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CIO Insights: Der Liberation Day wird zum Liquidation Day

Finanzmarkt
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Der 2. April 2025 markiert den Beginn einer neuen Zeitrechnung. Die von der Trump Administration verkündeten reziproken Zölle stellen einen der größten Policy Schocks der letzten Jahrzehnte dar. Dabei erschüttert die Märkte nicht die Implementierung der Zölle per se, sondern eher das Ausmaß und die Höhe der verhängten Zölle:  Ein Universalzoll von 10 % auf alle Importe und zusätzliche Länder- und Sektor abhängige Zölle für fast alle Handelspartner der USA sind das Mittel der Wahl, um die Staatsfinanzen der USA zu sanieren.

Aktuelle Marktsituation

Seit der Ankündigung der Zölle, welche die Zollbelastung der Amerikaner nach unserer aktuellsten Schätzung von 2,5 % auf 23 % erhöhen würden, verzeichneten die Börsen weltweit starke Kursverluste. Gleichzeitig stiegen die Kurse für sichere Staatsanleihen, während die Risikoaufschläge von Unternehmensanleihen sich ebenfalls ausweiteten. All dies sind Zeichen großer Verunsicherung, vor allem aber dafür, dass ein neues Marktszenario, nämlich das Szenario einer möglichen Rezession in den USA vom Markt nun mit einer höheren Wahrscheinlichkeit bewertet wird. Die aktuelle Hauptsorge besteht darin, dass Handelspartner mit Gegenzöllen reagieren könnten, was den Handelskrieg eskalieren würde. Der VIX, ein Angstbarometer der Börsen, stieg kurzfristig auf ein Niveau von über 50, was ebenfalls die Nervosität der Anleger verdeutlicht. Historisch gesehen erreichte der VIX ähnliche Höhen während großer Krisen wie zu der COVID-19-Pandemie und der Finanzkrise von 2008, als der Index auf ein Niveau von über 80 stieg.

Anpassungen unserer volkswirtschaftlichen Prognosen

Im Kontext der uns nun zur Verfügung stehenden Informationen passten wir unsere Erwartungen für das globale Wirtschaftswachstum und die Inflationsraten an. In unserem Basisszenario erwarten wir aktuell keine Rezession für die USA, auch wenn die Wachstumsabschwächung nun insbesondere für das dritte und vierte Quartal signifikant ist. Die US-Konsumenten werden erhöhte Preise erleben und ihren Konsum reduzieren, während US Unternehmen in dieser Phase großer Unsicherheit ihre Investitionen verschieben werden. Dem tragen wir Rechnung, indem wir  unsere Wachstumsprognosen für die USA um 3 Prozentpunkte für die nächsten zwei Jahre senken. Sollte sich der Handelskrieg weiter verschärfen, so steigt aus unserer Sicht das Risiko einer weltweiten Rezession. In Europa werden wir voraussichtlich auch eine Wachstumsabschwächung erleben, allerdings moderater als in den US, da in Europa lediglich die Exporte in die USA betroffen sind. Anschließend sollten dann fiskalische Anreize im Jahr 2026 unterstützend wirken. Für die Inflation erwarten wir eine steigende Tendenz für die USA, in der Spitze mit ca. 3,9 %, während wir in der Eurozone eine Inflationsrate von ca. 2,1 % für 2025 erwarten.

Handlungsspielräume der Zentralbanken

Vor dem Hintergrund unserer Prognosen steht insbesondere die US-Notenbank (kurz: FED) vor großen Herausforderungen. Aufgrund der erhöhten Inflationsrisiken für die USA und der fallenden Wachstumsaussichten sind der FED die Hände gebunden. Eine kurzfristige Entspannung der finanziellen Rahmenbedingungen durch rasche Zinssenkungen ist nicht zu erwarten. Die FED muss in diesem Umfeld datenabgängig agieren, Handlungsbereitschaft signalisieren und Vertrauen schaffen.  Beherzt könnte die US-Notenbank nur dann eingreifen und Zinsen senken, wenn Liquidität drohen würde auszutrocknen und die finanziellen Bedingungen sich rasch verschlechtern würden. Für die EZB sehen wir größere Spielräume für Zinssenkungen, möglicherweise bis zu fünf bis zum Jahresende, da wir mit geringeren Inflationsgefahren in der Eurozone rechnen.

Unsere aktuelle Positionierung

Aktuell sind wir im Rahmen unserer Portfolien leicht übergewichtet, sowohl auf der Aktien- als auch auf der Rentenseiten, mit einer Präferenz für hochwertige Anleihen. Diese profitieren von fallenden Renditen und schützen das Portfolio in der aktuellen Situation, indem sie einige der Verluste im Aktienportfolio ausgleichen. Anfang dieses Jahres reduzierten wir unsere Gewichtung in US Aktien und bauten Aktien in der Eurozone auf. Sicherlich spielt im Kontext der Eurozone Deutschland eine wichtige Rolle, da es fiskalpolitisch durchaus wieder Spielräume hat, um die Wirtschaft zu stützen. Die neuen Milliardenpakete für Infrastruktur, Verteidigung und Klima können sowohl für Deutschland als auch für die gesamte Eurozone einen positiven wirtschaftlichen Impuls generieren und die negativen Zolleffekte abmildern.

Blick in die Zukunft

Derzeit herrscht große Verunsicherung an den Märkten. Dabei ist es wie immer wichtig, alle Aspekte rational zu bewerten und Chancen gegen Risiken abzuwägen. Geduld und Disziplin sind wichtige Tugenden, die sich insbesondere am Kapitalmarkt auszahlen. Auch wenn vorerst das Vertrauen in eine wirtschaftsfreundliche US-Politik erschüttert ist, so gibt es dennoch Punkte der „Amerika First“ Agenda, die durchaus das Potenzial haben, den Markt zu stabilisieren. Dazu gehören die geplanten Steuersenkungen sowie der Abbau von Bürokratie und Regulierung. Das aktuelle Umfeld wird weiterhin herausfordernd bleiben und muss täglich neu bewertet werden. In solchen Phasen ist es besonders wichtig, eine Portfoliostrategie zu verfolgen, die der eigenen Risikopräferenz am besten entspricht. Eine gute Diversifikation ist derzeit in allen Risikoprofilen ein Muss. Zwar ist die Stimmung derzeit pessimistisch, aber Marktbedingungen können sich schnell ändern, was langfristig orientierten Investoren Chancen bietet.

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Die folgende Musterrechnung veranschaulicht beispielhaft die Auswirkungen anfallender Transaktionskosten bei unterschiedlichen Szenarien/Kursverläufen nach einem Anlagejahr:

Die prozentuale Entwicklung des Basiswertes von + 20% kann nach Provisionen, Gebühren und weiteren Entgelten ein Ergebnis von +14,8% betragen.

Die prozentuale Entwicklung des Basiswertes von 0% kann nach Provisionen, Gebühren und weiteren Entgelten ein Ergebnis von -4,3% betragen.

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Stand: April 2025

Herausgeber: ABN AMRO Bank N.V. Frankfurt Branch
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