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Wochenkommentar: Auf der Suche nach Rendite

Wochenkommentar: US-Märkte steigen auf Vor-Corona-Niveau

Vergangene Woche wurden die Corona-Maßnahmen verschärft, und gleichzeitig sind die Aktienmärkte gestiegen. Die Investoren gehen davon aus, dass die strengeren Maßnahmen sich nicht groß auf die Aktienkurse auswirken. 

In den USA und in Europa läuft inzwischen die Impfung der Bevölkerung, begonnen hat die weltweite Impfkampagne aber in Indien. Ein Teil der indischen Bevölkerung wird mit dem vor Ort produzierten Impfstoff von AstraZeneca kostenlos geimpft. Dieser Impfstoff ist für Indien die beste Lösung, da er nicht bei so niedrigen Temperaturen gelagert werden muss wie die anderen.

Die Finanzmärkte setzen auf Hilfen von Zentralbanken und Regierungen. Janet Yellen, die ehemalige Fed-Chefin und künftige US-Finanzministerin in der Regierung Biden, sagte in einer Rede vor dem Finanzausschuss des US-Senats, es brauche große Konjunkturpakete; Sorgen über die wachsende Verschuldung spielte sie herunter. Dies zeigt, dass die US-Regierung bereit ist, die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Maßnahmen durch staatliche Hilfsprogramme abzufedern.

Kurz vor der Amtseinführung des US-Präsidenten Joe Biden führte das Office of the Comptroller of the Currency (OCC), eine wichtige Regierungsbehörde für amerikanische Banken, eine neue Regel ein, die es Großbanken verbietet, bestimmte Branchen auszuschließen. Somit dürfen Kreditinstitute keine Kunden mehr ablehnen, nur weil es sich zum Beispiel um Tabakunternehmen, Waffenhersteller oder Öl- und Gasfirmen, die in der Arktis bohren, handelt. Erlaubt ist lediglich, Kunden auf der Grundlage von finanziellen Risiken auszuschließen. Die Banken reagierten verärgert auf diese neue Regelung; ihre Kunden hätten etwas dagegen, dass ihre Einlagen an solche Unternehmen als Kredit vergeben werden. Nach der Einführung dieser Regel verließ der amtierende Chef der Behörde das OCC. Die Regierung Biden wird einen neuen Comptroller ernennen, der die Regel vermutlich wieder ändern wird, aber das könnte einige Zeit dauern.

Anleihen: lange niedrige Zinsen

Obwohl die Anleihezinsen seit einiger Zeit auf Rekordtiefs liegen, verzeichneten Investoren bei hochwertigen Anleihen in den vergangenen fünf Jahren eine durchschnittliche jährliche Rendite von 1,6 %. Können wir mit dieser Größenordnung auch in den kommenden fünf Jahren rechnen? Die Antwort lautet: Die Chancen stehen ziemlich schlecht. 

Sehen wir uns die Marktpreise genauer an. Die Anleihezinsen sind die Summe zweier Komponenten. Die erste ist der risikolose Zinssatz, die zweite eine Entschädigung für das Risiko der Investoren, dass der Emittent während der Laufzeit der Anleihe zahlungsunfähig wird; diese zweite Komponente wird auch Risikoprämie oder Credit Spread genannt. 

Die Erwartungen der Märkte in Bezug auf den risikolosen Zinssatz lassen sich an der Verzinsung von Anleihen der sichersten Emittenten ablesen, zum Beispiel deutsche Staatsanleihen. Von der Verzinsung 5- oder 4-jähriger deutscher Staatsanleihen lässt sich der erwartete einjährige Zinssatz in vier Jahren ableiten. Wenn man dann die Rendite auf Anleihen mit kurzer Laufzeit mit denen länger laufender Titel vergleicht, ergibt sich die Steigung der Zinsstrukturkurve. Daran lässt sich ablesen, welche Zinsentwicklung der Markt erwartet. Momentan beträgt der Renditeabstand zwischen 2-jährigen deutschen Staatsanleihen (-0,7 %) und 5-jährigen 0,00002 %. Dies legt den Schluss nahe, dass der Markt davon ausgeht, dass sich das Zinsniveau sehr lange nicht verändern wird. Und dies führt uns wiederum zu dem Schluss, dass die einzige Möglichkeit, mit einem Anleiheportfolio eine positive Rendite zu erzielen, das Kreditrisiko ist. 

Daher raten wir nicht zu Portfolios mit Anleihen der höchsten Qualitätsstufe, sondern vielmehr zu Unternehmensanleihen oder Staatsanleihen der Peripherieländer, das heißt zu Titeln mit einem höheren Kreditrisiko. Solche Anleihen sind immer noch leicht positiv verzinst, wenngleich wir hier schon in der Nähe der Verzinsung eines Sparbuchs liegen. Die Credit Spreads sind deutlich gefallen, seit die EZB ihr neues Anleihekaufprogramm begonnen hat, und es ist nicht davon auszugehen, dass sie noch viel weiter als rund 0,2 % fallen. Die Investoren müssen sich damit abfinden, dass sie den Großteil der Wertsteigerung, die sie eigentlich über ein paar Jahre hinweg erzielen sollten, bereits erzielt haben. Noch ein Hinweis am Rande: Während es unter den Anleihen der sichersten Emittenten keine Anleihen mit 1,6 % Rendite mehr gibt, lassen sich solche Kupons bei Schwellenmarktanleihen und im Hochzinsbereich durchaus noch finden...

 

Der vollständige Marktbericht steht unseren Kunden wöchentlich zur Verfügung.


Foto: Jorg Hackemann / Shutterstock.com