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Wochenkommentar: Die Aufmerksamkeit gilt wieder den Unternehmenszahlen

Wochenkommentar: US-Märkte steigen auf Vor-Corona-Niveau

Nach einem durchwachsenen Januar mit unter dem Strich seitwärts tendierenden Aktienmärkten hat der Februar positiv begonnen. Die Märkte haben die Angst vor neuerlichen Lockdowns und spekulativen Trades von Privatinvestoren, die sich in Onlineforen zusammengetan und einige US-Small-Caps ins Visier genommen haben, abgeschüttelt. 

Am auffallendsten waren die Trades bei GameStop, einer amerikanischen Einzelhandelskette für Videospiele. Private Aktionärsaktivisten begannen, in einer konzertierten Aktion so viele GameStop-Aktien zu kaufen, dass einige Hedgefonds gezwungen waren, ihre Short-Positionen aufzulösen. Dies führte zu hoher Volatilität bei der GameStop-Aktie. Es löste außerdem am Markt und bei den Regulierungsbehörden vorübergehend die Angst aus, dass weitere Auflösungen von Hedgefonds-Short-Positionen zu einer Marktkorrektur führen könnten. Diese Sorge rückte in den darauffolgenden Tagen aber schnell wieder in den Hintergrund, als der Handel mit diesen Aktien sich mehr oder weniger normalisierte und die Aufmerksamkeit sich wieder auf die Berichtssaison richtete. 

Bislang fallen die Gewinne und die Planvorgaben in den meisten Fällen wie erwartet oder sogar besser als erwartet aus. Die Marktreaktionen auf diese Zahlen sind durchweg leicht positiv. Als Abschluss der Berichtsserie von großen IT-Konzernen legten Amazon und Alphabet Zahlen vor; da die Aktienkurse dieser Unternehmen 2020 getragen von einer Zunahme des Online-Shoppings stark gestiegen sind, waren die Investoren hier besonders neugierig.

Unerfreulicher war hingegen, dass die großen Ölkonzerne allesamt Rekordverluste verzeichneten. Einer der Gründe für diese Verluste ist die drastisch gefallene Nachfrage nach Benzinprodukten, weil die Menschen viel weniger reisen. Ein weiterer Grund ist der niedrige Ölpreis, der die Ölunternehmen zu hohen Wertberichtigungen auf ihre bestehenden Ölreserven gezwungen hat. Die Aktienkurse reagierten hingegen kaum, was darauf hindeutet, dass die Investoren diese negativen Faktoren bereits weitgehend eingepreist hatten. 

Anleihen: Wie sie mit Liquidität konkurrieren können

Anleiheinvestoren haben in den vergangenen zehn Jahren von einer herausragenden Kursentwicklung profitiert. Im Hinblick auf die kommenden fünf Jahre gibt es jedoch immer weniger gute Gründe dafür, in Investment-Grade-Anleihen zu investieren. Die risikolosen Zinssätze liegen weit im negativen Bereich. Bei einer flachen, negativen Renditekurve liegen die erwarteten Renditen zwischen 0 und -1 %, und alle Risiken zeigen nach unten. 

Da die Zinsen kaum noch weiter fallen können, bieten risikolose Anleihen kaum noch eine Absicherung für ausgewogene Portfolios. Unterdessen nähern sich die Renditeabstände (Spreads) bei Unternehmensanleihen und Staatsanleihen der Peripherieländer ihren Allzeittiefs.

Das heißt, ein immer größerer Teil des Investment-Grade-Universums bringt keinen Mehrwert gegenüber Liquidität. Viele Investoren sehen sich ihre Investmentgrade-Anleihepositionen genauer an und fragen sich, welche Segmente dieses Markts überhaupt noch mit Liquidität konkurrieren können. 

Dabei werfen die Investoren definitiv einen Blick auf US-Treasuries, wo die Renditen dieses Jahr steigen. Vor allem das lange Ende der US-Renditekurve ist anfällig für die Angst vor Reflation und einem Abbau der Fed-Kaufprogramme gegen Ende des Jahres geworden. Auch wir haben unseren Ausblick für Wachstum und Renditen in den USA in erheblichem Umfang korrigiert, nachdem die Demokraten Anfang des Jahres die Mehrheit im Senat übernommen haben. Jetzt, wo mit deutlich mehr staatlichen Hilfen zu rechnen ist als zuvor, könnten die USA schon im nächsten Jahr ihre Produktionslücke schließen.

Wir sind immer noch bereit, Staatsanleihen aus Peripherieländern im Portfolio zu halten, denn dort scheint es nach wie vor Spielraum für noch geringere Spreads zu geben. Die EU und die Europäische Zentralbank (EZB) bieten Unterstützung in erheblichem Umfang, und die politischen Risiken halten sich nach wie vor in Grenzen. Der ehemalige EZB-Chef „Super Mario“ Draghi, der dafür bekannt ist, dass er 2012 den Euro rettete, indem er die Bereitschaft signalisierte, zu tun „was auch immer notwendig ist“, steigt in die italienische Politik ein, was dort sicherlich helfen könnte. 

In den riskanteren Bereichen des Markts für Unternehmensanleihen – im Grenzbereich zwischen Investment Grade und High Yield – gibt es immer noch attraktive Chancen. Jetzt, wo sich der konjunkturelle Ausblick in Richtung zweites Halbjahr verbessert, wächst auch unser Interesse an Hochzinsanleihen. Was Schwellenmarktanleihen betrifft: Wir beurteilen dieses Anleihesegment schon seit Längerem positiv und sehen keinen Grund, daran jetzt etwas zu ändern...

 

Der vollständige Marktbericht steht unseren Kunden wöchentlich zur Verfügung.


Foto: ChiccoDodiFC / Shutterstock.com