
Wochenkommentar: Aktien unter Druck
Die globalen Aktienmärkte gerieten in dieser Woche unter Druck, da der Optimismus, der die Sommer-Rallye antrieb, verflogen ist. Genauer gesagt schwindet die Hoffnung, dass die Fed das Tempo ihrer Zinsanhebungen verlangsamen könnte, denn mehrere ihrer Vertreter haben signalisiert, dass sich die Zinsanhebungen zur Bekämpfung der Inflation fortsetzen dürften.
Zudem ließ sich aus vor kurzem veröffentlichten Makrodaten eine höhere Wahrscheinlichkeit ableiten, dass die US-Wirtschaft in eine leichte Rezession gleiten wird, was wiederum die Besorgnis der Investoren erhöhte, dass in einer solchen Rezession die Gewinne der Unternehmen leiden könnten. Als Folge verlor der S&P 500 in den USA in der vergangenen Woche 4 %, während die europäischen Indizes um etwa 3 % nachgaben.
Auf Branchenebene bewegten sich die meisten Sektoren im MSCI World Index im negativen Bereich. Die größten prozentualen Rückgange verbuchten dabei u. a. die Informationstechnologie, zyklische Konsumgüter und der Telekommunikationssektor. Großer Gewinner war in der zurückliegenden Woche der Energiesektor, der eine positive Performance verzeichnete. Er profitierte dabei vom gestiegenen Ölpreis, nachdem der saudische Energieminister angedeutet hatte, dass die OPEC (Organisation erdölexportierender Länder) ihre Fördermenge kürzen könnte.
Anleihemärkte unter Spannung
Die Anleihemärkte bewegen sich momentan in einem Spannungsfeld: Zum einen wird aufgrund der überschießenden Inflation eine straffe Geldpolitik betrieben, zum anderen gibt es die Befürchtung eines globalen Wirtschaftsabschwungs. Die daraus resultierende Spannung war in der vergangenen Woche wieder stärker spürbar, denn Zentralbanker betonten, dass der Eindämmung der Inflation weiterhin Priorität eingeräumt wird.
Nach anfänglichem Zögern geht die Europäische Zentralbank (EZB) mittlerweile entschieden gegen die Inflation vor. Dies zeigt nicht nur die markante Zinsanhebung im letzten Monat, sondern auch die Kommunikation der Bank. Trotz bestehender Rezessionsrisiken bekräftigte EZB-Ratsmitglied Dr. Joachim Nagel vor kurzem, dass der letzten Zinsanhebung sicherlich weitere folgen werden.
Die Erwartung, dass die US-Notenbank (Federal Reserve, Fed) die geldpolitischen Zügel weiter anziehen wird, ließ die Renditen der US-Staatsanleihen im Vorfeld des jährlichen Wirtschaftssymposiums der Fed in Jackson Hole weiter ansteigen. Am Futures-Markt hingegen preisten die Investoren bereits Zinssenkungen für 2023 ein, da sie der Auffassung sind, dass die Politik der Zentralbank die Konjunktur letztlich zum Stillstand bringen wird. Befeuert werden diese Erwartungen unter anderem von der inversen US-Renditekurve und sich abschwächenden Wirtschaftsindikatoren, aber auch von den Auswirkungen der steigenden Zinsen auf den Wohnungsmarkt, ein Trend, dem nur die fortwährende Stärke der Beschäftigtenzahlen entgegenzustehen scheint. Nichtsdestotrotz werden Vertreter der Fed nicht müde zu betonen, dass eine Änderung der Politik erst dann möglich sei, wenn die Inflation unter Kontrolle gebracht ist.
Die Aussicht auf eine fortwährende restriktive Geldpolitik trieb die Rendite für zweijährige US-Treasuries Anfang der Woche auf über 3,30 %. Dies ist das höchste Niveau seit Mitte Juni. Die Rendite auf zehnjährige Bundesanleihen setzte ihren Aufwärtstrend ebenfalls fort. Unsicherheit lastete insbesondere auf den Peripherierenditen, denn die Marktteilnehmer fragten sich, welche Möglichkeiten die EZB angesichts des Dilemmas aus hoher Inflation, Rezessionsängsten und dem Risiko einer Fragmentierung des europäischen Staatsanleihenmarkts neben der Bekämpfung der Inflation noch hat.
Das schwierige Umfeld in Kombination mit einer drohenden Gasknappheit verschlechtert zunehmend die Situation der Unternehmen und setzt die Risikoaufschläge im Investment-Grade- und High-Yield-Segment unter Druck. Während sich im Falle einer gravierenden Gasknappheit insbesondere europäische Unternehmen mit signifikanten Produktionskürzungen konfrontiert sehen werden, stellen die steigenden Energiepreise eine globale Herausforderung dar. Da diese Risiken unserer Meinung nach insbesondere von der Bewertung der Hochzinsanleihen nicht in angemessener Weise widergespiegelt werden, behalten wir unsere untergewichtete Positionierung in diesem Segment bei.
In dieser Woche stehen wichtige Wirtschaftsdaten an. In den USA wird der ISM-Index Aufschluss über die Lage im Produktionssektor geben, und aus den Beschäftigungszahlen wird sich ablesen lassen, ob sich der Arbeitsmarkt von der sich eintrübenden Konjunktur weiterhin unbeeindruckt zeigt. In der Eurozone werden die VPI-Daten (Inflation) aus verschiedenen Mitgliedsländern auf besonderes Interesse stoßen.
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