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Tulips

Die Risiken nehmen zu

Finanzmarkt

Die Erholung nach zwei Jahren Pandemie ist im Jahr 2022 ins Stocken geraten, beeinträchtigt durch Inflationsängste, die von den Zentralbanken angestrebten Straffungsmaßnahmen und dem seit einem Monat in Europa tobenden Krieg.

Unser Investmentkomitee hatte sich im letzten Monat angesichts steigender Unsicherheit für eine defensivere Positionierung entschieden und das Aktienrisiko reduziert. In der Vermögensallokation nehmen wir hinsichtlich Aktien seitdem eine neutrale Position ein. Die Untergewichtung bei den Anleihen wurde beibehalten. Diese Vermögensallokation wurde beim letzten Meeting im März nicht verändert. Die defensivere Ausrichtung des Portfolios wurde jedoch leicht verstärkt, indem die Positionierung im Finanzsektor verringert und die im Gesundheitssektor vergrößert wurde. 

Angesichts der Auswirkungen der steigenden Energiepreise und der Abhängigkeit europäischer Staaten von russischem Erdgas und deren geografischer Nähe zur Ukraine wurde beschlossen, die neutrale Positionierung in Bezug auf die Aktienregionen (USA, Europa und Schwellenländer) zugunsten einer mehr auf die USA (übergewichtet) und weniger auf Europa (untergewichtet) ausgerichteten Positionierung zu ändern. Das Wirtschaftswachstum in den USA dürfte sich im Vergleich zum Wachstum in Europa als widerstandsfähiger erweisen. Die neutrale Positionierung gegenüber den Schwellenländern hat sich nicht verändert.

Geringeres Wachstum und gedämpfter Konsum

Im Basisszenario, das die Grundlage für unsere Anlagestrategie darstellt, gehen wir davon aus, dass das Wachstum in der Eurozone aufgrund der steigenden Energie- und Rohstoffpreise geringer ausfallen wird als ursprünglich erwartet. Dies dürfte nicht nur zu Verwerfungen in vielen Branchen führen, sondern auch die Kaufkraft der Verbraucher beeinträchtigen, was wiederum einen negativen Einfluss auf das Verbrauchervertrauen und den persönlichen Konsum haben dürfte. 

Das Verbrauchervertrauen in Europa fiel beispielsweise im März fast auf den Tiefststand, der während der ersten Welle der Pandemie verzeichnet worden war. Der positive Effekt einer Wiederbelebung beim Konsum von Dienstleistungen, der nach dem Ende der Lockdowns erwartet wurde, dürfte nun aufgrund der massiv steigenden Energiepreise geringer ausfallen. Alles in allem dürften diese Entwicklungen zu einer Verlangsamung des Konsumwachstums in den ersten sechs Monaten dieses Jahres führen. Eine weitere Belastung für die europäische Verbraucherstimmung stellt darüber hinaus der Krieg in der Ukraine dar.

Die Vereinigten Staaten sind vom Krieg in der Ukraine etwas mehr abgeschirmt. Allerdings hat man es dort mit einer aggressiveren Politik der US-Notenbank zu tun, die im März den Zinserhöhungszyklus gestartet hat. Für dieses Jahr gehen wir von sieben aufeinanderfolgenden Zinssteigerungen aus, vier weitere dürften im nächsten Jahr folgen. Dies deutet auf einen Leitzins von 2,8 % im Jahr 2023 hin. Das Wirtschaftswachstum in den USA dürfte sich daraufhin verlangsamen und im nächsten Jahr unter dem langfristigen Durchschnitt liegen. 

Der Krieg in der Ukraine – ein besorgniserregender Rückschlag

Die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine stellen für die Märkte einen besorgniserregenden Faktor dar, wenngleich sie sich im Verlauf der letzten Wochen leicht erholt haben. Doch verblasst all das gegenüber dem menschlichen Leid. Man kann nur auf ein schnelles Ende des Krieges und den schnellen Wiederaufbau einer freien Ukraine hoffen.
 
