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Anhaltende Unsicherheit

Börsen & Märkte
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Die Anlagethemen, die seit Jahresanfang dominieren, bleiben auch über den Sommer aktuell. Hohe Inflation, Erhöhung der Leitzinsen durch die Zentralbanken, der Krieg in der Ukraine und steigende Energiepreise machen weiter Schlagzeilen und trüben den Wirtschaftsausblick ein. Gerade erst hat die US-Notenbank (Fed) den Leitzins erneut um 75 Basispunkte erhöht. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat im Kampf gegen die steigenden Inflationsrisiken ebenfalls eine Erhöhung um 50 Basispunkte vorgenommen.
Diese Themen beeinflussen auch weiterhin unsere Vermögensallokation. Bei der letzten Sitzung des Investmentkomitees wurden allerdings keine Veränderungen an der Vermögensallokation vorgenommen. Wir empfehlen weiterhin eine Untergewichtung sowohl bei den Aktien als auch den Anleihen und eine Übergewichtung bei den Barmitteln.

Ungewisse Aussichten für Aktien

Seit Februar haben wir sukzessive das Aktienrisiko verringert und die Aktienposition von einer Übergewichtung Anfang des Jahres über eine neutrale Positionierung im Februar auf eine Untergewichtung im Juli reduziert. Dies entsprach der Abschwächung der konjunkturellen Dynamik und den zunehmenden Unsicherheiten, die die Finanzmärkte beeinträchtigen könnten. Die steigenden Zinsen, die Inflation und hohen Energiepreise können beispielsweise direkte Auswirkungen auf die Unternehmenskosten und Gewinnspannen haben. Die Gewinne sind jedoch nach wie vor stabil, die derzeitige Gewinnsaison im zweiten Quartal zeigte bisher sogar bessere Ergebnisse als erwartet. Das Gewinnwachstum dürfte sich jedoch in den nächsten Quartalen abschwächen, die Analysten haben ihre Gewinnerwartungen unter dem Strich nach unten korrigiert.

Die Probleme rund um die russischen Erdgasexporte nach Europa gestalten die Lage insbesondere für europäische Aktien derzeit noch komplexer. Russland könnte irgendwann entscheiden, die Erdgaslieferungen nach Europa komplett einzustellen. Die Sicherung der Gasimporte dürfte für die EU weiterhin eine Herausforderung bleiben, die den Ausblick für die Industriewerte, die Wachstumssektoren und die Wirtschaft im Ganzen trübt.

Es gibt also genug Unsicherheiten, um eine untergewichtete Positionierung bei den Aktien beizubehalten. Bei den Aktienregionen ziehen wir die USA (übergewichtet) Europa (untergewichtet) und den Schwellenländern (neutral) vor. Zusätzlich zur Risikoreduzierung in den vergangenen Monaten haben wir auch unsere Sektorpositionierung defensiver gestaltet. Wir bevorzugen derzeit das Gesundheitswesen und nichtzyklische Konsumgüter (beide Sektoren übergewichtet), während die Kommunikationsdienste, zyklische Konsumgüter und Industriewerte nicht gefragt sind (alle untergewichtet).

Anleihemärkte weiter schwierig

Bei Renten bleiben wir weiter vorsichtig: Das Umfeld mit steigenden Leitzinsen hat negative Auswirkungen und führt zu Wertverlusten. Die Anleger scheinen jedoch viele der negativen Nachrichten und Zentralbankankündigungen bereits eingepreist zu haben.

Angesichts des ungewissen politischen Umfelds in Italien könnten italienische Staatsanleihen mit mehr Risiko behaftet sein. Die EZB hat jedoch ein neues Anleihekaufprogramm entwickelt, das eingesetzt werden könnte, sollten die Risikoaufschläge (Spreads) des Landes zu groß werden. Investment-Grade-Unternehmensanleihen scheinen dabei am Scheideweg zu stehen. In den vergangenen Wochen kam es zu einer Erholung, doch bleiben die Auswirkungen der Energiekrise und geopolitische Risiken weiter bestehen. Die Gewinne der Emittenten sind jedoch nach wie vor stark. Im Juli haben wir unsere Positionierung bei den Hochzinsanleihen reduziert, da die derzeitigen Bedingungen zu steigenden Ausfällen führen könnten. Die Schwellenmarktanleihen sind nach wie vor attraktiv bewertet, auch wenn sie durch die steigenden Zinsniveaus und den stärkeren US-Dollar zunehmend unter Druck geraten. Die wirtschaftliche Öffnung Chinas nach den Lockdowns könnte für Schwellenländeranleihen ein Silberstreif am Horizont bedeuten.

Ein komplexer Ausblick

Unserer Ansicht nach ist eine Verringerung der Gewichtung risikoreicher Vermögenswerte aktuell die beste Alternative, da ein Zeitraum mit erwartet geringerem Wachstum und steigenden Zinsen vor uns liegt. Und trotz aller Negativnachrichten gibt es Grund zur Hoffnung. Die Konjunktur in China beispielsweise dürfte nach einer starken Abschwächung im zweiten Quartal in der zweiten Jahreshälfte wieder an Fahrt aufnehmen. Für 2023 erwarten wir ein Wirtschaftswachstum in China von 5,6 %. Darüber hinaus lösen sich die Lieferkettenprobleme Schritt für Schritt auf, was der Weltwirtschaft helfen dürfte. Die Arbeitsmärkte, insbesondere in den USA, zeigen sich ebenfalls stark und die US-Verbraucher konsumieren weiter. Die Finanzen der US-Haushalte sind noch in relativ guter Verfassung.

Die Unternehmensgewinne fielen ebenso besser aus als erwartet. Wir beobachten die Wachstumsprognosen der Unternehmen genau, da sie einen Indikator für die kurzfristigen Wirtschaftsaktivitäten darstellen. Dennoch bleibt die Tatsache bestehen, dass sowohl die Vereinigten Staaten als auch Europa mit großer Wahrscheinlichkeit durch die konjunkturelle Abschwächung, geopolitischen Risiken und höheren Energiepreise negative Auswirkungen erleiden werden. Es bleibt also abzusehen, ob die Zentralbanken es schaffen, den schmalen Grat, der zwischen einer Reduzierung der Inflation und Beibehaltung des wirtschaftlichen Wachstums liegt, zu beschreiten und eine schwere Rezession zu vermeiden.

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