Javascript is required Marktbericht: Die Auswirkung des Nahost-Konflikt auf die Finanzmärkte
ABN AMRO

Die Auswirkung des Nahost-Konflikt auf die Finanzmärkte

In den vergangenen zwei Wochen haben die geopolitischen Risiken im Nahen Osten deutlich zugenommen. Den Märkten gelang es jedoch, die Ruhe zu bewahren, während die Aufmerksamkeit der Anleger auf die in den USA anhaltend hohen Zinsen gelenkt wurde.

Der iranische Angriff auf Israel am 13. April 2024 war eine Vergeltungsmaßnahme für den israelischen Bombenangriff auf das iranische Konsulat in Damaskus am 1. April. Nach diesem Angriff schlug Israel laut US-Medien vergangenen Freitag zurück.

Trotz dieses enormen Anstiegs der geopolitischen Risiken haben die Anleger nicht überreagiert. Die meisten Anlageklassen, die für dieses Risiko empfänglich sind, blieben weitgehend unverändert. So lag der Euro-Dollar-Kurs am 3. April bei 1,077, gegenüber 1,066 zum Handelsschluss am 19. April.

Die Ölsorte Brent wurde mit 89 USD gehandelt, gegenüber 87 USD am Ende der letzten Woche. Nur der Goldpreis, der sich der Marke von 2400 USD/Unze nähert, scheint von diesen Entwicklungen profitiert zu haben.

Was sind die geopolitischen Szenarien?

Das geopolitische Risiko im Nahen Osten ist für Anleger von zentraler Bedeutung, da es erhebliche Auswirkungen auf die Ölpreise und damit auf die Weltwirtschaft haben kann. Die meisten Beobachter sehen drei Hauptszenarien für die Beziehung zwischen Israel und dem Iran.

Das erste ist ein begrenzter Konflikt zwischen den beiden Ländern, ohne dass es zu einer weiteren direkten Konfrontation kommt. In diesem Fall dürften die Auswirkungen auf die Ölpreise und die Wirtschaft gedämpft sein.

Das zweite Szenario ist eine Konfrontation durch Stellvertreter, wobei der Krieg z. B. im Libanon oder in Syrien stattfindet, aber nicht direkt zwischen den beiden Ländern. In diesem Fall könnten die Auswirkungen sowohl auf die Ölpreise - durch einen kleinen geopolitischen Aufschlag - als auch auf das weltweite Wirtschaftswachstum begrenzt sein.

Das letzte Szenario ist ein Krieg zwischen dem Iran und Israel, der umfassendere Auswirkungen auf den Nahen Osten haben könnte. Dies könnte einen erheblichen Ölpreisschock auslösen, der zu einer höheren Inflation und einem erheblichen Rezessionsrisiko für die Weltwirtschaft führen würde.

Die meisten Beobachter stellen fest, dass seit Freitag das Risiko eines Krieges zwischen Israel und dem Iran abnimmt: Die Vergeltungsmaßnahmen Israels scheinen sich in Grenzen zu halten, die USA haben sich nicht beteiligt, Israel hat seinen Einsatz nicht bestätigt und der Iran hat die Entwicklung als unwesentlich bezeichnet. Daher geht man davon aus, dass Israel und der Iran vorerst nicht auf eine weitere Eskalation aus sind.

Lehren aus der Geschichte

Seit Anfang 2016 haben die politischen und geopolitischen Risiken mit dem Brexit, dem Handelskrieg zwischen den USA und China, dem Krieg zwischen Russland und der Ukraine, dem Angriff der Hamas auf Israel und den Entwicklungen der vergangenen zwei Wochen zugenommen. Trotz dieses schwierigen Umfelds haben sich die Aktien besonders gut entwickelt. Seit 2016 hat der MSCI World um 123 % zugelegt - mehr als 10 % auf Jahresbasis.

Diese Zahlen erinnern uns an eine klare Lektion aus der Geschichte: Geopolitische Risiken haben in der Regel keine lang anhaltenden Auswirkungen auf die Finanzmärkte, solange sie keine weltweite Rezession auslösen. Seit 1945 zählen wir fast 30 geopolitische Ereignisse. Im Durchschnitt liegt die maximale Marktkorrektur, die davon ausgelöst wird, bei etwa 5 % mit einer Erholungsphase von einigen Tagen oder Monaten.

Warten auf die Zinswende

In der Zwischenzeit entwickelt sich an den Finanzmärkten ein neues Narrativ: höhere Zinsen für länger. Nach einer starken Disinflationsphase, die zu einem idealen Umfeld für Aktien und Anleihen führte, stellen die stärkeren US-Inflationszahlen seit Anfang des Jahres diesen Zustand in Frage. Daher gehen die Anleger jetzt von weniger als zwei Zinssenkungen der US-Notenbank Fed im Jahr 2024 aus, nachdem sie Ende 2023 noch fast sechs erwartet hatten. 10-jährige US-Treasuries stiegen um 80 Basispunkte auf 4,65 %. Der Vorsitzende der Fed, Jerome Powell, hat vergangene Woche angedeutet, dass es wahrscheinlich länger dauern wird als erwartet, bis die Inflation wieder auf 2 % ansteigt.

Infolgedessen konsolidieren die Aktienmärkte, insbesondere die Wachstumswerte, deren Bewertung unter dem Druck höherer Zinsen leidet. Wir erkennen an, dass eine weitere Abkühlung der Inflation schwieriger ist als erwartet. Dennoch gehen wir davon aus, dass sich die Inflation in den kommenden Monaten weiter verlangsamen wird, sodass die Fed die Zinsen im Jahr 2024 dreimal senken kann.

Zusammengefasst

Wie immer sollten Anleger auf geopolitische Risiken nicht überreagieren. Geopolitische Ereignisse sind zwar oft unvorhersehbar, aber das Worst-Case-Szenario in Bezug auf Israel und den Iran scheint seit Freitag unwahrscheinlicher geworden zu sein. In den USA dürfte die Inflation in den kommenden Monaten weiter sinken, was der Fed das Vertrauen geben würde, die Zinsen zu senken.

Daher bleiben wir bei Aktien und Anleihen moderat übergewichtet. Wir erwarten weiterhin eine weiche Landung der Weltwirtschaft, unterstützt durch die Lockerung der Zentralbanken, was für beide Anlageklassen günstig sein dürfte.

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Stand: 27. Januar 2022