
Monatsupdate: Volatilität schafft Chancen
Dank des positiven konjunkturellen Ausblicks favorisieren wir weiterhin sowohl Anleihen als auch Aktien – trotz der hartnäckigen Inflation in den USA und der durch steigende Spannungen im Nahen Osten verursachte Marktunsicherheiten.
- Mittelfristig bleibt der Ausblick für Aktien günstig
- Hochwertige Anleihen werden weiterhin bevorzugt
- Geopolitische Risiken treten erneut in den Vordergrund
Im ersten Quartal 2024 kam es zu einer Erholung an den Aktienmärkten. Diese wurde jedoch von der hartnäckigen Inflation in den USA begleitet. Die Anleger hatten vor kurzem noch damit gerechnet, dass die US-Notenbank (Fed) im Juni mit den Zinssenkungen beginnen würde. Doch nach drei aufeinanderfolgenden Monaten mit einer unerwartet hohen Inflation wurde diese Hoffnung enttäuscht. In der Folge kam es zu einem signifikanten Anstieg der Anleiherenditen.
Wir rechnen nach wie vor mit einem ausgeprägten Zinssenkungszyklus in den USA mit drei Zinssenkungen bis Jahresende, da wir davon ausgehen, dass sich die Inflation in der zweiten Jahreshälfte klar abschwächen wird. Die erste Zinssenkung dürfte im Juli erfolgen. Das Lohnwachstum ist zurückgegangen und stimmt nun mit den Zielwerten überein. Auch die Kosten für Wohnraum – ein nachlaufender Indikator – sind gesunken. Für die US-Wirtschaft erwarten wir eine weiche Landung. In absehbarer Zeit erscheint eine Rezession sehr unwahrscheinlich. Zum Jahresende dürfte der Leitzins auf 4,75 Prozent gefallen sein und bis November 2025 rechnen wir mit einem Absinken des Leitzinses auf ein neutrales Niveau von ca. 3 Prozent.
In Europa ist die Konjunktur schwächer und die Inflation rückläufig. Die Europäische Zentralbank (EZB) könnte die erste Zinssenkung bereits im Juni vornehmen. Die aktuellen Zinsen sind restriktiv und setzen Kreditvergabe und Investitionen unter Druck. Das Wirtschaftswachstum in der Eurozone dürfte folglich im vierten Quartal wieder anziehen und im nächsten Jahr auf 1,6 Prozent steigen.
Das Basisszenario, auf dem unsere Anlagestrategie beruht, stellt sich sowohl für risikoreichere Anlagen als auch für hochwertige Anleihen positiv dar, trotz der unerwartet hohen Zinsen in den USA. Die Fed kann eine schnelle Wende hinlegen, sobald sich die Inflation abkühlt. Die Anleiherenditen könnten dann rasch fallen. Wenn Anleiherenditen sinken, steigen die Preise für Anleihen.
Bei seinem letzten Treffen hat unser Investmentkomitee beschlossen, seine leicht übergewichtete Positionierung sowohl bei Aktien als auch bei Anleihen beizubehalten. Im Anleiheportfolio wurden kleine Veränderungen vorgenommen, um die Duration (Kursempfindlichkeit auf Veränderungen der Zinsen) zu erhöhen und die Positionen der europäischen Pfandbriefe auszubauen. Im Gegenzug wurden europäische Staatsanleihen verkauft.
Mittelfristig bleibt der Ausblick für Aktien günstig
Aktien zeigen zwar eine erhöhte Marktvolatilität. Dennoch bleiben wir bei unserem positiven Ausblick, da sich die Gewinnaussichten leicht verbessert haben. In den USA basiert diese Verbesserung auf der konjunkturellen Dynamik und der Tatsache, dass Analysten mehr positive als negative Gewinnkorrekturen vornehmen. Auch in Europa und den Schwellenländern erholt sich die Gewinndynamik derzeit von dem bisher sehr niedrigen Niveau. Japan ist die einzige Region, in der das Aufwärts- zu Abwärts-Verhältnis der Analystenerwartungen anhaltend positiv ausfällt.
Auf aggregierter, globaler Sicht liegen Bewertungskennzahlen nahe an ihren langfristigen Durchschnittswerten. Dabei sind regionale Unterschiede zu beobachten. Die US-Aktienmärkte beispielsweise erscheinen teuer. Der Handel auf den europäischen und Schwellenmärkten liegt zwar nahe am langfristigen Durchschnitt, doch sind hier die Gewinnaussichten schwächer.
