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Wochenkommentar: Schwieriges Umfeld belastet Märkte

Schwieriges Umfeld belastet Märkte

Die Finanzmärkte zeigten sich seit Jahresbeginn volatil, sowohl die Aktien- als auch die Rentenmärkte litten unter einer deutlichen Konjunkturabschwächung. Wird sich diese Entwicklung angesichts der ungewöhnlich hohen Unsicherheiten fortsetzen oder werden sich die Märkte innerhalb eines Korridors bewegen? 

Tatsächlich haben Staatsanleihen im laufenden Kalenderjahr eine negative Wertentwicklung von -10,3 % in Europa und -9,6 % in den USA zu verzeichnen. Dies entspricht dem stärksten Rückgang seit Jahrzehnten. Auch die Kreditmärkte leiden: Die europäischen und US-amerikanischen Investment-Grade-Anleihen-Segmente sind um 8,7 % bzw. 13,9 % gefallen, während die Hochzinsanleihen um 8,6 % (in Europa) bzw. 9,3 % (in den USA) nachgegeben haben.

Eine ähnliche Entwicklung konnte am Aktienmarkt beobachtet werden. Die US-amerikanischen Aktienmärkte sind seit Jahresbeginn um 13,8 % gefallen (S&P 500 Index), während sich der IT-lastige Nasdaq Index mit einer Wertentwicklung von -22,3 % sogar im Bärenmarktbereich befindet. Der europäische Aktiensektor hat „nur“ ein Minus von 9,8 % zu verzeichnen, da die Märkte in der Schweiz (-8,9 %) sowie Großbritannien (0,0 %) geringere bzw. keine Kursverluste zu verbuchen hatten. Die Märkte der Schwellenländer haben seit Jahresbeginn 15,7 % an Wert verloren. Die einzige Anlageklasse, die sich dieser negativen Entwicklung entziehen konnte, waren die Rohstoffe, welche eine positive Wertentwicklung von 34,0 % zu verzeichnen hatten. Angetrieben wurde dies durch den Krieg zwischen Russland und der Ukraine und der damit ausgelösten Unterbrechungen der Lieferketten. 

Die Möglichkeiten, mithilfe einer passenden Allokation diese negativen Wertentwicklungen auszugleichen oder abzudämpfen, waren sehr begrenzt. Auf Grund des Mangels an Diversifizierungsmöglichkeiten innerhalb der traditionellen Anlageklassen, insbesondere die der festverzinslichen Wertpapiere, war es nur schwer möglich, diese Schocks zu absorbieren.

Inflation, geldpolitische Straffung und zwei Schocks

Die beeinflussenden Faktoren dieser Entwicklungen sind klar zu identifizieren. Die Inflation ist stärker und sehr viel hartnäckiger als Anleger und Zentralbanken noch vor einigen Quartalen erwartet haben. Infolge dieser Fehleinschätzung laufen die Zentralbanken, insbesondere die Fed, nun der Inflationsentwicklung hinterher. Somit wird die Fed ihre Gelpolitik deutlich schneller straffen müssen, als ursprünglich erwartet. Letzte Woche hat die Fed nun bekannt gegeben, den Leitzins um 50 Basispunkte (Bp) anzuheben und in den nächsten Monaten ihre Bilanz zu verkürzen.

Die von der Fed vergangene Woche bekanntgegebenen Maßnahmen waren so von den Märkten erwartet worden. Jedoch sollten Investoren jetzt nicht damit rechnen, dass die Fed vorsichtiger agieren wird, um Investoren zu schonen. Ihr Fokus liegt auf der Inflationsbekämpfung.

Die beiden Einflussfaktoren, Inflation und geldpolitische Straffung, sind durch den Krieg in der Ukraine und dem Wiederaufflammen der Corona-Pandemie in China weiter verstärkt worden. Während der Krieg im Osten Europas die Rohstoffpreise viel höher treibt als zunächst erwartet, verstärkt Chinas Null-Covid-Politik die bestehenden Probleme in den Lieferketten.

