Wiederaufbauplan gesehen haben. Diese Entwicklung könnte Anleihen aus den Peripherieländern der Eurozone künftig attraktiver machen.
Der vollständige Marktbericht steht unseren Kunden wöchentlich zur Verfügung.
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