
Monatsupdate: Risikoappetit macht sich bezahlt
Die Aktienmärkte entwickelten sich über den Sommer hinweg gut. In Dollar gerechnet stehen die US-Aktienmärkte besser da als die in der Eurozone, aber nach Berücksichtigung der US-Dollarschwäche dreht sich das Bild für Anleger im Euroraum.
Bislang bleiben die Auswirkungen der US-Handelszölle auf die Weltwirtschaft noch begrenzt. Die Zinssenkung der Federal Reserve (Fed) im September und die geplanten Fiskalpakete in Deutschland haben zu positiven makroökonomischen Erwartungen beigetragen. Entsprechend bestätigen wir unsere positiven Haltung gegenüber Aktien. In der letzten Sitzung unseres Global Investment Committee wurde dennoch eine Erhöhung bei Schwellenländeranleihen beschlossen, um das bisherige Untergewicht zu reduzieren. Diese Anlageklasse bietet relativ attraktive Renditen und profitiert zugleich von positiven Trends wie dem hohen BIP-Wachstum in den Schwellenländern und der starken Risikobereitschaft der Anleger.
Unterstützung von der amerikanischen Zentralbank
Der Vorsitzende der Fed, Jerome Powell, erklärte kürzlich, dass sich die wirtschaftlichen Aussichten seit September nicht verändert hätten. Damals senkte die Fed aufgrund von Bedenken hinsichtlich des Arbeitsmarktes die Zinsen um 25 Basispunkte. Mit seiner Aussage bestätigte Powell indirekt die vom Markt aktuell eingepreiste Erwartung von zwei weiteren Zinssenkungen bis zum Jahresende.
Dies deutet auf eine expansive Geldpolitik der Fed hin und hat zu einer Revision unseres Basisszenarios geführt, das nun von Zinssenkungen im Oktober und Dezember sowie einer weiteren Senkung um 75 Basispunkte im Jahr 2026 ausgeht. Wegen der geld- und fiskalpolitischen Lockerung in den USA könnten jedoch die Inflationsrisiken steigen, insbesondere aufgrund der neuen Einfuhrzölle. Die Europäische Zentralbank (EZB) scheint ihre Zinssenkungen vorerst ausgesetzt zu haben – in Erwartung der deutschen „Fiskal-Bazooka”. Dazu gehören Investitionen in Verteidigung und Infrastruktur, die sich im vierten Quartal 2025 und im Jahr 2026 positiv auf die deutsche und die europäische Wirtschaft auswirken sollen.
Aktienmärkte blicken auf die Berichtssaison
In Kürze beginnt eine mit Spannung erwartete Berichtssaison. Die Aktienrallye im Sommer hat zu überzogenen Bewertungen geführt, sodass manche sagen, der Markt befinde sich in einer Blase. Insbesondere über die Bewertungen KI-bezogener Technologiewerte in den USA wird intensiv diskutiert. Sollte die Gewinnentwicklung überraschenderweise niedriger ausfallen, könnten dies folglich zu einer stärkeren Korrektur als üblich führen. Dies war auch der Fall, als US-Präsident Donald Trump mit der Ankündigung höherer Einfuhrzölle für China Ängste vor einem neuen Handelskrieg schürte. Doch die ersten Ergebnisse aus dem IT-Sektor und insbesondere der großen Halbleiterwerte bestätigen bislang ein außerordentliches Gewinnwachstum und sorgen erneut für positive Aussichten.
Die Aktienmärkte bleiben in einem Risiko-On-Szenario. Wir erwarten für die USA im dritten Quartal ein solides Gewinnwachstum, während etwaige Zinssenkungen der Fed die Wirtschaft zusätzlich stützen dürften. Die starke Rentabilität und das Gewinnwachstum der Unternehmen verdeutlichen, dass das Risiko einer Blasenbildung vorerst begrenzt ist.
In Europa dürfte das Gewinnwachstum im dritten Quartal deutlich unter dem der USA liegen, aber dennoch positiv ausfallen. Darüber hinaus werden die bevorstehenden fiskalischen Investitionen die europäischen Aktienmärkte stützen. Daher bleiben wir zuversichtlich und behalten unsere moderate Übergewichtung in Aktien bei.
Positiver Ausblick für Schwellenländeranleihen
Bei Hochzinsanleihen und Schwellenländeranleihen fällt unsere Einschätzung optimistischer aus als bisher. Das makroökonomische Umfeld bleibt stabil. Die US-Wirtschaft ist trotz der Handelszölle widerstandsfähiger als erwartet, und Risikoszenarien wie eskalierende Zollkriege, Austritt der USA aus der NATO oder eine Eskalation des Nahost-Konflikts sind weniger wahrscheinlich. In diesem Umfeld entwickeln sich die Schwellenländermärkte weiterhin gut. Mit einer Flucht aus diesen Marktsegmenten aufgrund steigender Risikoaversion ist weniger zu rechnen.
Maßnahmen zur Haushaltskonsolidierung, verbesserte Außenhandelsbilanzen, sinkende Inflationsraten und eine unterstützende Geldpolitik haben die Kreditkennzahlen der Schwellenländer verbessert, was sich in besseren Kreditratings widerspiegelt. Angesichts eines strukturell schwächeren Dollars und Zinssenkungen durch die Fed dürfte sich dieser positive Trend fortsetzen. Die Zinssenkungen der Fed und die Schwäche des Dollars tragen dazu bei, den Druck durch die Auslandsverschuldung für Staaten zu verringern, insbesondere für solche mit hoher Auslandsverschuldung. Darüber hinaus erwarten wir, dass das BIP-Wachstum in den Schwellenländern das der Industrieländer deutlich übertreffen wird.
Dieses Wachstumsgefälle bietet Rückenwind für Schwellenländeranleihen. Das Marktsegment dürfte weiterhin von der starken Risikobereitschaft der Anleger, von attraktiven Renditen und hohen Mittelzuflüssen begünstigt werden. Daher reduzieren wir unser Untergewicht in Schwellenländeranleihen, behalten aber ein moderates Untergewicht in Hochzinsanleihen bei. Wir sehen Anleihen im Allgemeinen und hochwertige Anleihen im Besonderen weiterhin positiv.
Unser Fazit
Die aktuell hohe Bewertung einzelner Segmente im US-Aktienmarkt mag ein Risiko darstellen. Doch obwohl dies die Märkte anfälliger für negative Überraschungen macht, sind wir der festen Überzeugung, dass das aktuelle makroökonomische Umfeld eine Fortsetzung der Aktienrallye begünstigt. Die Zinssenkungen der Fed, die hohen Gewinnerwartungen in den USA und die fiskalpolitische Unterstützung in Europa stützen unsere moderate Übergewichtung in Aktien. In unserer Anleihestrategie sehen wir Rückenwind für Anleihen aus Schwellenländern.