Wochenkommentar: Der Ausblick bleibt optimistisch

Was Ende 2020 begann, setzte sich in den ersten Wochen 2021 fort: Die Investoren sind bereit, mehr Risiken einzugehen, und wechseln von defensiven Sektoren, wie Gesundheit und Versorgung, auf stärker zyklische Sektoren.
In der Folge haben sich Bank- und Energieaktien in der abgelaufenen Woche gut entwickelt. In den USA wird die Renditekurve steiler; 10-jährige Staatsanleihen rentieren mit mehr als 1 %. Deshalb verbessern sich allmählich auch die Nettozinsmargen der Banken. Gleichzeitig steigt der Ölpreis. Dazu trägt auch Saudi-Arabien bei, denn das Land ist bereit, im Februar die Ölproduktion zu kürzen.
Trotz des Chaos in Washington D.C. erwarten die Aktienmärkte eine reibungslose Amtsübergabe an die neue Regierung Biden. Jetzt, wo die Demokraten die Mehrheit im Senat haben, warten die Investoren freudig auf weitere staatliche Konjunkturhilfen, die auch den Aktienmärkten zugutekommen werden. Und nicht nur zyklische Aktien dürften von der Welle mit frischem Geld profitieren; viele nachhaltigkeitsbezogene US-Aktien sind deutlich gestiegen, weil der neue US-Präsident sicher eine Reihe von Umweltschutzthemen angehen wird.
Anleihen: Politische Turbulenzen in Italien
Der Beginn der Impfkampagnen gegen COVID-19 ist ebenso ein positiver Faktor wie die Tatsache, dass die Demokraten jetzt die Mehrheit im Senat haben. Das verschafft dem designierten US-Präsidenten Joe Biden mehr Spielraum, sein vorgeschlagenes Konjunkturpaket durchzusetzen. Das Gesamtvolumen dürfte über USD 1 Billion liegen und könnte dazu beitragen, die konjunkturelle Erholung abzusichern. Dies hat die Renditen der US-Staatsanleihen, die Inflationserwartungen und die Ölpreise steigen lassen.
Die US-Notenbank Fed erwartet für die zweite Jahreshälfte 2021 eine Normalisierung der wirtschaftlichen Aktivität und einen starken Aufschwung. Manche Fed-Geldpolitiker schlagen vor, die US-Notenbank sollte bereits jetzt darüber diskutieren, wann sie mit der Reduzierung der Anleihekäufe beginnen will. Marktspekulationen brachten die Rendite auf 10-jährige US-Treasuries in die Nähe von 1,20 %, bevor sie wieder fiel, da Fed-Vertreter immer wieder betonten, dass die Pandemiebekämpfung oberste Priorität hat.
Anleihen der europäischen Peripherieländer konnten 2021 bisher zulegen, weil die Risikobereitschaft weiter zugenommen hat. Italien steht hingegen vor einer neuerlichen politischen Krise. Nach wochenlangen Turbulenzen innerhalb der Regierungskoalition kam es zu einem Streit über die Verwendung der EUR 222 Mrd. an Hilfsgeldern der EU. Die Inhaber von italienischen Anleihen haben angesichts der politischen Turbulenzen hingegen kaum reagiert. Sie sind fest davon überzeugt, dass das Anleihekaufprogramm der Europäischen Zentralbank (EZB) den Markt absichert.
Die Risikoaufschläge von italienischen gegenüber deutschen Staatsanleihen sind nur auf ein Hoch von 114 Basispunkten (Bp) gestiegen, während sie 2018, als Italiens Staatsanleihen ebenfalls eine Schwächephase verzeichneten, bis auf 350 Basispunkte angestiegen waren. Da die EZB durch ihre Käufe die Schuldtitel des Euroraums absichert, dürfte eine Verkaufswelle bei italienischen Anleihen schwächer ausfallen als es ohne die EZB-Käufe der Fall wäre. Allerdings besteht durchaus die Gefahr, dass die politische Krise in Italien eskaliert und italienische Staatsanleihen weiter belastet, falls neue Entwicklungen zu einer stärker euroskeptischen Politik führen würden...
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