
Marktkommentar: US-Schuldenstand beschäftigt die Märkte
Die US-Staatsverschuldung, ein zentrales Thema in der wirtschaftspolitischen Diskussion, wird aufgrund ihrer potenziellen Auswirkungen auf die heimische und die globale Wirtschaft immer genauer unter die Lupe genommen. Im September 2024 beläuft sich die Staatsverschuldung der USA auf rund 35 Billionen USD. Das Bundesdefizit für das im September 2024 endende Haushaltsjahr belief sich auf 1,8 Billionen USD (6,3 % des BIP) und war damit so hoch wie nie zuvor. Wie das Congressional Budget Office (CBO) berichtet, wird dieser Trend durch pandemiebedingte Ausgaben und Bemühungen zur Ankurbelung der wirtschaftlichen Erholung beeinflusst. Nun gibt es begründete Bedenken, dass die steigende Verschuldung die Tragfähigkeit der öffentlichen Finanzen gefährden und private Investitionen verdrängen könnte, da die staatliche Kreditaufnahme das verfügbare Kapital absorbiert.
Verstehen der Schuldendynamik
Die Schuldenquote der USA hat sich in den vergangenen zehn Jahren immer weiter verschlechtert und im zweiten Quartal 2024 120 % des BIP erreicht. Dies ist auf anhaltende Haushaltsdefizite zurückzuführen, die aus einer Lücke zwischen den Einnahmen (hauptsächlich aus Steuern) und den Ausgaben, einschließlich derjenigen für Programme wie die Sozialversicherung und das Gesundheitswesen sowie den Zinszahlungen für die Schulden resultieren.
Die Gesundheitskosten werden in den kommenden 30 Jahren voraussichtlich von 5,6 % auf 8,3 % des BIP steigen, was durch die demografischen Veränderungen und die Erschöpfung der Treuhandfonds noch verstärkt wird. Das Congressional Budget Office erwartet, dass die Nettozinszahlungen aufgrund der anhaltenden Defizite und der potenziellen Nachfrage nach höheren Risikoprämien ebenfalls steigen werden.
Ausblick und globale Auswirkungen
Das Wirtschaftswachstum bietet zwar ein gewisses Einnahmepotenzial, wird aber die Haushaltslücke wahrscheinlich nicht vollständig schließen. Steigende Kosten, insbesondere im Gesundheitswesen, geben weiterhin Anlass zu großer Sorge. Steigende Zinssätze könnten diese Herausforderungen weiter erschweren, da sie die Kosten für den Schuldendienst erhöhen. Trumps Maßnahmen, wie die Verringerung der Einwanderung und die Förderung von On-Shoring-Aktivitäten, könnten sich ebenfalls negativ auf den Schuldenstand und das Defizit der USA auswirken. Diese Maßnahmen zielen zwar darauf ab, die Beschäftigung anzukurbeln, können aber das Wachstum beeinträchtigen und die Defizite aufgrund geringerer Einnahmen und einer daraus resultierenden höheren öffentlichen Verschuldung verschärfen.
Das CBO geht davon aus, dass die Schuldenquote der USA bis 2054 166 % des BIP erreichen wird, wobei ein Großteil dieser Verschlechterung auf Zinszahlungen zurückzuführen ist. Das Potenzial für höhere Risikoprämien könnte die Zinslast noch erhöhen. Sollte sie jemals Realität werden, wäre eine US-Staatsschuldenkrise wahrscheinlich multifaktoriell (wirtschaftlich, politisch, militärisch, ökologisch) und nicht nur durch einen Anstieg der Schuldenquote ausgelöst.
Geopolitische Faktoren und Militärausgaben könnten die Schuldenquote der USA zusätzlich beeinflussen. Darüber hinaus hat die US-Finanzpolitik globale Auswirkungen und beeinflusst die europäischen Staatsschulden durch Änderungen in der Geldpolitik und Wechselkursschwankungen. Steigende Schuldenstände und Diskussionen über die Schuldenobergrenze könnten zu höheren Zinssätzen führen und die Fähigkeit der Regierung zur Stabilisierung der Wirtschaft in Krisenzeiten einschränken.
Perspektive für festverzinsliche Anlagen
Der Schuldenstand einer Nation ist eine Medaille mit zwei Seiten. Steigende Zinssätze machen US-Staatsanleihen kurzfristig attraktiver, da sie höhere Renditen bieten und risikoscheue Anleger auf der Suche nach Stabilität anziehen. Diese Anziehungskraft könnte jedoch nachlassen, wenn es der US-Regierung nicht gelingt, ihre wachsende Verschuldung und ihr Haushaltsdefizit in den Griff zu bekommen, was zu höheren Risikoprämien und Kreditkosten führen könnte. Dies könnte die Risiko-Rendite-Dynamik festverzinslicher Anlagen erheblich beeinträchtigen und unterstreichen, wie wichtig es ist, die finanzpolitischen Entwicklungen zu beobachten.
