Wochenkommentar: US-Politik dominiert die Märkte

Die Maßnahmen und Unterstützungsprogramme, um die Folgen der Corona-Pandemie einzudämmen, geben an den Aktienmärkten weiter den Ton an, sowohl in den USA als auch in Deutschland. Unterdessen scheint dem Energiesektor die Luft auszugehen.
Die amerikanischen Aktienmärkte hatten in der vergangenen Woche einen volatilen Verlauf, ausgelöst durch die Unsicherheit darüber, ob der Kongress ein weiteres Konjunkturpaket genehmigt und die Meldung der Corona-Erkrankung von Donald Trump. US-Finanzminister Steven Mnuchin stritt mit den Demokraten im Kongress über die Einführung eines neuen Programms, aber die Bereitschaft, eine Einigung zu erzielen, beruhigte die Nerven der Investoren. Auch das erste Fernsehduell zwischen US-Präsident Donald Trump und seinem Herausforderer Joe Biden hatte keine großen Auswirkungen an den Aktienmärkten. Doch mit der Meldung am Freitag, dass der US-Präsident an Corona erkrankt sei, gerieten die Aktienmärkte erneut in unruhiges Fahrwasser. Angesichts der Erkrankung bleibt der weitere Verlauf des US-Wahlkampfes kaum prognostizierbar und die Unsicherheit über den Ausgang der Wahl steigt weiter an.
In Europa setzten die Aktienmärkte die seit Anfang Juni zu beobachtende Seitwärtsbewegung fort. Nach der Einführung strengerer Corona-Maßnahmen in einer Reihe von europäischen Ländern war eine gewisse Resilienz zu verzeichnen, aber der Sektorindex für Banken (der STOXX Europe 600 Banks) erreichte vor Kurzem den niedrigsten Stand seit seiner Einführung im Jahr 1991. Niedrige Zinsen, die Angst vor Zweitrundeneffekten in der Wirtschaft und die jüngsten Veröffentlichungen zur Beteiligung von Bankern an verdächtigen Geldbewegungen trugen allesamt zur negativen Stimmung in Bezug auf diesen Sektor bei.
Bankaktien erholten sich leicht von den Tiefständen, getragen von der Nachricht, dass der chinesische Versicherer Ping An seine Beteiligung an der schwer angeschlagenen britischen Bank HSBC aufstockt.
Ähnlich wie Finanzaktien verzeichneten auch Energietitel dieses Jahr hohe Kursverluste. Niedrige Ölpreise und die wirtschaftlichen Folgen der Maßnahmen gegen das Coronavirus waren zwei Faktoren, die den Sektor dieses Jahr schwer belastet haben….
Anleihen: Staatsanleihen in der Seitwärtsbewegung
Die Wirtschaftsdaten bestätigten vergangene Woche eine (erhebliche) Erholung in den USA und eine gute Stimmung bei japanischen und europäischen Fertigungsunternehmen. Gleichzeitig steigen aber auch die Covid-19-Infektionszahlen in Europa wieder. Das schürt die Angst vor einer zweiten Infektionswelle – jetzt, wo wir auf den Winter zusteuern. In vielen westlichen Ländern gibt es wieder lokale Lockdowns und eine allgemeine Verschärfung der Beschränkungen in öffentlichen Bereichen. Das führt zu einer Kehrtwende in der Kommunikation und zu der Idee, dass viele Beschäftigte bis zum Frühjahr im Home Office bleiben könnten.
Um einen katastrophalen Anstieg der Arbeitslosigkeit zu verhindern, sind weitere fiskalische Unterstützungsmaßnahmen zu erwarten. In Europa können sich das manche Länder besser leisten als andere. In den USA wird die weitere fiskalische Unterstützung im Vorfeld der Präsidentschaftswahl am 3. November zu einem politischen Spiel. Die Finanzmärkte hoffen, dass die Regierungen letztlich mit Unterstützungsmaßnahmen einspringen; dieser werden aber ihren Preis haben.
Vor diesem Hintergrund dürften die Renditen auf Staatsanleihen in ihrer Handelsspanne bleiben. Riskantere Segmente der Rentenmärkte könnten einem ähnlichen Muster folgen, denn die Ausfallrisiken scheinen im Vergleich zu früheren Krisen niedrig zu bleiben. Dies liegt vor allem an der erheblichen Unterstützung, von der Staatsanleihen und auch einige Unternehmensanleihen mit Investmentgrade- und Hochzins-Rating profitieren. Insofern haben diese Unternehmen Zugang zu den Finanzmärkten und sind in der Lage, von der Marktliquidität zu profitieren, Anleihen zu emittieren und ihren Liquiditätspuffer aufzustocken.
Von den anstehenden Einkaufsmanagerindex-Daten sind keine neuen Hinweise auf die Entwicklung von Zinsen und Spreads zu erwarten, denn die Lage bleibt weitgehend unverändert. Umfragen deuten bereits darauf hin, dass sich der Fertigungssektor offenbar gut hält, weil die Nachfrage von Europas wichtigsten Handelspartnern (USA und China) nach wie vor hoch ist. Der Dienstleistungssektor bleibt indes schwach, weil die Mobilität durch steigende Covid-19-Infektionszahlen eingeschränkt wurde...
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