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Eine weichere Landung

Finanzmarkt
Monatsupdate

Während das Wirtschaftswachstum weltweit unter Druck gerät, ist die Widerstandsfähigkeit der US-Wirtschaft erstaunlich. Mit den Entwicklungen seit Jahresanfang ist eine weichere Landung der US-Wirtschaft wahrscheinlicher geworden. Für uns ist dies einer der Gründe, unsere Aktiengewichtung von untergewichtet auf neutral zu erhöhen. Dennoch ist weiterhin Vorsicht geboten.

  • Die US-Wirtschaft ist bisher erstaunlich widerstandsfähig
  • Europa wird eine (leichte) Rezession sicher nicht vermeiden können
  • Neutrale Aktienpositionierung begründet
  • Vorsicht ist nach wie vor geboten
In den vergangenen Monaten haben sich die Wachstumsunterschiede zwischen den großen Volkswirtschaften vergrößert. Die US-Wirtschaft hat ein beeindruckendes Wachstum hingelegt. In China dagegen ist die Erholung nach der Pandemie enttäuschend ausgefallen.

Die US-Wirtschaft ist bisher erstaunlich widerstandsfähig

Wir halten an unserer Meinung fest, dass sich das Wachstum in den USA in den kommenden Monaten erheblich abschwächen wird, da es durch die straffe Geldpolitik der US-Notenbank (Fed) abgebremst wird. Darüber hinaus gehen den Verbrauchern in den USA – die lange Zeit der Motor des Wirtschaftswachstums waren – langsam die Ersparnisse aus.

Wir sind jedoch nicht mehr der Ansicht, dass die wirtschaftliche Abschwächung zu einer echten Rezession führen wird. Stattdessen gehen wir für die US-Wirtschaft von einer weicheren Landung aus, bei der sich das Wachstum verlangsamt und dann in den kommenden Quartalen stagniert. Ab dem zweiten Quartal 2024 sollte in den USA das BIP-Wachstum wieder einsetzen, jedoch etwas langsamer als erwartet. 

Europa wird eine (leichte) Rezession sicher nicht vermeiden können

Die Inlandsnachfrage in den USA ist bisher stark geblieben, in der Eurozone jedoch nicht. In der zweiten Jahreshälfte 2022 und im ersten Quartal 2023 ging die Inlandsnachfrage im Euroraum stark zurück. Und dieser Trend scheint sich im zweiten Quartal dieses Jahres fortgesetzt zu haben. Die Eurozone wird im dritten und vierten Quartal vermutlich eine milde Rezession erleben, die von einer leichten Konjunkturerholung in den ersten Quartalen 2024 abgelöst werden sollte.

Eine Gewinnrezession ist weniger wahrscheinlich

In den vergangenen Monaten haben wir regelmäßig die Meinung geäußert, dass die Gewinnerwartungen der Analysten zu optimistisch sind, da eine Wirtschaftsrezession zu einer Gewinnrezession (ein Zeitraum mit fallenden Unternehmensgewinnen) führen könnte. Die Abkühlung, die wir noch immer prognostizieren, sollte zu einem verhaltenen Gewinnwachstum führen. Doch das Szenario einer Gewinnrezession ist weniger wahrscheinlich geworden. 

Neutrale Aktienpositionierung begründet

Für die Aktienmärkte war 2023 bisher ein positives Jahr, mit Ausnahme der chinesischen Märkte. Da wir nun eine weichere Landung und keine Gewinnrezession für die US-Wirtschaft erwarten, scheint uns eine neutrale Haltung gegenüber Aktien gerechtfertigt. Wir empfehlen Anlegern daher eine Vergrößerung der Aktienallokation von untergewichtet auf neutral zulasten der Kasseposition. In den vergangenen Wochen haben die Aktienmärkte einen Rückzieher gemacht. Diese leichte Marktkorrektur bietet einen günstigen Einstiegspunkt für den Aktienkauf. 

Schwellenmarktaktien weniger attraktiv

Wir sind auch der Ansicht, dass es jetzt günstig wäre, einige Veränderungen auf regionaler Ebene durchzuführen. Während wir zuvor die Schwellenländer den Industrieländern vorgezogen haben, glauben wir, dass die Schwellenländer an Attraktivität eingebüßt haben. Ein wichtiger Grund dafür ist die derzeit vorherrschende Situation in einer der größten aufstrebenden Wirtschaften: China. Die Wiedereröffnung der chinesischen Wirtschaft nach den Lockdowns führte zu einer konjunkturellen Erholung. Doch dieser Erholungszeitraum war sehr kurzlebig. Das konjunkturelle Wachstum in China verlangsamt sich wieder, verursacht durch die aktuellen Herausforderungen im chinesischen Immobiliensektor, die Schuldenprobleme der lokalen chinesischen Behörden und die unterkühlte Verbrauchernachfrage. Wir empfehlen daher, die Gewichtung der Schwellenmarktaktien im Portfolio von übergewichtet auf neutral zu reduzieren. Der Erlös kann in die Aktien der Industrieländer umgeschichtet werden. Innerhalb der Industrieländer ziehen wir US-Aktien (übergewichtet), aufgrund der besseren Wachstumsaussichten der US-Wirtschaft, den europäischen Aktien (untergewichtet) vor.

IT-Sektor zunehmend attraktiv

Auf Sektorebene empfehlen wir Anlegern, ihre Gewichtung in die Informationstechnologie (IT) zulasten der Industriewerte weiter zu erhöhen. IT-Unternehmen dürften von starken Langzeittrends wie der Digitalisierung (z. B. Cloud-Computing), künstlichen Intelligenz und Cyber-Sicherheit profitieren.
Im Gegensatz dazu ist der Ausblick für den industriellen Sektor unserer Ansicht nach weniger positiv, unter anderem aufgrund der schlechteren Wachstumsaussichten in China und der für Europa erwarteten schleppenden wirtschaftlichen Entwicklung in den nächsten Quartalen. Unsere Empfehlung an die Anleger ist daher, ihre Allokationen in Industriewerten von neutral auf untergewichtet zu reduzieren. 

Vorsicht ist nach wie vor geboten

Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sind weiterhin schwierig, auch wenn die US-Wirtschaft das aktuelle Umfeld besser bewältigt als wir erwartet hatten. Die Inflation ist zwar rückläufig, aber immer noch zu hoch – und die volle Wirkung der Zinsanhebungen muss sich erst noch in der Wirtschaft entfalten. Die Summe aus diesen Veränderungen ergibt eine Gesamtvermögensallokation, die weiterhin eine defensive Haltung widerspiegelt – doch in geringerem Ausmaß als zuvor, da wir nun eine neutrale Positionierung bei den Aktien empfehlen. Die Gewichtung in Anleihen bleibt neutral. Bei den Anleihen ziehen wir weiterhin hochwertige Anleihen wie Staatsanleihen vor und bleiben vorsichtig bei den risikoreicheren Anleihen wie Hochzinsanleihen. 

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Verantwortlich: Bethmann Bank Investment Center
Redaktion: Steffen Kunkel - Chief Investment Strategist
Herausgeber: ABN AMRO Bank N.V. Frankfurt Branch, Mainzer Landstraße 1, 60329 Frankfurt am Main, Telefon: +49 69 2177 – 1631

Stand 30. August 2023