Wir ziehen die USA (übergewichtet) nach wie vor Europa (untergewichtet) vor und nehmen eine neutrale Positionierung bei den Schwellenländern ein. Unsere bevorzugten Sektoren sind die Informationstechnologie und das Gesundheitswesen (beide übergewichtet), während wir den Finanzsektor nicht favorisieren (untergewichtet).
Hochwertige Anleihen weiterhin bevorzugt
Die Zentralbanken bleiben der wichtigste Bestimmungsfaktor für festverzinsliche Anlagen. Wenn die Zentralbanken die Zinsen senken – was wir für diesen Sommer erwarten – ist in der Regel mit einer guten Performance der hochwertigen Anleihen zu rechnen. Unserer Ansicht nach dürften die Geldpolitik der USA und die der Eurozone zeitweilig auseinanderdriften, da die EZB im Juni mit den Zinssenkungen beginnen könnte, während sich die Fed noch zurückhält. Wir bevorzugen weiterhin hochwertige Anleihen wie Staatsanleihen und Pfandbriefe. Unsere Positionierung haben wir vor kurzem leicht von europäischen Staatsanleihen auf europäische Pfandbriefe verändert. Das Ziel war, die Renditen zu verbessern und die Duration des Portfolios zu verlängern. Je größer die Duration eines Portfolios, desto stärker steigt sein Wert, wenn das Zinsniveau sinkt.
Neuerliches Aufkommen geopolitischer Risiken
Märkte lassen sich durch Überraschungen leicht – aber nur zeitweilig – aus der Fassung bringen. Überraschungen haben Störpotenzial und erzeugen Unsicherheit. Überraschend waren zum Beispiel die unerwartet hohen US-Inflationsdaten. Doch wenngleich die Inflation in den USA nach wie vor zu hoch ist, sind die Arbeitslosenzahlen gering und das Wachstum ist weiter solide. Die US-Verbraucher und -Unternehmen scheinen sich mit den höheren Zinsen abfinden zu können. Diese scheinen weder das Einkaufsverhalten noch die Investitionen erheblich einzuschränken.
Die Situation im Nahen Osten hat ebenfalls zu Verunsicherung geführt. Nach dem Angriff des Irans auf Israel stiegen die Ölpreise zwar anfänglich, gingen dann aber wieder zurück. Israels Antwort hatte, zumindest bisher, die gleiche Wirkung: eine anfänglich negative Marktreaktion und einen Anstieg der Ölpreise.
Das heißt, dass die Spannungen im Nahen Osten bisher die Marktbedingungen insgesamt nicht wesentlich gestört haben. Die geopolitischen Risiken sind jedoch deutlich höher als zuvor, da ein Teil der Welt in Aufruhr ist. Weitere Eskalationen in dieser Region könnten die Öllieferungen durch die Straße von Hormus unterbrechen und die Ölpreise auf schmerzhafte Niveaus heben. Wir beobachten die Situation und ihre Auswirkungen auf die Portfolios sehr genau. Insgesamt sind wir der Ansicht, dass ein diversifiziertes Portfolio am besten ist, das Aktien und hochwertige Anleihen – die als „sicherer Hafen“ angesehen werden und als Puffer agieren können, sollten die risikoreicheren Anlagen ins Stolpern geraten – umfasst.
Aufkommende Chancen bei nachlassenden Risiken
Es erforderte viel Geduld, doch können Anleger jetzt unserer Ansicht nach aufatmen. Die Inflations- und Rezessionsgefahren lassen eindeutig nach. Die Verbraucher sind gut positioniert und die Unternehmen können sich auf das zweite Halbjahr freuen, wenn die Zinsniveaus endlich sinken.
Eine positive Auswirkung des Kampfes gegen die Inflation und der viel höheren Zinsen ist, dass dies den Zentralbanken wieder den notwendigen Spielraum für ihre Maßnahmen verschafft hat. Es wird einige Zeit vergehen, bis die hohen Zinssätze wieder auf die Zielniveaus sinken. Dies wird sich auch dämpfend auf die Erholung auswirken. Wir sind jedoch der Meinung, dass man seine Aktienpositionen wieder vorsichtig vergrößern kann, da es ausreichend positive Marktindikatoren und Bereiche mit Chancen gibt.