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Wochenkommentar: Dem September eilt sein Ruf voraus

Der September gilt tendenziell als ein wackeliger Monat. Nicht selten hat er in den vergangenen Jahren Kursverluste gebracht. Entsprechend war der Start in den neuen Monat verhalten.

Alle Augen sind auf den Arbeitsmarktbericht vom Freitag gerichtet. Das Ergebnis könnte die US-Notenbank (Fed) zu einer Zinssenkung veranlassen, was sich wahrscheinlich positiv auf die Aktienmärkte auswirken würde. Ökonomen schätzen, dass im August rund 75.000 neue Arbeitsplätze geschaffen wurden, wobei die Arbeitslosenquote voraussichtlich bei 4,3 % liegen wird. Wenn das Beschäftigungswachstum vier Monate in Folge unter 100.000 bleibt, wäre dies die schwächste Entwicklung seit Beginn der Pandemie im Jahr 2020. Die Ergebnisse des Berichts werden eine wichtige Rolle bei der Entscheidung der Fed im September spielen.

Der Nasdaq-Index wird derzeit mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 26,4 gehandelt und liegt damit leicht über seinem Fünfjahres-Median von 25,7. Angesichts des Booms im Bereich der künstlichen Intelligenz (KI) mag dies etwas überraschend erscheinen.

Dieser Trend scheint jedoch nicht zu einer deutlich höheren Bewertung des Index insgesamt geführt zu haben. Der S&P 500 wird mit einem KGV von 22,2 bewertet, was ebenfalls über seinem Fünfjahresdurchschnitt von 20,7 liegt.

Mit dem Ende der Berichtssaison können wir eine Bilanz der Ergebnisse ziehen. Von den S&P-500-Unternehmen, die ihre Ergebnisse veröffentlicht haben, übertrafen 80 % die Erwartungen, 15 % blieben hinter den Erwartungen zurück und der Rest entsprach den Prognosen. Unter den Sektoren war die Informationstechnologie (IT) mit 93 % der Unternehmen, die die Schätzungen übertrafen, der Sektor mit der besten Performance. Der Rohstoffsektor blieb mit nur 50 % der Unternehmen, die besser als erwartete Ergebnisse vermeldeten, zurück.

In Europa war das Bild weniger optimistisch. Innerhalb des STOXX Europe 600 Index übertrafen nur 52 % der Unternehmen die Erwartungen, wobei die IT-Branche überdurchschnittlich gut abschnitt und der Rohstoffsektor das Schlusslicht bildete.

Anleihen: Unsolide Haushaltslage

Weltweit steigen die Renditen langfristiger Anleihen wieder an, angetrieben durch wachsende Sorgen der Anleger über die öffentlichen Finanzen und die Inflation in den Industrieländern.

In Großbritannien stieg die Rendite 30-jähriger Gilt-Anleihen (britische Staatsanleihen) auf 5,69 % und erreichte damit den höchsten Stand seit 1998. Die Unsicherheit der Märkte hinsichtlich der finanziellen Aussichten Großbritanniens nimmt zu, da Finanzministerin Rachel Reeves vor der Verabschiedung des Herbsthaushalts mit einem Haushaltsdefizit von 35 Milliarden GBP konfrontiert ist. Dies hat Debatten über mögliche Steuererhöhungen oder Ausgabenkürzungen ausgelöst. Das schwindende Vertrauen der Anleger dämpft die Nachfrage nach langfristigen Anleihen, was die Kreditkosten in die Höhe treibt und den finanzpolitischen Druck verschärft.

Unter den G7-Staaten hat Großbritannien die zweifelhafte Ehre, die höchsten Kreditkosten zu haben. Vergleiche mit den Marktturbulenzen unter der ehemaligen Premierministerin Liz Truss sind wieder aufgekommen, und Analysten warnen, dass das Land strukturelle Schwächen entwickeln könnte, wenn keine entschlossene Haushaltsdisziplin wiederhergestellt wird.

Unterdessen erreichte die Rendite 30-jähriger US-Staatsanleihen 5 % und damit den höchsten Stand seit 18 Jahren (abgesehen von einem kurzen Anstieg in der zweiten Hälfte des Jahres 2023, als die Zinsen vorübergehend über 5 % lagen, bevor sie wieder auf 4 % zurückgingen). Die durch politisch motivierte Geldpolitik geschürten Inflationsängste haben die Renditen von Anleihen mit längeren Laufzeiten in die Höhe getrieben. Am kurzen Ende der Kurve, also bei Anleihen mit kürzeren Laufzeiten, rechnen die Anleger mit einer Zinssenkung durch die US-Notenbank (Fed). Diese Erwartung hat die Renditen zweijähriger Anleihen auf den niedrigsten Stand seit Mai gedrückt.

Der sich vergrößernde Renditeunterschied zwischen lang- und kurzfristigen Anleihen hat „Steepener”-Strategien für Anleger zunehmend attraktiv gemacht. Bei einer Steepener-Strategie versuchen Anleger, von einer Situation zu profitieren, in der sich die Differenz zwischen den Renditen langfristiger und kurzfristiger Anleihen vergrößert. So könnten sie beispielsweise langfristige Anleihen verkaufen, deren Kurse bei steigenden Renditen voraussichtlich fallen werden, und kurzfristige Anleihen kaufen, deren Kurse bei fallenden Renditen steigen.

Ein ähnlicher Trend ist in Europa zu beobachten. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat die kurzfristigen Zinsen stabilisiert, aber die langfristigen Renditen steigen. Die Renditen deutscher 30-jähriger Anleihen haben mit 3,4 % den höchsten Stand seit 14 Jahren erreicht. Dieser Anstieg ist darauf zurückzuführen, dass die Regierung mehr Kredite aufnimmt, um Verteidigungs- und Infrastrukturprojekte zu finanzieren. Auch andere europäische Länder verzeichnen mehrjährige Höchststände bei den langfristigen Kreditkosten. In Frankreich verstärkt die politische Unsicherheit den Aufwärtsdruck auf die Renditen und vergrößert den Aufschlag gegenüber deutschen Anleihen.

Der weltweite Anstieg der langfristigen Renditen spiegelt einen gemeinsamen zugrunde liegenden Faktor wider: Die Staatsverschuldung der G7-Länder befindet sich auf einem Rekordhoch. In diesem Umfeld halten wir es für wichtig, übermäßige Zinsänderungsrisiken zu vermeiden.

Redaktionsschluss: donnerstags 15 Uhr

 

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