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Wochenkommentar: Holidays are Coming

Wochenkommentar: Big Tech im Rampenlicht

Im Lauf der vergangenen Woche hat sich die Stimmung der Investoren im Hinblick auf chinesische Internetaktien ins Negative verkehrt. Zuvor hatte der Staatsrat der Volksrepublik China tiefgreifende Regeländerungen für den Bildungssektor vollzogen: So darf generell kein Unterricht mehr an Wochenenden und Feiertagen stattfinden, und alle privaten Nachhilfeinstitute müssen Non-Profit-Einrichtungen werden. Dieses harte Durchgreifen der chinesischen Regierung im Bildungssektor führte dazu, dass die Investoren Aktien aus Chinas New Economy negativer beurteilen. 

Dies könnte zur Folge haben, dass Investoren Chinas New Economy – einschließlich der Aktien von Internetunternehmen – meiden, bis sich das Regulierungsumfeld ändert, oder als Ausgleich für die regulierungsbedingte Unsicherheit höhere Risikoprämien verlangen. Große chinesische Technologiekonzerne mussten erhebliche Kursverluste hinnehmen. 

In der zweiten Wochenhälfte verlagerte sich der Fokus von der Stimmung der Investoren und den politischen Rahmenbedingungen auf die Fundamentaldaten, weil große US-Technologiekonzerne ihre Quartalszahlen veröffentlichten. 

Fed lässt ihre Politik unverändert, während Peking die Regulierung verschärft

Jerome Powell, der Chef der US-Notenbank Fed, sagte bei der jüngsten Sitzung des Offenmarktauschusses (FOMC), die Inflation in den USA könnte doch höher und hartnäckiger sein als erwartet, werde sich letztlich aber trotz allem als vorübergehendes Phänomen erweisen. Nach im Juni veröffentlichten Prognosen, die im September aktualisiert werden sollen, rechnet die Fed dieses Jahr mit einer Teuerung von 3,4 %; für 2022 erwartet sie 2,1 % und für 2023 2,2 %. (Der Internationale Währungsfonds prognostiziert ebenfalls eine leicht höhere Inflation.) Powell betonte, die Fed werde sicherstellen, dass sich die Inflation um die Zielmarke von 2 % bewegt. Die Notenbank kommunizierte aber keinerlei Zeitplan für eine Verschärfung der Geldpolitik und betonte, der jüngste Anstieg der Ölpreise werde nicht zu einer überstürzten Entscheidung führen; die Fed verfolgt nach wie vor die Ziele Vollbeschäftigung und Preisniveaustabilität. Dieses Ergebnis war im Großen und Ganzen erwartet worden und wirkte sich deshalb nicht auf die Rendite auf zehnjährige US-Staatsanleihen (Treasuries) aus, die nach wie vor bei rund 1,25 % liegt.

Da die Inflationssorgen in den vergangenen Wochen in den Hintergrund gerückt sind, verzeichneten die europäischen und amerikanischen Märkte für Unternehmensanleihen einen ruhigen und positiven Trend, wobei Investment-Grade-Titel mit längeren Laufzeiten am beliebtesten waren. Bei Schwellenmarktanleihen hatten die Investoren Bedenken. Dies hat vor allem mit dem jüngsten Kursdruck an Chinas Aktienmärkten zu tun: Pekings Verschärfung der Regulierungsvorschriften für die Sektoren der New Economy bereitete den Investoren Sorgen und löste eine Verkaufswelle aus. Bei Unternehmensanleihen hatte diese Verschärfung der Regulierungsvorschriften vor allem auf die schwächsten Hochzins-Emittenten in China (überwiegend aufgrund von unternehmensspezifischen Problemen) und anderen Teilen Asiens negative Auswirkungen. Um die Lage wieder in den Griff zu bekommen und den Ängsten an den Märkten entgegenzuwirken, beraumte Chinas Wertpapieraufsicht am vergangenen Mittwochabend prompt ein Meeting mit den Topmanagern der führenden Investmentbanken an. Zehnjährige chinesische Staatsanleihen blieben relativ stabil und zeigten keinerlei Anzeichen von Marktturbulenzen. Chinas Zentralbank, die People’s Bank of China (PBoC), hatte erst vor Kurzem den Mindestreservesatz gesenkt – ein Schritt, mit dem die Notenbank die Liquidität im System erhöhen wollte, insbesondere bei kleineren Banken und Unternehmen.  Aus Anlegersicht nehmen wir keine Veränderungen vor und rechnen in nächster Zeit nicht mit größeren Turbulenzen, die auf andere Schwellen- oder Industrieländer übergreifen könnten.

Was unser Engagement in den höherwertigen Anleihesegmenten betrifft, bleiben wir angesichts der massiven Unterstützung durch geld- und fiskalpolitische Programme bei unserer leichten Übergewichtung von Staatsanleihen europäischer Peripherieländer und einer deutlich stärkeren Übergewichtung von europäischen Unternehmensanleihen, einschließlich einer begrenzten Position in nachrangigen Unternehmensanleihen. Innerhalb unserer Position in riskanteren, renditestärkeren Anleihesegmenten behalten wir unsere Vorliebe für Schwellenmarkt- und Hochzinsanleihen bei. 

 

 

Der vollständige Marktbericht steht unseren Kunden wöchentlich zur Verfügung.

 

Foto: Kurt Kleemann / Shutterstock.com