
Wochenkommentar: Berichtssaison liefert gemischte Signale
Im Januar boten die Aktienmärkte ein völlig anderes Bild als im Vorjahr. Im vergangenen Monat waren es die europäischen Aktienmärkte, die ihre amerikanischen Pendants übertrafen.
Auf Sektorebene fällt auf, dass der US-Technologiesektor nach der herausragenden Wertentwicklung im vergangenen Jahr deutlich weniger dominant ist. Der Gesundheitssektor versucht sich nach einem schwachen Jahr 2024 wieder aufzuschließen und der Finanzsektor liefert weiterhin eine gute Entwicklung.
Die Finanzmärkte haben in diesen Tagen viele Nachrichten zu verdauen. Die anhaltende politische Unsicherheit gibt weiterhin Anlass zur Sorge. Handelszölle sind in aller Munde und könnten in nächster Zeit zu erhöhter Volatilität führen. Geopolitische Spannungen lauern nach wie vor unter der Oberfläche, und die Anleger beschäftigen sich immer noch mit den möglichen Auswirkungen des chinesischen KI-Start-Ups DeepSeek, insbesondere auf Halbleiter- und Softwareunternehmen. Glücklicherweise ist die Berichtssaison noch in vollem Gange. Sie bietet die Gelegenheit, Finanzdaten und Prognosen zu analysieren, die die Unternehmen veröffentlichen.
Anleihen: wie sich Handelszölle auf die Zinsstrukturkurven auswirken
US-Präsident Donald Trump hat seine Drohung vom vergangenen Wochenende wahr gemacht und Handelszölle auf Importe aus Kanada und Mexiko angekündigt. Beide Länder kündigten fast sofort Gegenmaßnahmen an, woraufhin Trump die Pläne um einen Monat verschob. Die drohende Gefahr eines Handelskrieges versetzt nicht nur die Aktienmärkte in Schrecken. Auch die Anleihemärkte sind betroffen.
Eine direkte Folge möglicher Handelszölle ist ein Anstieg der Kosten für US-Importe. Höhere Importpreise würden es für die US-Notenbank noch schwieriger machen, die Inflation zu bekämpfen. Letzte Woche hielt der Offenmarktausschuss der US-Notenbank (FOMC) den Leitzins nach drei aufeinanderfolgenden Zinssenkungen stabil. Der Vorsitzende der US-Notenbank (Fed), Jerome Powell, signalisierte, dass weitere Zinssenkungen auf Eis gelegt würden, es sei denn, es gäbe eindeutige Anzeichen für eine sinkende Inflation oder eine sich abschwächende Wirtschaft.
Die Fed hat die Zinsen seit Beginn ihres Lockerungszyklus im September bereits um einen vollen Prozentpunkt gesenkt. Gleichzeitig sind die Renditen zweijähriger US-Staatsanleihen um mehr als 0,5 Prozentpunkte auf etwa 4,20 % gestiegen. Dieses erhöhte Niveau der kurzfristigen Renditen spiegelt die Bedenken des Marktes hinsichtlich der Fähigkeit der Fed wider, die Zinsen angesichts der anhaltenden Inflation zu senken.
Seit Mitte Januar ist die Rendite zehnjähriger Staatsanleihen rückläufig und hat diese Woche den niedrigsten Stand des Jahres erreicht. Höhere Importzölle könnten das Wirtschaftswachstum in den USA bremsen und die größte Volkswirtschaft der Welt möglicherweise in eine Stagflation stürzen. Diese Wachstumssorgen üben einen Abwärtsdruck auf die Renditen zehnjähriger Anleihen aus. Infolgedessen flacht die Renditekurve für Staatsanleihen ab, wobei sich der Aufschlag zwischen zweijährigen und zehnjährigen Renditen auf 25 Basispunkte verringert.
In der Eurozone stieg die Gesamtinflation im Januar leicht an und übertraf die Konsenserwartungen. Die Kerninflation blieb mit 2,7 % stabil und lag damit immer noch über dem Ziel der Europäischen Zentralbank (EZB). Dennoch erwarten wir nicht, dass die EZB ihren Zinssenkungszyklus unterbricht. Die kurzfristigen Renditen in Europa fallen, da die Märkte weitere Zinssenkungen einpreisen. Obwohl die langfristigen Renditen auch von der Unsicherheit über mögliche US-Zölle betroffen sind, wird die europäische Zinsstrukturkurve steiler, was auf niedrigere kurzfristige Renditen zurückzuführen ist.
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