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Wochenkommentar: Achterbahnfahrt nach dem Liberation Day

Nach der Einführung der US-Importzölle setzten die Märkte ihre Talfahrt zu Beginn der Woche fort. 

Infolgedessen geriet der S&P 500 in den Bereich eines Bärenmarktes. Er ist seit seinen Jahreshöchstständen um mehr als 20 % gefallen und hat damit die gesamte positive Rendite des Jahres 2024 weggewischt. Die entscheidende Frage war, wie der Rest der Welt auf die Zölle reagieren würde. Würden sie die Zölle als Ausgangspunkt für Verhandlungen betrachten? Oder würden sie sie als Grund für Vergeltungsmaßnahmen sehen?

Als China sofort Vergeltungsmaßnahmen ergriff, verschlechterte sich die Marktlage. China kündigte Zölle in Höhe von 34 % auf US-Waren an, die nach China eingeführt werden. Um die Sache noch schlimmer zu machen, kündigten die USA als Vergeltung einen Gegenzoll von über 100 % an. Darüber hinaus kündigte US-Präsident Donald Trump seine Absicht an, einen erheblichen Einfuhrzoll auf pharmazeutische Produkte einzuführen. Mit anderen Worten: Die Konturen eines umfassenden Handelskriegs zeichneten sich ab.

Trumps unerwartete Ankündigung vom Mittwoch, die eine 90-tägige Pause bei den gegenseitigen Zöllen für bestimmte Länder vorsah, während der Basiszoll von 10 % beibehalten werden sollte, verdeutlicht die Unberechenbarkeit der Situation. Diese Nachricht löste eine scharfe positive Kehrtwende an den Märkten aus, insbesondere bei den US-Technologiewerten und den Glorreichen Sieben, die während der Zollturbulenzen am stärksten betroffen waren. Es ist jedoch bemerkenswert, dass diese Pause China nicht einschloss, was dazu führte, dass die meisten asiatischen Märkte eine gedämpfte positive Reaktion zeigten.

Diese Achterbahnfahrt der Zölle verunsicherte sowohl das Vertrauen der Verbraucher als auch der Produzenten. Jetzt, nach der jüngsten teilweisen Erholung, könnten sie in eine abwartende Haltung eintreten. Die Investoren suchen nach Hinweisen darauf, wie sich die jüngsten Ereignisse auf das globale Wachstum und die Unternehmensgewinne ausgewirkt haben bzw. auswirken könnten. Die Gewinnsaison wird bald beginnen, angeführt von den US-Banken. Wir gehen davon aus, dass die Unternehmensergebnisse des ersten Quartals noch keine nennenswerten Auswirkungen der Zollturbulenzen aufweisen werden. Die Investoren werden sich jedoch auf die Prognosen für die kommenden Quartale konzentrieren - oder vielleicht auf das Fehlen solcher Prognosen.

Alles in allem bleibt die Situation in Bezug auf die US-Zölle unsicher. Daher erwarten wir, dass die Volatilität noch einige Zeit anhalten wird. Diese Volatilität wird andauern, bis die Verhandlungen weiter vorankommen. 

Anleihen: Instabilität auf dem US-Schatzmarkt

Die Volatilität an den Finanzmärkten blieb diese Woche extrem hoch. Interessant war die Anspannung am Markt für US-Schatzpapiere. Zunächst drückten die Zuflüsse aus sicheren Häfen die Renditen nach Trumps Zollankündigungen am "Befreiungstag" nach unten. In dieser Woche jedoch, als die Zuflüsse versiegten, stiegen die Renditen wieder an. Am Mittwoch war dieser Anstieg besonders bei Anleihen mit längeren Laufzeiten zu beobachten. Dieser Stress auf dem Markt birgt die Gefahr finanzieller Instabilität. Dies war wahrscheinlich ein wichtiger Faktor dafür, dass Trump seinen Kurs änderte und alle "reziproken" Zölle über 10 % für alle Länder außer China aussetzte. Die Tatsache, dass Trump eine finanzielle Instabilität verhindert hat, ist ein positives Zeichen, das einige Worst-Case-Szenarien ausschließt.

Der Anstieg der Renditen von US-Schatzpapieren ist wahrscheinlich auf eine Kombination von Faktoren zurückzuführen. Dazu gehören die Befürchtung einer höheren Inflation. Es gab auch einen negativen Stimmungsumschwung, der sich in einer schwachen Auktion von 3-jährigen Anleihen am Dienstag zeigte. Außerdem waren Hedgefonds wahrscheinlich gezwungen, stark fremdfinanzierte Positionen aufzulösen. Darüber hinaus kursierten Gerüchte über ausländische Verkäufe, da China als Reaktion auf den eskalierenden Handelskrieg US-Staatsanleihen verkaufen könnte.  

Die Finanzmärkte reagierten positiv darauf, dass Trump die "gegenseitigen" Zölle aussetzte. Dies führte dazu, dass die Kreditrisikoaufschläge einen Teil ihrer Ausweitung seit dem "Befreiungstag" wieder aufhoben. Die Bundrenditen stiegen, und das lange Ende der Kurve (10 Jahre und länger) erreichte wieder ähnliche Niveaus wie vor dem "Befreiungstag". Die kurzfristigen Renditen sind nach wie vor niedriger, da nun in größerem Umfang als zuvor mit einer weiteren Lockerung durch die Europäische Zentralbank gerechnet wird. Die Kurve der Bundesanleihen hat sich also weiter versteilert, eine Dynamik, die wir seit der deutschen Kehrtwende in der Finanzpolitik beobachten konnten.

Das makroökonomische Umfeld sieht nach Trumps Kehrtwende am Mittwoch viel besser aus. Allerdings haben wir immer noch eine Situation mit einem eskalierenden Handelskrieg zwischen den USA und China und 10 % Basiszöllen auf alle anderen Länder. Eine Wachstumsverlangsamung ist unvermeidlich. Darüber hinaus ist das Risiko einer Rezession (oder sogar einer Stagflation in den USA) nicht zu vernachlässigen. Daher ziehen wir es vor, einen weiteren Anstieg der Kreditrisikoaufschläge abzuwarten, bevor wir unsere Untergewichtung des Kreditrisikos aufgeben, und wir behalten unsere Präferenz für hochwertige Euro-Anleihen vorerst bei.

Redaktionsschluss: donnerstags 15 Uhr

 

Der vollständige Marktbericht steht unseren Kunden wöchentlich zur Verfügung.