
Ad hoc Kommentar: Stagnationsrisiken verringern die Risikobereitschaft
Die Finanzmärkte verhielten sich im April äußerst volatil. Zunächst drückte die Ankündigung von US-Zöllen die Märkte nach unten. Nach Trumps Rückzieher erholten sie sich schnell wieder und befinden sich nun in der Nähe des Niveaus vom sogenannten Liberation Day (2. April 2025). Wir rechnen zwar nicht mit einer Rezession, erwarten aber, dass die Volatilität aufgrund der anhaltenden Unsicherheit hoch bleiben wird. Daher nutzen wir die Erholung an den Finanzmärkten, um einige Risiken zu verringern: Wir reduzieren unsere Aktienquote auf neutral und tauschen einen Teil unseres Portfolios an Unternehmensanleihen gegen sicherere staatsnahe Anleihen.
Aktien: Zölle werden vorerst ignoriert
Nachdem Trump die angekündigten Zölle auf Eis gelegt hatte, ließen die Rezessionsängste nach und die Aktienmärkte erholten sich. Zuvor waren die US-Aktienindizes um mehr als 20 Prozent von ihren Höchstständen gesunken. Jetzt sind die meisten Aktienindizes wieder auf dem Stand von vor dem Liberation Day. Die Erholung wird weitgehend durch die Hoffnung auf Handelsabkommen und durch die Tatsache genährt, dass die US-Wirtschaft vor der Ankündigung der Zölle stark war.
Wir sind jedoch der Meinung, dass der aktuelle Aufschwung ein wenig zu enthusiastisch ist. Die wirtschaftlichen Aussichten sind nach wie vor weniger rosig als vor dem Liberation Day. Die allgemeinen Zölle von 10 Prozent sind immer noch in Kraft, und es ist ungewiss, ob Handelsabkommen geschlossen werden und wie sie aussehen werden. Darüber hinaus könnte die handelspolitische Unsicherheit dazu führen, dass Unternehmen und Verbraucher ihre Ausgaben einschränken und somit der Gesamtwirtschaft schaden. Wir glauben zwar, dass die US- und die Weltwirtschaft widerstandsfähig genug sind, um eine Rezession zu vermeiden. Es wäre aber auch naiv anzunehmen, dass die Marktvolatilität völlig abgeklungen ist. Daher reduzieren wir unsere Aktienpositionierung von einer leichten Übergewichtung auf neutral. Auf diese Weise verringern wir das Risiko in unserem Portfolio.
Anleihen: Umschichtung in Sicherheit
Entsprechend unserer geringeren Risikobereitschaft bei Aktien verringern wir auch das Kreditrisiko in unserem Anleihenportfolio. Insbesondere in unserem Portfolio hochwertiger Anleihen haben wir Investment-Grade-Unternehmensanleihen reduziert. Die Kreditrisikoaufschläge in diesem Teil des Portfolios sind seit der dreimonatigen Aussetzung der Zölle durch die Trump-Administration deutlich gesunken. Wir gehen aber davon aus, dass sie wieder ansteigen werden, wenn sich die Wirtschaft verlangsamt. Daher sehen wir jetzt einen attraktiven Zeitpunkt für Gewinnmitnahmen.
Außerdem haben wir die Erlöse in staatsnahe Anleihen angelegt. Diese liquide Anlageklasse bietet ein vergleichbares Sicherheitsniveau wie Staatsanleihen. Diese haben in Zeiten der wirtschaftlichen Abschwächung oder Rezession in der Vergangenheit besser abgeschnitten als Unternehmensanleihen. Da wir von einer Konjunkturabschwächung ausgehen, ist dies eine sinnvolle Umschichtung in Sicherheit. Nach der Transaktion haben wir unsere Positionierung in Unternehmensanleihen auf neutral reduziert und halten nun eine übergewichtete Position in staatsnahen Anleihen.
Schlussfolgerung
Sowohl die Aktien- als auch die Anleihemärkte in aller Welt haben sich in den vergangenen Wochen kräftig erholt. Allerdings haben sich die wirtschaftlichen Aussichten verschlechtert und die Unsicherheit bleibt hoch. Wir rechnen daher mit anhaltender Volatilität und wollen die jüngste Rallye nutzen, um das Risiko in unseren Portfolios zu reduzieren.