Für die europäischen Verbraucher bedeutet der Krieg höhere Preise für zahlreiche Güter. Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine haben die höheren Kosten für Öl, Erdgas, Weizen und weitere Rohstoffe den Inflationserwartungen einen beträchtlichen Schub verliehen.
 
Viele Länder rund um den Globus haben rigide Sanktionen gegen Russland erlassen. Diese Sanktionen dürften zu einer bleibenden Neuausrichtung im Handel führen, da die Abhängigkeit von russischer Energie und anderen Rohstoffen reduziert und durch alternative Quellen ersetzt werden wird. Es ist auch nicht absehbar, wie oder wann die Sanktionen aufgehoben werden, selbst wenn eine Deeskalation erreicht werden sollte.
 
Wir gehen davon aus, dass wir uns auf ein Jahr mit sehr hohen Preisen und Lieferstörungen aufgrund des Krieges einstellen müssen. So lange wird es dauern, bis neue, nichtrussische Quellen für Rohstoffe erschlossen sein werden und sich die Anpassung der globalen Handelsflüsse vollzogen haben wird. Doch auch wenn die Lieferstörungen behoben werden können, dürften die Preise auf höherem Niveau bleiben und die Wirtschaftsaktivitäten noch für einige Zeit belasten.

Schwer zu bestimmender Ausblick für Aktien

Die zunehmende Ungewissheit erfordert ein balanciertes Vorgehen bei Aktien. Die Gewinnerwartungen sind seit dem dritten Quartal 2021 beträchtlich zurückgegangen. Und auch wenn wir von positivem Gewinnwachstum für das erste Quartal dieses Jahres ausgehen, dürften die Gewinnerwartungen in den kommenden Monaten nach unten korrigiert werden, da die höheren Kosten auf die Margen drücken. Die Gewinndynamik in den USA dürfte sich als etwas resilienter als in Europa erweisen.

Anleihenmärkte weiter schwierig

Die Anleihenmärkte haben im Jahr 2022 aufgrund des Angriffs auf die Ukraine und der hohen Inflation extreme Turbulenzen erlebt. Die Europäische Zentralbank hat eine aggressivere Gangart eingeschlagen und konzentriert sich nun stärker auf Bekämpfung der Inflation statt auf das stockende Wachstum.
 
Wir ziehen die Staatsanleihen der peripheren europäischen Länder nach wie vor den Staatsanleihen der Kernländer der Eurozone vor. Darüber hinaus ziehen wir Unternehmensanleihen mit hoher Bonität vor, da sie kürzlich aufgrund der Ausweitung der Risikoprämie noch attraktiver geworden sind. Unter den höherrentierlichen Anleihesegmenten bleiben wir in Schwellenländeranleihen und Hochzinsanleihen investiert.

Fazit

Es gibt eine Reihe von sich wechselseitig beeinflussenden Faktoren, die unserer Meinung nach einen balancierten Ansatz bei den Anlagen notwendig machen. Die Bedrohung durch die Inflation, die im letzten Jahr aufkam, wurde durch den Krieg in der Ukraine und höhere Energiepreise noch verstärkt. Die Zentralbanken leiten bereits Gegenmaßnahmen ein oder signalisieren, dass sie die Straffung ihrer Geldpolitik anstreben, woraus sich ein weiteres Risiko für die Anleger ergibt. Insgesamt verstärkt diese Kombination aus verschiedenen Ungewissheiten unsere Überzeugung, dass eine defensivere Haltung innerhalb unserer Anlagestrategie notwendig ist. Wir gehen davon aus, dass die Märkte entsprechend dem Nachrichtenfluss weiter volatil bleiben. Diversifizierung ist dabei eine der Möglichkeiten, die Auswirkungen der Marktvolatilität auf das Portfolio abzufangen.

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