Da es noch keine Anzeichen dafür gibt, dass die Inflation ihren Höhepunkt erreicht hat, oder dass die Zentralbanken bereit sind, ihren Straffungsprozess zu verlangsamen, steigen infolge dessen die Renditen an. Die Renditen 10-jähriger US-Staatsanleihen sind auf über 3,1 % gestiegen und die Renditen von Bundesanleihen auf über 1,1 % - Niveaus, die seit 2018 bzw. 2015 nicht mehr erreicht wurden.

Die Realrenditen (Nominalrenditen abzüglich der vom Markt erwarteten Inflation ) steigen ebenfalls an, was die Bewertungen der Aktienmärkte und insbesondere die der Wachstumstitel unter Druck setzt. In den USA haben sich die Sektoren IT, zyklische Konsumgüter und Kommunikationsdienste unterdurchschnittlich entwickelt. Im Gegensatz dazu weist der Energiesektor mit einem Anstieg von 50 % im bisherigen Jahresverlauf die beste Wertentwicklung auf. 

Was ist zu erwarten?

Eine Straffung der Geldpolitik durch die Zentralbanken, insbesondere durch die Fed, geht traditionell mit einer höheren Volatilität an den Finanzmärkten einher. Derzeit ist die Volatilität überdurchschnittlich hoch. Der Grund dafür könnte die hohe Geschwindigkeit sein (der Straffungszyklus könnte einer der schnellsten in der Geschichte der Fed sein), mit der die Fed die geldpolitische Verknappung voran treibt. Normalerweise löst eine Straffung der Fed jedoch keinen Bärenmarkt aus, zumindest nicht in der Anfangsphase. Im Durchschnitt ist die Performance der US-Aktienmärkte 12 Monate nach der ersten Zinserhöhung positiv.

In der Regel werden Bärenmärkte von zwei Faktoren ausgelöst: Rezessionen und Finanzkrisen. Betrachtet man die letzten zwei Jahrzehnte, so war der letzte längere Bärenmarkt zwischen 2007 und 2009 eine Kombination aus beidem. Im Jahr 2011 löste die europäische Schuldenkrise einen Bärenmarkt in Europa aus, der 2012 in eine Rezession mündete. Der pandemiebedingte Bärenmarkt von 2020 schließlich war eine Ausnahme, sowohl was die Ursache, die Geschwindigkeit als auch die Dauer betrifft. 

Auch wenn Rezessionen und Finanzkrisen immer schwer vorherzusagen sind, rechnen wir in absehbarer Zeit nicht mit einem solchen Ereignis. Wir erwarten stattdessen eine erneute Beschleunigung des US-Wachstums in der zweiten Jahreshälfte. Folglich gehen wir davon aus, dass sich die Finanzmärkte in einer bestimmten Bandbreite bewegen werden, um die Verschärfung der finanziellen Bedingungen zu verarbeiten.

Auswirkungen auf die Investmentstrategie

Im Segment der Aktien haben wir unsere Übergewichtung im vergangenen November und Mitte Februar auf eine neutrale Haltung reduziert. Bezüglich der Sektoren haben wir einige der oben genannten Sektoren mit der schlechtesten Performance neu allokiert, z.B. Kommunikationsdienstleistungen auf untergewichtet Anfang des Jahres.

Da wir davon ausgehen, dass sich der Markt in einer gewissen Bandbreite bewegen wird, raten wir weiterhin zu einem breit gestreuten Aktienportfolio. Wir bleiben vorsichtig gegenüber hoch bewerteten Marktsegmenten, die unter den Straffungen der Zentralbanken leiden könnten. 

Im Bereich der festverzinslichen Wertpapiere haben wir vor kurzem beschlossen, unsere Untergewichtung von Staatsanleihen zu verringern, in dem wir den Anteil europäischer Kern-Staatsanleihen erhöhen, welche inzwischen wieder positive Zinssätze bieten. Als solche könnten sie in den kommenden Quartalen wieder als Diversifikator im Rahmen eines Portfolios fungieren. 

Die Unsicherheiten bezüglich des Marktszenarios sind derzeit zwar ungewöhnlich hoch, jedoch werden diese Risiken in unserer Anlagepolitik berücksichtigt.

Olivier Raingeard 
Global Head of Equity Strategy

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Stand: 27. Januar 2022