Da die US-Staatsverschuldung steigt, kann die zunehmende Emission von Staatsanleihen die Renditen in die Höhe treiben und damit auch die Kreditkosten für Unternehmen erhöhen, da die Preise von Unternehmensanleihen oft relativ zu den Renditen von Staatsanleihen sind. Dies kann die Gewinnspannen der Unternehmen schmälern und die Refinanzierung erschweren, insbesondere für Unternehmen mit schwächerem Kreditrating. Aufgrund des Verdrängungseffekts, der dadurch entsteht, dass die Staatsverschuldung mehr Kapital anzieht und weniger Raum für private Investitionen lässt, kann es für Unternehmen zudem schwieriger und/oder teurer werden, sich Mittel zu beschaffen.
Eine anhaltend hohe Verschuldung kann auch Bedenken hinsichtlich der Kreditwürdigkeit der US-Regierung wecken und sich auf die Kreditwürdigkeit von Unternehmen auswirken. Dieser gefühlte Anstieg des Systemrisikos könnte die Nachfrage nach Unternehmensanleihen verringern, insbesondere bei Emittenten mit niedrigerem Rating.
Darüber hinaus kann der Inflationsdruck, der sich aus hohen Defiziten ergibt oder möglicherweise durch bisherige Maßnahmen der Zentralbank (wie die quantitative Lockerung) verstärkt wird, die realen Renditen festverzinslicher Anlagen schmälern, was die Anleger dazu veranlasst, höhere Renditen zu verlangen und die Kreditkosten für Unternehmen zu erhöhen. Die Inflationsunsicherheit kann die Volatilität auf dem Rentenmarkt erhöhen und die Liquidität sowie das Vertrauen der Anleger beeinträchtigen.
Der Weg in die Zukunft
Trotz der wachsenden Schuldenlast rechnen wir nicht mit einer unmittelbaren Finanzkrise. Allerdings können hohe Defizite die staatlichen Ausgabenprioritäten einschränken und privates Kapital verdrängen, folglich das Wachstum behindern und den fiskalischen Spielraum schmälern, der für die Bewältigung künftiger widriger Umstände unerlässlich wäre. Dieser schwierige Schuldenpfad wird voraussichtlich im Jahr 2025 auf den Prüfstand kommen, wenn steuerpolitische Debatten zu erwarten sind.
Kurzfristig sehen wir keine systemischen Risiken im Zusammenhang mit der Situation der US-Staatsverschuldung. Stattdessen wird unser Augenmerk auf den Auswirkungen der neuen Trump-Regierung auf die Kapitalmärkte liegen und darauf, wie die anstehenden Reformen die Renditekurve der Staatsanleihen beeinflussen könnten. Wir gehen davon aus, dass die US-Notenbank die Zinssätze weiter senken wird, wenn auch langsamer als bisher erwartet, da wir von einem erneuten Inflationsanstieg in den USA im Jahr 2025 ausgehen. Der Leitzins der Federal Reserve sollte sich bis Ende 2025 bei 3,5 % stabilisieren. Wir erwarten weiterhin, dass die US-Wirtschaft in den kommenden Quartalen langsamer wachsen wird. Trotz des reduzierten Wachstums und des recht hohen Zinsniveaus dürften sich US-Unternehmensanleihen widerstandsfähig zeigen, sofern die Inflation nicht übermäßig ansteigt.
Längerfristig erfordert die Steuerung der US-Schuldenlandschaft strategischen Weitblick und internationale Zusammenarbeit. Für Investoren ist das Verständnis dieser Dynamik entscheidend für eine fundierte Entscheidungsfindung. Die politischen Entscheidungsträger müssen nachhaltigen fiskalischen Praktiken Vorrang einräumen, um die US-Staatsverschuldung von einem Bild der Unsicherheit in ein Bild der Widerstandsfähigkeit und der Chancen zu verwandeln.
Eine hohe Verschuldung und ein hohes Defizit in den USA können zu einem Anstieg der Zinssätze, einer Ausweitung der Kreditrisikoaufschläge, einer Verdrängung privater Investitionen, einem erhöhten Inflationsrisiko und einem potenziellen Vertrauensverlust der Anleger führen - alles Faktoren, die den Markt für Unternehmensanleihen belasten. Ein ausgewogener Ansatz, der sowohl die Einnahmen als auch die Ausgaben berücksichtigt, ist unerlässlich, um eine Schuldenspirale zu verhindern.