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Wochenkommentar: US-Renditen in Zentrum des Marktgeschehens

Wochenkommentar: Markt blickt auf die US-Fed Sitzung

An den Aktienmärkten ging es vergangene Woche weltweit wieder aufwärts. Die wesentlichen Gründe hierfür sind zum einen Daten, die ein verbessertes wirtschaftliches Umfeld zeigen, zum anderen die Einigung der Verantwortlichen in den USA auf ein eine Billionen US-Dollar schweres Infrastrukturpaket. Amerikanische Aktien entwickelten sich besser als europäische und asiatische. Große US-Indizes wie der S&P 500 Index und der Nasdaq Composite Index erreichten sogar neue Allzeithochs.

Angeführt wurde die Entwicklung von Wachstumssektoren wie Informationstechnologie, Gesundheit und zyklischem Konsum, während sich die Rendite auf zehnjährige US-Staatsanleihen stabilisierte. Stark konjunkturabhängige Sektoren, die von den Öffnungen eigentlich profitieren sollten, waren vergangene Woche weniger gefragt, und so verzeichneten die Sektoren Energie, Industrie und Finanzen eine unterdurchschnittliche Wertentwicklung.

Jetzt im Juli werden die Investoren das Augenmerk auf die Geschäftszahlen für das zweite Quartal und auf den Ausblick der Unternehmen richten. Dies dürfte ein nützlicher Indikator für die künftige Richtung der Märkte sein. Die Analysten erwarten für das zweite Quartal 2021 ein starkes Gewinnwachstum. Bei den Unternehmen des S&P 500 Index gehen sie laut Datenlieferant FactSet im Schnitt von 61,9 Prozent aus. Sollte es dazu kommen, wäre dies eine der stärksten Erholungen seit dem vierten Quartal 2009.

Die US-Notenbank Fed hält an ihrem Anleihekaufprogramm im Wert von 120 Milliarden US-Dollar pro Monat fest, obwohl die Wirtschaftsdaten keine Finanzkrise mehr signalisieren. Die Liquidität im Finanzsystem ist nach wie vor sehr hoch, was in Verbindung mit der anhaltenden Erholung des US-Arbeitsmarkts bedeutet, dass das Thema Inflation für die Investoren weiterhin akut bleibt. In der Folge dürfte sich die Rendite auf zehnjährige US-Staatsanleihen in einer breiteren Spanne seitwärts entwickeln um im Sommer möglicherweise die untere Begrenzung von 1,40 Prozent zu testen. Wenn eine Reduzierung der Anleihekäufe durch die Zentralbank beginnt, könnte sich die Richtung ändern.

Bemerkenswert ist hier die Rendite auf zweijährige US-Staatsanleihen, die seit der jüngsten Sitzung der US-Fed auf 25 Basispunkte gestiegen und auch dort geblieben ist. Bei den kurzfristigen Forward-Zinsen war eine ähnliche Entwicklung zu verzeichnen, während alle anderen Finanzindikatoren (ob Zinsen oder sogar Aktienindizes) nach ein paar Tagen wieder auf das Niveau von vor der Fed-Sitzung zurückkehrten.

Mit anderen Worten: Der Zinsmarkt dürfte sich auf eine Änderung der US-Renditekurve einstellen, was die nächste Phase im Zyklus einläuten könnte. Daher werden die Marktteilnehmer das Sitzungsprotokoll der Fed, das am Mittwoch (7. Juli) veröffentlicht wird, genau unter die Lupe nehmen.

Große Schwellenländer impfen ihre Bevölkerungen jetzt schneller als die Industrieländer, was den Ausblick für die Konjunkturerholung verbessern dürfte. Deshalb agieren die Zentralbanken dieser Länder schneller als erwartet. Während die Zahl der täglichen Impfungen in den USA drastisch zurückgegangen ist und inzwischen rund 54 Prozent der US-Amerikaner und rund 50 Prozent der EU-Bürger mindestens einmal geimpft sind, wächst in Europa die Sorge im Hinblick auf Virusmutationen (Impfdaten von ourworldindata.org). Diese Situation könnte die Europäische Zentralbank (EZB) dazu veranlassen, ihr Pandemie-Notfallprogramm beizubehalten – ähnlich wie die Bank of England, die ihre Anleihekäufe unverändert fortsetzt.

Wir rechnen damit, dass sowohl die Risikoaufschläge auf Unternehmensanleihen als auch Staatsanleihen stabil bleiben, wenn diese Woche wichtige Wirtschaftsdaten veröffentlicht werden, darunter der Einkaufsmanagerindex für das Dienstleistungsgewerbe, die Einzelhandelsumsätze in der EU und die Industrieproduktion. Kurzfristige Volatilität ist höchstens nach der Veröffentlichung des Fed-Sitzungsprotokolls zu erwarten. Für Anleiheportfolios bevorzugen wir weiterhin die höherverzinslichen Segmente, wie Anleihen der Peripherieländer der Eurozone, Unternehmensanleihen und Schwellenmarktanleihen.

 

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Foto: sokolovsky / Shutterstock.com