
Monatsupdate: Das Umfeld für risikoreiche Vermögenswerte bleibt günstig
Die Bethmann Bank schätzt das Investitionsumfeld für risikoreiche Vermögenswerte weiterhin als positiv ein, allerdings scheint sich die Gewinnsituation der Unternehmen etwas einzutrüben. Wir empfehlen weiterhin ein diversifiziertes Portfolio aus Aktien und hochwertigen Anleihen
Das Basisszenario, das unserer Investmentstrategie seit einigen Monaten zugrunde liegt, stellt sich allmählich ein. Die US-Konjunktur hat sich nach Corona bis Anfang dieses Jahres besser entwickelt als von vielen erwartet worden war. Gleichzeit war auch die Inflation hartnäckiger als erwartet. Doch jetzt scheint Gewissheit zu bestehen, dass sich die Inflation in den USA nachhaltig abschwächt, wie die letzten Inflationsdaten belegen. Noch ist die US-Konjunktur resilient und profitiert von einer guten Beschäftigungslage, jedoch lässt sich eine leichte Abschwächung beobachten. Die erste der von der US-Notenbank (Fed) geplanten Zinssenkungen, die sich ebenfalls verzögert haben, werden nun für September erwartet.
Den konjunkturellen Ausblick für die Eurozone bewerten wir vorsichtig optimistisch und erwarten ein Wirtschaftswachstum von 0,7 % für 2024. Auch in Europa hat die Inflation ihren Wendepunkt erreicht. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat ihren Zinssenkungszyklus im Juni begonnen, jedoch im Juli keine weiteren Senkungen vorgenommen. Die zurückgehende Inflation dürfte im September zur nächsten Zinssenkung führen. Danach gehen wir von Zinssenkungsschritten bei jeder EZB-Sitzung bis zum Erreichen eines Einlagenzinses von 1,5 % aus.
Die Senkungen der Leitzinsen durch die Zentralbanken und das „auskömmliche“ globale Wirtschaftswachstum sind Grund genug, um eine leicht übergewichtete Allokation bei Anleihen und Aktien beizubehalten. Bei der letzten Sitzung unseres Investmentkomitees wurden keine Veränderungen an der Vermögensallokation vorgenommen.
Mehr Ungewissheit im zweiten Halbjahr
Für viele Aktienanleger verlief die erste Jahreshälfte positiv. Die Märkte in den Industrieländern haben sich mehrheitlich positiv entwickelt und neue Höchststände erreicht. Die US-Aktienperformance wurde bisher von KI-bezogenen Technologieaktien dominiert. Die starke Wertentwicklung einer Handvoll Aktien führte zu zweistelligen Indexrenditen.
Im Juli verzeichneten die großen IT-Aktien jedoch einen Rückgang, unter anderem verursacht durch die Ankündigung einer protektionistischeren Handelspolitik des US-Präsidentschaftskandidaten Donald Trump und das Streben von US-Präsident Joe Biden nach schärferen Beschränkungen der Halbleiterverkäufe nach China. Unternehmen mit einer geringeren Marktkapitalisierung, die dem Gesamtmarkt bisher hinterherhinkten, profitierten von diesen Sektorverwerfungen. Stützend wirkten auch die US-Disinflation und die Auswirkungen der antizipierten Zinssenkungen durch die Fed.
Die jüngste Marktaktivität ist ein Hinweis darauf, dass die zweite Jahreshälfte vermutlich anders ausfallen wird als die erste. Die US-Präsidentschaftswahlen im November und die erste Zinssenkung durch die Fed beeinflussen den Markt bereits jetzt und treiben die Volatilität in die Höhe, auch wenn die Nervosität des Marktes im Vergleich zur Vergangenheit relativ gering ausfällt.
Bald mehr Klarheit bei den Unternehmensgewinnen
Die Dynamik der Unternehmensgewinne ist nach wie vor positiv. Wir bleiben jedoch vorsichtig hinsichtlich der aktuellen Q2-Berichtssaison. Angesichts des konjunkturellen Ausblicks und der Erwartungen, dass die Renditen zurückgehen werden, sind wir dennoch der Meinung, dass unsere Empfehlung einer übergewichteten Aktienposition gerechtfertigt ist.
Unsere Sektorpositionierung bleibt auf zyklische Aktien ausgerichtet – wobei wir bei den Industriewerten übergewichtet und bei Basiskonsumgütern untergewichtet sind. (Bei allen anderen Sektoren haben wir eine neutrale Positionierung.) Bei den Regionen ziehen wir die USA Europa vor und sind den Schwellenmärkten gegenüber neutral eingestellt.
Zentralbanken bestimmen die Entwicklung an den Anleihemärkten
Die Zentralbanken bleiben ein wichtiger Einflussfaktor für festverzinsliche Anlagen. Wenn die Zentralbanken die Zinsen senken, ist in der Regel mit einer guten Performance von hochwertigen Anleihen zu rechnen. Wir ziehen diese Anleihen weiterhin vor, darunter europäische Investment-Grade-Unternehmensanleihen und traditionelle Staatsanleihen mit langen Laufzeiten. Diese Segmente dürften von den zurückgehenden Renditen in den kommenden Monaten profitieren. (Wenn Anleiherenditen sinken, steigen die Preise für Anleihen.) Wir haben eine neutrale Positionierung bei Schwellenländeranleihen und vermeiden Hochzinsanleihen. Wir glauben nicht, dass die Renditen in diesen Märkten die Risiken aufwiegen.
Wir empfehlen ein diversifiziertes Portfolio aus Aktien und hochwertigen Anleihen
Seit Jahresanfang haben sich die Märkte sehr gut entwickelt. Das auskömmliche Wachstum und die niedrigeren Renditen dürften die risikoreicheren Vermögenswerte antreiben. In den kommenden Monaten könnte es jedoch zu mehr Volatilität kommen. Die politische Situation in den USA ist unbeständig und lässt sich nicht vorhersagen. Auch die geopolitischen Risiken nehmen zu. In dieser Umgebung empfehlen wir ein Anlageportfolio, das sowohl Aktien als auch hochwertige Anleihen umfasst. Ein diversifiziertes Aktienportfolio wird seinen Wert behalten oder sogar eine Wertsteigerung erleben, wenn sich die Märkte seitwärts bewegen oder weiter steigen. Zugleich bieten hochwertige Anleihen eine bessere Rendite als Bargeld und zusätzlichen Schutz, wenn die risikoreicheren Vermögenswerte mit Herausforderungen zu kämpfen haben.