Wochenkommentar: US-Daten überraschen

Die Aktienmärkte haben sich in der vergangenen Woche weiter erholt. Daran konnten auch negative Corona-Nachrichten nichts ändern, etwa dass das Infektionsgeschehen in den USA anhält und Chinas Hauptstadt Peking neue Infektionscluster meldet. Die Aktienkurse zeigten sich widerstandsfähig.
Angetrieben wurde die Aktienmarkterholung von zwei Faktoren. Erstens ist die Federal Reserve weiter aktiv: Die US-Notenbank hat signalisiert, auch Unternehmensanleihen direkt zu kaufen und die US-Wirtschaft weiterhin zu unterstützen. Zweitens sind die US-Wirtschaftsdaten sehr gut ausgefallen, insbesondere die Einzelhandelsumsätze und das Vertrauen am Markt für Wohnimmobilien. Das lässt den Index für Konjunkturüberraschungen steigen und hat die Hoffnung auf eine v-förmige Erholung weiter verstärkt.
Anleihen: Die enorme Erholung ist zum Erliegen gekommen
Die amerikanischen Einzelhandelsumsätze sorgten vergangene Woche für eine positive Überraschung, und Chinas Wirtschaft zieht den jüngsten Zahlen zufolge wieder an, wenn auch nicht so stark wie im Vorfeld von einigen erwartet worden war. Insgesamt, so scheint es, haben die Lockerungen der Corona-bedingten Einschränkungen und die enormen fiskal- und geldpolitischen Hilfsprogramme für Optimismus gesorgt und die Vermögenspreise in den vergangenen Wochen kontinuierlich steigen lassen.
An den letzten Handelstagen der vergangenen Woche ist der Aufwärtstrend jedoch zum Erliegen gekommen. Vielleicht haben die Investoren erkannt, dass die Kurse bereits ausreichend gestiegen sind, insbesondere da negative Ereignisse bevorstehen könnten, zum Beispiel im Zusammenhang mit den politischen Spannungen in Korea, Hongkong und Brasilien und zwischen den USA und China. Auch die Möglichkeit einer zweiten Covid-19-Welle könnte die Investoren vorsichtig gemacht haben.
Wir favorisieren momentan Anleihen mit höherer Rendite, die einen Teil ihrer Covid-19-bedingten Verluste aufgeholt haben. Als die Gefahr eines neuerlichen Anstiegs der Covid-19-Fallzahlen deutlich wurde, kündigten die USA Maßnahmen an, um die Märkte zu beruhigen, und unterstützten damit alle risikobehafteten Anlagen, auch höher rentierliche Anleihen.
Die Risikoaufschläge auf Staatsanleihen aus Schwellenländern liegen unter 500 Basispunkten, was ein Zeichen für Stabilität ist. Diese Spreads sind zwar noch nicht auf das Vor-Corona-Niveau gesunken, aber wir erwarten keinen weiteren Anstieg. Dies liegt vor allem daran, dass die Infektionszahlen in Lateinamerika, der Region mit dem höchsten Risiko, momentan ihren Höhepunkt erreichen. Deshalb glauben wir nicht, dass es für diese Anlageklasse noch viel schlimmer kommen kann.
Obwohl sich Hochzinsunternehmensanleihen parallel zur Aktienmarktrally weltweit überdurchschnittlich entwickelt haben, sehen wir aber ein steigendes Ausfallrisiko. Zudem rechnen wir für diese Anlageklasse nicht mit dem gleichen Maß an Unterstützung, wie sie Unternehmensanleihen mit Investment-Grade-Rating erhalten. Und dass sich die US-Wirtschaft stärker erholt hat als die europäische, kommt insbesondere amerikanischen Hochzinsunternehmensanleihen zugute. In diesem Segment sind aber vor allem Energieunternehmen stark vertreten, und die Ölpreise dürften auf lange Zeit niedrig (unter USD 40) bleiben.
Wir favorisieren weiterhin Schwellenmarktanleihen (übergewichtet), idealerweise in harten Währungen. Dies hat mit der gestiegenen Unsicherheit zu tun. Eventuelle Gewinne aus höheren Renditen von Anleihen in lokalen Währungen könnten sich schnell in Luft auflösen, wenn es bei negativen Nachrichten zu einem zu erwartenden Ausverkauf dieser lokalen Wertpapiere kommt.
In den europäischen Peripherieländern gehen die Risikoaufschläge wie auch im Rest der Welt zurück. Die Komplexität der Diskussionen zwischen den EU-Mitgliedsländern über die Strukturierung des wirtschaftlichen Förderprogramms könnten in den kommenden Wochen zu steigenden Risikoaufschlägen führen. Unter Europas Peripherieländeranleihen favorisieren wir nach wie vor Spanien...
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