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Wochenkommentar: US-Märkte steigen auf Vor-Corona-Niveau

Wochenkommentar: Aktienmärkte trotzen steigenden Renditen

Am 16. März hat die US-Notenbank die Zinsen erhöht, und Fed-Chef Jerome Powell machte sehr deutlich, dass er bereit ist, die Inflation zu bekämpfen. Die Aktienmärkte haben die Möglichkeit von sechs weiteren Zinserhöhungen im Jahr 2022 offenbar bereits eingepreist und beurteilen die Fähigkeit der Fed, die Inflation zu begrenzen, optimistisch.

Die US-Aktienmärkte sind nach der Zinsanhebung erneut gestiegen, wobei die jüngst am stärksten gebeutelten Wachstumsunternehmen (Growth-Titel) jetzt am deutlichsten zulegen konnten. In China haben eine Reihe von Unternehmen ihre Rückkaufprogramme ausgeweitet, nachdem die Regierung in Peking erneut ihre Bereitschaft erklärt hatte, die Aktienmärkte um jeden Preis zu unterstützen. So stockte ein großes chinesisches Internetunternehmen sein Aktienrückkaufprogramm von USD 15 Mrd. auf USD 25 Mrd. auf; dies ist das mit Abstand größte Rückkaufprogramm in der Geschichte des Unternehmens. Es ist sehr wahrscheinlich, dass weitere Unternehmen diesem Beispiel folgen. In den vergangenen fünf Handelstagen sind die chinesischen Aktienmärkte um 3,5 % gestiegen.

Nach Russlands Invasion in der Ukraine geben immer mehr Unternehmen ihr Geschäft oder ihre Produktion in Russland auf. Am vergangenen Mittwoch kündigte Nestlé an, die Herstellung und den Vertrieb von nicht wesentlichen Produkten in Russland auszusetzen.

Die Rohstoffmärkte bewegen sich nach einer kurzen Phase der Konsolidierung wieder nach oben. Die Ölpreise sind wieder über die Marke von USD 120 (Brent) gestiegen. Aktien aus dem Energiesektor konnten sich in der Folge erholen und ihren Anstieg fortsetzen. Wir bleiben in unserer Positionierung bei Aktien vorsichtig. Unsere Übergewichtung der Sektoren Finanzen und Gesundheit behalten wir bei. Den nicht zyklischen Konsum beurteilen wir nach wie vor neutral.

Anleihen: Rentenmarkt in Wartestellung

An den Anleihemärkten ging es in den ersten Monaten des Jahres 2022 weiterhin extrem turbulent zu, denn die Inflation war sowohl in den USA als auch in Europa überraschend hoch, und mit Russlands Invasion in der Ukraine hatten die meisten Marktteilnehmer nicht gerechnet. 

Die Europäische Zentralbank (EZB) zeigte sich bei ihrer jüngsten Sitzung erneut überraschend restriktiv: Sie konzentrierte sich auf die Inflationsgefahr und ignorierte zumindest vorerst die Rezessionsrisiken. Deutlich weniger überraschend war, dass die Federal Reserve (Fed) ihren Kurs beibehielt: Sie begann vorvergangene Woche mit Zinserhöhungen.

Bei den meisten Staatsanleihen sind die Risikoprämien (Spreads) jüngst gestiegen. Zwar sind auch bei sicheren Staatsanleihen wie Papieren aus Deutschland und den USA die Renditen inzwischen höher als vor der Invasion Russlands in die Ukraine, doch  der Anstieg der Renditen hält sich stärker in Grenzen. Bei Indizes auf Schwellenmarktanleihen sind die Spreads am stärksten gestiegen. Allerdings enthalten diese Indizes bis Ende März nach wie vor Anleihen aus Russland und der Ukraine, die enorm hohe Renditen, aber auch eine hohe Ausfallwahrscheinlichkeit mit sich bringen.

In den vergangenen Tagen hat sich die Lage an den Märkten beruhigt; dies liegt aber eher an einer abwartenden Haltung der Investoren als an einer Verbesserung der geopolitischen Lage. Die Risikoaufschläge auf Unternehmensanleihen sind vergangene Woche zurückgegangen, was darauf hindeutet, dass die Investoren unter Umständen weniger Angst vor einem steigenden Bonitätsrisiko haben. Ob aus dieser verbesserten Einschätzung ein Trend wird oder ob es sich nur um eine vorübergehende Pause handelt, wird sich in den kommenden Wochen zeigen müssen. Aktuell preisen die Kreditrisikoaufschläge im Markt für europäische Unternehmensanleihen ein Ausfallrisiko von rund 4 % ein, während die Ratingagenturen nach wie vor von rund 1 % Zahlungsausfällen ausgehen. 

Im Hinblick auf unsere Allokation in hochwertigen Anleihesegmenten bleiben wir angesichts der fiskalischen und geldpolitischen Unterstützungsprogramme der EZB weiterhin bei unserer leichten Übergewichtung von europäischen Peripherieländerstaatsanleihen. Außerdem halten wir an unserer deutlich stärkeren Übergewichtung von europäischen Unternehmensanleihen (die durch steigende Risikoprämien in letzter Zeit noch attraktiver geworden sind) fest; darunter fallen in begrenztem Ausmaß auch nachrangige Unternehmensanleihen. 

Innerhalb unserer Position in riskanteren, renditestärkeren Anleihesegmenten behalten wir in kleinem Umfang unsere Vorliebe für Schwellenmarkt- und Hochzinsanleihen bei. Um unser Zinsänderungsrisiko im Hochzinssegment zu begrenzen, bleiben wir insgesamt bei einer neutralen Duration im Vergleich zur Benchmark.


Der vollständige Marktbericht steht unseren Kunden wöchentlich zur Verfügung.

 

Foto: Christian Carollo / Shutterstock.com