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Wochenkommentar: Neue Hochs in Sicht

Wochenkommentar: Der Aktienrally geht die Luft aus

Die Aktienmärkte hatten vor der Veröffentlichung des Sitzungsprotokolls der amerikanischen Fed am Mittwochabend eine relativ ruhige Woche. Das Protokoll unterstrich die schwierige Lage, in der sich die US-Notenbank aktuell befindet.

Es bleibt noch viel zu tun, um die hartnäckigen Inflationskomponenten unter Kontrolle zu bekommen; daher herrscht hinsichtlich des Tempos und der Dauer des Zinserhöhungszyklus in den USA nach wie vor relativ große Unsicherheit. Zudem haben sich die wachsenden Spannungen zwischen den USA und China nicht gerade positiv auf die Marktstimmung ausgewirkt.

Die starke Aktienmarktrally dieses Sommers, die von nicht mehr weiter steigenden Inflationszahlen und im Durchschnitt ordentlichen Unternehmenszahlen getragen wurde, scheint zumindest vorerst an Dynamik zu verlieren. Aufgrund des unsicheren Ausblicks bleiben wir bei Aktien im Allgemeinen relativ vorsichtig. In regionaler Hinsicht gefallen uns die USA etwas besser als Europa. Und was die Sektoren betrifft, geben wir defensiven Sektoren wie dem Gesundheitswesen und nicht zyklischen Konsumgütern den Vorzug gegenüber Industriewerten und dem zyklischen Konsum.

Anleihen: Die Fed ist noch nicht fertig

Die Anleihemärkte orientieren sich immer noch an den Aussagen der Zentralbanken.  Im jüngsten Sitzungsprotokoll der Geldpolitiker der Fed hieß es, die Fed-Vertreter betrachteten die Inflation als „inakzeptabel hoch“ und „auf einer breiten Basis stehend“; man könne sich nicht darauf verlassen, dass die „jüngsten Preisrückgänge bei Öl und Rohstoffen die Grundlage für eine dauerhaft niedrigere Inflation darstellten, denn diese Preise könnten schnell wieder steigen.“ Da die Preisstabilität eine der wichtigsten Zielsetzungen der Fed ist, rechnen wir noch mit weiteren Zinserhöhungen; eine Anhebung um 75 Basispunkte (Bp) bei der nächsten FOMC-Sitzung im September ist nicht ausgeschlossen. 

Das Notenbanker-Treffen in Jackson Hole in der kommenden Woche könnte für Fed-Chef Jerome Powell der ideale Zeitpunkt sein, sich angesichts wieder lockerer werdender Finanzierungskonditionen alle restriktiven Optionen, die der Fed zur Verfügung stehen, offen zu halten, um ihre Glaubwürdigkeit zu unterstreichen. Dies könnte ein Ende der Rally bei risikobehafteten Vermögenswerten im Allgemeinen bedeuten, denn die Inflationsbekämpfung dürfte bis zum Jahresende anhalten. 

Der Markt für europäische Staatsanleihen könnte dem Aufwärtstrend der Rendite bei 10-jährigen US-Staatsanleihen mit einigem Abstand folgen, hier dürften die Ausschläge aber weniger heftig sein. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat aufgrund der Energiekrise in Europa weniger Handlungsspielraum als die Fed. Die Energiekrise hat in einigen EU-Ländern bereits zu einem klaren Rezessionsklima geführt, und die Aussichten sind nicht gut.

Darüber hinaus stehen manche EU-Länder bei der Verschuldung gemessen am BIP gut da, während andere, wie Italien und Länder in Osteuropa, in einer schwierigeren Lage sind. Somit hat die EZB im Vergleich zur US-Fed ungünstigere Rahmenbedingungen. Stärkere Integrationsbemühungen in der EU aufgrund des Kriegs in der Ukraine könnte auf innenpolitische Schwierigkeiten treffen, jetzt wo die Menschen einen größeren Teil ihres Einkommens für Energie und Lebensmittel ausgeben müssen.

 

Der vollständige Marktbericht steht unseren Kunden wöchentlich zur Verfügung.

 

Foto: denisismagilov / Adobe Stock