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Wochenkommentar: Inflation tritt in den Hintergrund

Wochenkommentar: Berichtssaison startet mit gemischtem Bild

Nach einem starken Jahresauftakt haben die Aktienmärkte ihre Gewinne im Kontext der Veröffentlichung von Quartalsergebnissen der Unternehmen teils wieder abgegeben. Es setzt sich die Meinung durch, dass eine Konjunkturabschwächung in Europa und den USA zu erwarten ist, die jedoch flacher ausfallen könnte als noch vor Kurzem befürchtet. Damit wäre eine potenzielle Gewinnrezession weniger ausgeprägt als bisher angenommen. Da die jüngsten Wirtschaftsdaten uneinheitliche Entwicklungen zeigen, bleibt die weitere wirtschaftliche Entwicklung mit hoher Unsicherheit behaftet.

Obwohl die Berichtssaison gerade erst begonnen hat, zeichnet sich ab, dass die Ertragssaison nicht allzu negativ verlaufen dürfte. Die Ergebnisse scheinen im Allgemeinen etwas besser zu sein als erwartet, und auch die Ausblicke deuten noch nicht auf eine starke Verlangsamung der Umsätze hin. Es ist jedoch zu beachten, dass die Analysten im Vorfeld der Gewinnsaison ihre Schätzungen deutlich nach unten korrigiert haben, was es den Unternehmen leichter macht, diese niedrigere Messlatte zu erreichen oder zu übertreffen. 

Traditionell leiten die US-Banken die Gewinnsaison ein. Angesichts der steigenden Zinssätze sahen die Ergebnisse und Jahresprognosen für das traditionelle Kreditgeschäft recht günstig aus. Die Investmentbanking-Sparte des Sektors musste dagegen einen erheblichen Rückschlag hinnehmen, da die Fusions- und Übernahmeaktivitäten im Jahr 2022 deutlich zurückgingen. Die Erträge des US-Bankensektors waren bisher eine gemischte Angelegenheit. 

Auch im Technologiesektor zeigt sich kein einheitliches Bild. Positiv ins Auge stachen die Halbleiterausrüster heraus. Bisherige Unternehmensberichte übertrafen die Schätzungen und signalisierten eine anhaltend solide Nachfrage, trotz vorsichtiger Äußerungen zu Verkäufen nach China. Auf der anderen Seite signalisierte der Ausblick eines großen Technologiekonzerns eine weitere Verlangsamung der Cloud-bezogenen Umsätze, die von einem extrem hohen Wachstumsniveau herunterkommen.   

Da die Gewinnsaison gerade erst begonnen hat, ist es schwierig, konkrete Schlussfolgerungen zu ziehen. Unsere erste Einschätzung ist jedoch, dass es wahrscheinlich erhebliche Unterschiede zwischen und innerhalb von Sektoren geben wird. Das liegt an den Auswirkungen der Inflation, an Lieferkettenproblemen und der anschließenden Entspannung sowie an der veränderten Verbrauchernachfrage nach der Coronavirus-Pandemie - all diese Ergebnisse beeinflussen die Branchen auf unterschiedliche Weise. 

Anleihen:  Werden die Zentralbanken die Party 2023 verderben?

Bislang war das neue Jahr für Anleiheinvestoren freundlich. Nachdem die Renditen in den ersten Wochen des Jahres gefallen waren, bewegten sie sich in letzter Zeit in einer Seitwärtsbewegung. Auch die Kreditrisikoaufschläge verengten sich auf breiter Front, vor allem bei Staatsanleihen der Euro-Peripherie und Hochzinsanleihen. Die Risikobereitschaft der Anleger hat zugenommen, da sich die wirtschaftlichen Aussichten zu verbessern scheinen.

Es hat den Anschein, dass Europa eine tiefe Rezession vermeiden wird, die noch vor wenigen Monaten fast unvermeidlich schien. Die milde Witterung hat dazu beigetragen, dass die Gasreserven weniger aufgebraucht wurden als erwartet. Der Rückgang der Wirtschaftstätigkeit in China, wo die Null-Covid-Politik vor kurzem aufgegeben wurde, hat den harten Wettbewerb um Flüssiggaslieferungen verringert. Die Aufrechterhaltung der Stromversorgung in Europa, auch im nächsten Winter, scheint eine weitaus geringere Herausforderung zu sein.

Das Risiko einer Rezession im Jahr 2023 ist jedoch noch nicht vom Tisch. Die verbleibende Gefahr geht von den Zentralbankern aus, die die Wirtschaft in eine Rezession treiben könnten, um die hartnäckig hohe Inflation zu bekämpfen. Es gibt Anzeichen dafür, dass sich die US-Wirtschaft bereits in einer Rezession befindet, so dass die Fed in der zweiten Hälfte dieses Jahres Zinssenkungen in Betracht ziehen könnte. In Europa ist die Situation weniger eindeutig. Die Leitzinsen sind immer noch nahezu neutral und die Kerninflation hat ihren Höhepunkt noch nicht erreicht. 

Sowohl die US-Notenbank als auch die Europäische Zentralbank (EZB) werden die Zinssätze wahrscheinlich in der nächsten Woche anheben und dies in den nächsten Monaten noch einmal tun. Für Anleiheinvestoren ist es jedoch wichtiger, was danach passiert.

Eine leichte Rezession in den USA und Europa bei gleichzeitig rascher Inflationsrückführung könnte es der EZB ermöglichen, sich der Fed anzuschließen und die Zinsen im letzten Quartal dieses Jahres zu senken. Bevor die EZB jedoch eine Wende einleitet, muss die Inflation einen überzeugenden und dauerhaften Trend in Richtung ihres 2 %-Ziels aufweisen. Die Anleiheinvestoren sollten daher nicht damit rechnen, dass die europäischen Renditen vor dem Sommer deutlich sinken werden. Eine abwartende Haltung ist angebracht, bis mehr Klarheit darüber besteht, wohin sich die Inflation und die EZB bewegen. 

Nächste Woche werden neue europäische Inflationsdaten und US-Arbeitsmarktdaten veröffentlicht, und sowohl die Fed als auch die EZB haben ihre ersten Sitzungen im Jahr 2023. Die Zentralbanker werden uns wahrscheinlich immer wieder warnen, dass sie möglicherweise länger hart bleiben müssen, um die Inflation wirklich zu bekämpfen, und dass dies zu Lasten des Wirtschaftswachstums im Jahr 2024 gehen wird. Unter diesen Umständen könnten die Renditen und die Risikoaufschläge nochmals ansteigen.

 

Der vollständige Marktbericht steht unseren Kunden wöchentlich zur Verfügung.

 

Foto: g0d4ather / Shutterstock.com