
Monatsupdate: KI-Ausgaben erhöhen Wachstumsperspektiven der USA
Dank der überraschend geringen Auswirkungen der von Präsident Trump eingeführten Zölle und der anhaltend hohen Investitionen in KI ist unser Ausblick für die Weltwirtschaft und insbesondere für die USA besser als bisher. Daher verlagern wir unsere Aktienallokation stärker in Richtung USA und werden bei europäischen Aktien vorsichtiger. Zudem gehen wir zu einer risikoreicheren Sektorallokation über, indem wir unsere Position im Gesundheitssektor reduzieren und dafür die Gewichtung im Rohstoffsektor ausbauen. Ebenso bekräftigen wir unsere positive Einschätzung für Gold.
Makro: Bessere Aussichten für die USA
Das makroökonomische Umfeld ist weiterhin konstruktiv: Die Auswirkungen des Handelskriegs waren geringer als befürchtet. Die Ölschwemme wirkt sich nicht nur positiv auf das Wachstum aus, sondern dämpft auch die Inflation. Wir sind zwar der Meinung, dass Trumps Zoll- und Einwanderungspolitik noch nicht vollständig in den Unternehmensdaten zu sehen sind. Dennoch erkennen wir die positiven Auswirkungen hoher KI-Ausgaben sowie fiskalische und monetäre Anreize in den USA. Die USA profitieren am meisten vom KI-Boom, da der größte Teil der KI-Investitionen in die USA fließt. Obwohl sich der US-Arbeitsmarkt voraussichtlich nur leicht abkühlen wird, erwarten wir im kommenden Jahr mehrere Zinssenkungen der Fed, die sich stimulierend auf die Volkswirtschaft und die Finanzmärkte auswirken können. Für die USA haben wir für 2026 sowohl unsere Wachstumsprognosen als auch unsere Inflationserwartungen erhöht. Die Auswirkungen der Zölle bleiben in Europa bestehen. Doch frühere Zinssenkungen und verstärkte Investitionen in Verteidigung und Infrastruktur erhöhen die Binnennachfrage und werden das Wachstum wieder ansteigen lassen. Wir erwarten jedoch weiterhin, dass das Wachstum im Euroraum hinter dem der USA zurückbleiben wird.
Dies deutet auf eine expansive Geldpolitik der Fed hin und hat zu einer Revision unseres Basisszenarios geführt, das nun von Zinssenkungen im Oktober und Dezember sowie einer weiteren Senkung um 75 Basispunkte im Jahr 2026 ausgeht. Wegen der geld- und fiskalpolitischen Lockerung in den USA könnten jedoch die Inflationsrisiken steigen, insbesondere aufgrund der neuen Einfuhrzölle. Die Europäische Zentralbank (EZB) scheint ihre Zinssenkungen vorerst ausgesetzt zu haben – in Erwartung der deutschen „Fiskal-Bazooka”. Dazu gehören Investitionen in Verteidigung und Infrastruktur, die sich im vierten Quartal 2025 und im Jahr 2026 positiv auf die deutsche und die europäische Wirtschaft auswirken sollen.
Aktien: KI dominiert weiterhin
Die Entwicklung des makroökonomischen Umfelds und die Erwartung eines starken Gewinnwachstums in den USA haben uns positiv für die US-Aktienmärkte gestimmt. Wir erwarten für 2026 sowohl für die USA als auch für die Eurozone ein zweistelliges Gewinnwachstum. Die USA und die US-Unternehmen dürften aber eher in der Lage sein, ihre Margen zu verbessern. Bereits in den vergangenen Jahren haben europäische Aktien ein geringeres Gewinnwachstum verzeichnet als die in den USA. Dieser Trend kann sich 2026 fortsetzen, angetrieben durch starke Investitionen in KI sowie geld- und fiskalpolitische Impulse in den USA.
Die politischen Unsicherheiten in Europa sind weiterhin ein Hemmnis und positive Faktoren wie die Umsetzung des Draghi-Berichts kommen unerwartet langsam voran. Vor diesem Hintergrund erhöhen wir unsere Positionierung in US-Aktien von neutral auf übergewichtet und reduzieren gleichzeitig unsere Positionierung in europäischen Aktien von neutral auf untergewichtet. Bei Schwellenländern bleiben wir neutral.
Da wir davon ausgehen, dass das risikofreudige Umfeld anhält, passen wir unsere Sektorallokation entsprechend an: Wir reduzieren unsere Übergewichtung im defensiven Gesundheitssektor von übergewichtet auf neutral, da die Verhandlungen zwischen dem Sektor und der Trump-Regierung zu einem attraktiveren Preisniveau geführt haben. Darüber hinaus erhöhen wir unsere Position im zyklischen Rohstoffsektor von untergewichtet auf neutral. Dieser Sektor profitiert von gestiegenen Wachstumserwartungen und von europäischen Investitionen in Verteidigung und Infrastruktur.
Gold: Strukturelle Trends bleiben unverändert
Gold hat in diesem Jahr trotz eines starken Rückgangs Ende Oktober eine unglaubliche Rallye verzeichnet. Der Anstieg ist vor allem auf zwei Faktoren zurückzuführen: den schwachen US-Dollar und die Tatsache, dass die Zentralbanken, insbesondere in den Schwellenländern, ihre Reserven erhöht haben. Die Entdollarisierung der Zentralbanken ist ein Trend, der auf absehbare Zeit anhalten und somit langfristig Rückenwind für das Edelmetall bieten wird.
Darüber hinaus erwarten wir für 2026 eine weitere Abschwächung des Dollars, die Gold weiteren Rückenwind verschafft. Die geringe Korrelation zwischen Gold und anderen Anlageklassen macht das Edelmetall attraktiv zur Portfoliodiversifizierung. Obwohl die diesjährige Rallye das kurzfristige Aufwärtspotenzial begrenzt, sind die langfristigen Trends und die Diversifizierungsvorteile Grund genug, unsere Goldposition von drei auf fünf Prozent zu erhöhen. Diesen Anstieg finanzieren wir mit Bargeld und Staatsanleihen.
Anleihen: ein strategischer Verkauf
Die Anleiherenditen stabilisierten sich dank der geringeren Unsicherheit über die US-Wirtschaft und in Erwartung fallender Leitzinsen durch die Fed. Daher bleibt unsere Einschätzung des Rentenmarktes unverändert: Wir behalten eine neutrale Einschätzung des gesamten Anleiheportfolios bei. Dabei bevorzugen wir weiterhin hochwertige Anleihen, insbesondere verbriefte Anleihen. Riskantere Anleihen, insbesondere hochverzinsliche Unternehmensanleihen, sind weiterhin nicht im Fokus, da Anleger für das Risiko nicht ausreichend entschädigt werden.
Fazit
Eine Kombination aus soliden Gewinnen im dritten Quartal, hohen Gewinnmargen und umfangreichen Investitionen sowohl von Regierungen als auch von KI-Unternehmen hat uns mit Blick auf die globalen makroökonomischen Aussichten optimistisch gestimmt. Daher haben wir unsere Position in US-Aktien von neutral auf übergewichtet erhöht und europäische Aktien von neutral auf untergewichtet reduziert. Auf Sektorebene gehen wir mehr Risiko ein, indem wir unsere Position im Gesundheitssektor auf neutral reduzieren und die im Rohstoffsektor auf neutral erhöhen. Außerdem erwarten wir, dass der strukturelle Rückenwind für Gold anhalten wird, und schätzen seine Diversifizierungsvorteile, weshalb wir unsere Position in diesem Edelmetall erhöhen.