
Schweizer Bankendeal wird helfen, das Vertrauen wiederherzustellen
Nach einer turbulenten Woche, in der das Vertrauen von Sparern und Anlegern in die Schweizer Bank Credit Suisse weiter bröckelte, stimmte die Schweizer Schwestergesellschaft UBS am Sonntagabend der Übernahme der Credit Suisse zu. Obwohl diese Übernahme für die Anleger der Credit Suisse eine bittere Pille ist, glauben wir, dass sie ein notwendiger Schritt ist, um das Vertrauen in den Bankensektor wiederherzustellen.
Was geschah am Wochenende?
Sind die Schwierigkeiten für das Bankensystem nun vorbei?
Auch wenn wir dies als einen wichtigen Schritt zur Wiederherstellung des Vertrauens ansehen, bleibt noch viel zu tun. Zunächst stellt sich die Frage, welche Auswirkungen die Abschreibung der AT1-Anleihen der Credit Suisse haben wird. Derzeit ist unklar, wer die Investoren dieser Anleihen waren und welche Auswirkungen die Abschreibung auf die Institute haben wird, die diese Anleihen halten. Wichtige Zentralbanken (einschließlich der Federal Reserve und der Europäischen Zentralbank) haben angekündigt, zusätzliche Liquidität bereitzustellen, um die Finanzindustrie bei Bedarf weiter zu unterstützen. Neben den AT1-Anleihen der Credit Suisse dürften auch AT1-Anleihen anderer Emittenten - die auf den breiteren Märkten für nachrangige Anleihen gehandelt werden - neu bewertet werden, da die Abschreibung der AT1-Anleihen der Credit Suisse auch dazu führen könnte, dass andere risikoreichere Anleihen von den Anlegern anders wahrgenommen werden. Für die Inhaber höherrangiger Anleihen der Credit Suisse ist die Übernahme eine gute Nachricht, da vorerst keine Abschreibungen auf diese Anleihen zu erwarten sind.
Was die Situation im US-Bankensektor betrifft, so herrscht weiterhin Unklarheit über die regionalen US-Banken. Am vergangenen Freitag gerieten die Regionalbanken erneut unter Druck, da die Anleger befürchteten, dass die Kunden weiterhin Einlagen abziehen würden, was letztlich zu einer ähnlichen Situation wie bei der Silicon Valley Bank (die eine Woche zuvor zusammengebrochen war) führen würde. Schließlich gehen wir davon aus, dass die Banken weniger bereit sein werden, neue Kredite zu vergeben (Verschärfung ihrer Kreditvergabekriterien) und dass sie versuchen werden, durch höhere Zinssätze mehr Einlagen anzuziehen.
Unsere Einschätzung des Finanzsektors bleibt unverändert. Nach einer Zeit, in der die europäischen Banken - unterstützt durch höhere Zinssätze und ein stärkeres Wirtschaftswachstum als erwartet - eine deutliche Outperformance erzielten, setzen die jüngsten Entwicklungen im Bankensektor die Finanzwerte unter Druck, da die Banken sich neuen Herausforderungen stellen müssen. Zu diesen Herausforderungen gehört die Möglichkeit, dass die Regulierungsbehörden den Banken in den kommenden Quartalen höhere Kapital- und Liquiditätsanforderungen auferlegen werden. Daher bleiben wir für den Finanzsektor neutral.
Wie wird sich die Krise auf das Wirtschaftswachstum auswirken?
Die Auswirkungen der Turbulenzen werden sich vor allem in einer Verschärfung der finanziellen Bedingungen zeigen. Wir haben gesehen, dass sich die finanziellen Bedingungen in der letzten Woche erheblich verschärft haben. Hierdurch dürfte das Wirtschaftswachstum zusätzlich unter Druck geraten. Wenn Banken konservativer werden, wird das Kreditwachstum zurückgehen. Für die Unternehmen bedeutet dies, dass es schwieriger und/oder teurer wird, Kredite zu erhalten, was zu geringeren Investitionen dieser Unternehmen führt. Dabei ist zu bedenken, dass ein geringeres Wachstum eigentlich etwas ist, was die Zentralbanken derzeit anstreben, da ein Rückgang des Wachstums dazu beitragen soll, die hohe Inflation einzudämmen. Wir rechnen nach wie vor mit einer weiteren Zinserhöhung um 25 Basispunkte durch die Federal Reserve im Laufe dieser Woche.
Was bedeutet das für die Anleger?
Auch wenn wir glauben, dass die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS ein guter Schritt ist, um das Vertrauen wiederherzustellen, gehen wir davon aus, dass die Volatilität in den kommenden Wochen anhalten wird. Die Aktienmärkte in Asien und Europa haben heute Morgen niedriger eröffnet, da die Anleger die Nachricht verdauen müssen. In volatilen Märkten empfehlen wir den Anlegern, keine größeren Veränderungen in ihren Anlageportfolios vorzunehmen. Die Zentralbanken haben angedeutet, dass sie bereit sind, bei Bedarf zu handeln, was die Märkte stützt. Es ist jedoch noch zu früh, die aktuellen Marktentwicklungen als Gelegenheit zu betrachten, das Risiko im Portfolio zu erhöhen.