Wochenkommentar: Ausblick auf Impfkampagnen stützen die Märkte

Investoren suchen momentan ein Gleichgewicht zwischen der andauernden Coronavirus-Pandemie mit ihren verheerenden wirtschaftlichen Auswirkungen auf der einen Seite und der Aussicht auf Impfstoffe, sowie weiterer Hilfsprogramme von Regierungen und Zentralbanken auf der anderen. Im US-Kongress scheint es zwar von beiden Parteien Unterstützung für ein neues Covid-19-Rettungspaket zu geben, aber die Verhandlungen laufen noch. Die Aktienmärkte steigen langsam an; Anfang der vergangenen Wochen haben der S&P 500 und der Nasdaq neue Allzeithochs erreicht.
In unserem Basisszenario rechnen wir im Zuge von Impfkampagnen mit einer weltweiten konjunkturellen Erholung ab dem zweiten Quartal 2021. Dies könnte das Wirtschaftswachstum und die Unternehmensgewinne steigen lassen, was wiederum zyklischen Sektoren wie Finanzen, zyklischem Konsum und Industriewerten zugutekommt.
Der IT-Sektor hat seine Outperformance vorerst beendet. Die langfristigen strukturellen Wachstumstrends sind zwar nach wie vor aktuell, aber die Investoren suchen nach Unternehmen, die im nächsten Jahr von einem Wiederanspringen der Wirtschaft profitieren. Da uns das Coronavirus aber immer noch erhalten bleibt, wird es definitiv ein steiniger Weg werden. Was die Sektoren betrifft, gefallen uns Gesundheit und Industrie, während wir Energie und den nicht zyklischen Konsum weniger optimistisch beurteilen.
Anleihen: Für Inflationsanleihen ist es noch zu früh
Die Nominalrendite auf US-Staatsanleihen schwankt zwischen 0,50 und 0,96 %. Die amerikanische Breakeven-Inflationsanleihe steigt von 1,50 % auf 1,90 % und flirtet mit der 2-%-Marke. Zusammengenommen beschert uns dies eine negative reale Rendite von rund 1 %. Es ist einer der Gründe, warum der Euro aktuell gegenüber dem US-Dollar aufwertet.
In den USA steigt die Inflation, weil die Wirtschaftsdaten dort überraschend positiv ausfallen. Die Käufer von inflationsgesicherten Anleihen gehen davon aus, dass die Inflation angesichts der massiven staatlichen Wirtschaftshilfen schon bald steigt. Wir können verstehen, dass die Stimmung mit Blick auf Inflationsanleihen besser geworden ist, und das Niveau dieser Titel ist höher als Ende 2019, aber wir glauben nicht, dass inflationsgesicherte Anleihen momentan noch viel Aufwärtspotenzial haben. Die US-Wirtschaft hat derzeit Mühe, sich wieder auf 80 bis 90 % des Vor-Corona-Niveaus in Bezug auf das Produktionsniveau hochzukämpfen. Außerdem müsste die Arbeitslosigkeit näher an ihren Vor-Corona-Stand herankommen, und auch die Verbraucherpreise müssten wieder steigen.
Die Ölpreise, die für die Verbraucherpreisinflation eine besonders große Rolle spielen, liegen immer noch unter dem Vorjahresstand und sogar unter dem Fünf-Jahres-Durchschnitt. Auch wenn sich der Ausblick für Rohstoffe 2021 verbessert hat, ist vom Ölpreis kein Höhenflug zu erwarten, da sich der Sektor noch nicht vollständig erholt hat. Massive Hilfsprogramme haben die Märkte 2020 gestützt. Auch mit Blick auf 2021 gehen Investoren wieder mehr Risiken ein, denn die expansive Geldpolitik der Zentralbanken dürfte anhalten. Erfolgreiche Impfkampagnen dürften das Umfeld ebenfalls verbessern. Wenn die Regierungen die Bemühungen der Notenbanken mit zusätzlichen fiskalischen Hilfen flankieren, dürften die meisten risikobehafteten Anlageklassen davon profitieren, auch inflationsgesicherte Anleihen. Vorerst bleiben wir jedoch bei unserer Präferenz für Investment-Grade-Unternehmensanleihen und Schwellenmarktanleihen...
Der vollständige Marktbericht steht unseren Kunden wöchentlich zur Verfügung.
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