
Das Corona-Virus taucht wieder auf
Eine neue Corona-Virus Mutante mit dem Namen Omikron hat die Welt erneut aufgeschreckt. Die Anleger reagierten verunsichert auf die nicht vorhersehbaren Auswirkungen der neuen Mutation, was sich am vergangenen Freitag in sich negativ entwickelnden Aktienmärkten widerspiegelte. Wir sind jedoch aus mehreren Gründen der Meinung, dass wir keinen weiteren "März 2020" befürchten müssen.
Die Finanzmärkte sind am vergangenen Freitag in eine Phase höherer Volatilität eingetreten. Auslöser dafür waren die zunehmenden Beschränkungen, die in Europa zur Bekämpfung der nächsten Covid-19-Welle verhängt wurden, und das Auftauchen von Omikron, der neuen Corona-Variante. Dabei handelt es sich um eine besorgniserregende Variante, wie es die Weltgesundheitsorganisation ausdrückt, da sie zahlreiche Mutationen aufweist, die möglicherweise die Wirksamkeit von Impfstoffen beeinträchtigen könnten.
Diese Nachricht ließ die Stimmung der Anleger innerhalb von 24 Stunden umschlagen. Bis Freitag konzentrierten sich die Anleger auf die Beschleunigung der geldpolitischen Straffung der US-Notenbank in den kommenden Monaten, was dazu führte, dass die Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihen am Mittwoch auf ein Niveau von bis zu 1,68 % stiegen, sowie auf einen stärkeren US-Dollar und Druck auf Growth-Aktien (Growth-Aktien zeichnen sich durch ein hohes Umsatzwachstum aus und operieren häufig in innovationsreichen Geschäftsfeldern). Doch dann verlagerte sich die Aufmerksamkeit auf ein bedenklicheres Szenario hinsichtlich der Corona-Variante, die einen starken Aufschwung entgleisen lassen könnte, was zu niedrigeren Renditen (1,48 % für 10-jährige US-Staatsanleihen am Freitagabend), einem schwächeren US-Dollar und höherer Volatilität an den Aktienmärkten führte. Vor allem an den europäischen Aktienmärkten kam es zu einer starken Korrektur, insbesondere bei zyklischen und Value-Aktien (als Value-Aktien bezeichnet man Unternehmen, welche ein bewährtes Geschäftsmodell nutzen und deren Aktie als werthaltig gilt). Am Montagmorgen schien sich die Risikoaversion zu verringern. Die europäischen Märkte eröffneten trotz der negativen Entwicklung in Asien positiv.
Die nächsten zwei Wochen könnten so lange unbeständig bleiben, bis zwei entscheidende Fragen der Anleger beantwortet sind: Erstens scheint die Omikron-Variante bereits ansteckender zu sein, aber führt sie auch zu einer schwereren Form der Krankheit? Zweitens: Verringert sie die Wirksamkeit des Impfstoffs erheblich? Sollten beide Fragen negativ beantwortet werden, so wird das Narrativ von der Straffung der Fed wahrscheinlich so schnell zurückkehren, wie es verschwunden ist. Falls beide Fragen positiv beantwortet werden, bleiben die Abwärtsrisiken noch einige Wochen bestehen, da die Anleger im Winter mit einer Konjunkturabkühlung rechnen.
Im letzteren Fall rechnen wir jedoch aus verschiedenen Gründen nicht mit einer hohen Volatilität wie im März 2020. Erstens haben sich Regierungen, Unternehmen und Haushalte in den letzten 18 Monaten daran gewöhnt, mit dem Virus zu leben. Zweitens könnten Pharmazieunternehmen, die Medikamente und Impfstoffe hergestellt haben, ihre Produkte recht schnell anpassen. Einige Unternehmen haben bereits erklärt, dass sie in wenigen Monaten einen neuen Impfstoff anbieten könnten. Ein weiterer Grund besteht darin, dass die steuerlichen und monetären Instrumente, die in den letzten Quartalen eingeführt wurden, in einigen Fällen wieder eingesetzt werden könnten, wenn es nötig ist.
Kürzlich, am 19. November, beschloss unser Investmentkomitee, das Risiko-Ertrags-Verhältnis der Anlagestrategie anzupassen, indem es entschied, Aktien wieder auf das Ziel der taktischen Asset-Allokation - eine leichte Übergewichtung von Aktien - zurückzuführen und die Erlöse in Barmittel umzuschichten, um letztere bei sich bietenden Marktchancen nutzen zu können. Auch wenn die Unsicherheiten zunehmen, halten wir unsere Position nach wie vor für vernünftig, da wir nach wie vor davon ausgehen, dass das Wirtschaftswachstum im nächsten Jahr über dem Trend liegen wird und ein einstelliges Gewinnwachstum unterstützen kann. Natürlich werden wir die Märkte weiter beobachten und uns bei Bedarf wieder bei Ihnen melden.
Global Head of Equity Strategy